Fußball

6 Dinge, gelernt am 31. Spieltag Rummenigge sagt basta, Hoeneß zieht zurück

So schlecht gelaunt sehen sie doch gar nicht aus: Thomas Müller, Philipp Lahm, Juan Bernat und Javier Martínez in Wolfsburg.

So schlecht gelaunt sehen sie doch gar nicht aus: Thomas Müller, Philipp Lahm, Juan Bernat und Javier Martínez in Wolfsburg.

(Foto: imago/Contrast)

Deutscher Fußballmeister ist nur der FC Bayern. Allerdings streiten sie in München um die Interpretation: Trostpreis oder nicht? Klubchef Rummenigge jedenfalls verordnet nach diesem 31. Spieltag der Bundesliga einfach mal gute Laune.

FC Bayern verordnet gute Laune

Die deutsche Meisterschaft als Trostpreis? Nicht doch, sagt Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef der FC Bayern München AG pocht auf gute Laune. Nach dem Kantersieg in Wolfsburg und dem fünften Titel hintereinander sagte er am Samstag: "Am Mittwoch waren wir traurig, jetzt sind wir glücklich, so ist der Fußball." Am Mittwoch hatte das Team von Trainer Carlo Ancelotti das Halbfinale des DFB-Pokals gegen die Dortmunder Borussia verloren. Eine Woche zuvor war es gegen Real Madrid aus der Champions League ausgeschieden. Und Präsident Uli Hoeneß hatte in der vergangenen Woche der Münchner "Abendzeitung" erzählt, dass ein Titel pro Saison auf Dauer doch ein bisschen wenig sei.

An mein Herz: Karl-Heinz Rummenigge und Carlo Ancelotti. Wer den Spieler im Hintergrund erkennt, bekommt einen Trostpreis.

An mein Herz: Karl-Heinz Rummenigge und Carlo Ancelotti. Wer den Spieler im Hintergrund erkennt, bekommt einen Trostpreis.

(Foto: imago/MIS)

Was denn nun? Sie hatten sich doch mehr vorgenommen, oder? Auf diese Diskussion hatte Rummenigge wenig Lust: "Wir lassen uns eine deutsche Meisterschaft aber auch nicht kleinreden." Schließlich sei es so: "Wir haben nicht diesen arroganten Anspruch, jedes Jahr das Triple zu gewinnen." Auch Kapitän Philipp Lahm meldete sich zu Wort: "Es ist nicht selbstverständlich, dass man jedes Mal deutscher Meister wird." Ob Hoeneß das weiß? Der Vereinspatron feierte den Titelgewinn am Samstagabend bei einem Fanfest in München mit einer Polonaise - und ruderte ein wenig zurück: "Ich bin stolz auf unsere Mannschaft. Wir sind wieder zehn Punkte vorne - was will man mehr?"

Tja, die Antwort hatte er zuvor selbst gegeben. Und Rummenigge sagte dem ZDF: "Ich widerspreche Uli ungerne, weil ich mit ihm befreundet bin und er ein extrem wichtiger und sehr erfahrener Mann bei Bayern München ist. Aber ich glaube, auch Uli Hoeneß hat Jahre erlebt, egal, ob als Manager, als Spieler oder in seiner Eigenschaft jetzt als Präsident, wo wir titellos waren. Deshalb sage ich: Wir müssen den Anspruch bei Bayern München auch nicht ins Unermessliche führen. Deutscher Meister ist ein toller Titel. In dieser Republik wären 17 andere Mannschaften extrem zufrieden. Bei Bayern München muss es dann auch der Anspruch sein, dass wir zufrieden sind und das nicht als Trostpreis abtun." Ehrlicher war da schon Mats Hummels: "Man muss nicht drum herumreden, dass wir in den anderen Wettbewerben gerne erfolgreicher gewesen wären." Womit wir wieder beim Trostpreis wären.

RB Leipzig setzt auf die Champions League

Gegen Ingolstadt war dann letztlich nicht mehr als diese zähe Nullnummer drin, aber die Rasenballsportler aus Leipzig gehen schon davon aus, dass sie in der kommenden Saison in der Champions League spielen. Es war, das nur am Rande, ihr erstes 0:0 in der ersten Liga. "Wir hätten ein unglaublich großes Ziel verwirklichen können - aber aufgeschoben ist ja schließlich nicht aufgehoben", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl. Wenn die Leipziger am kommenden Samstag (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) bei der heimstarken Hertha gewinnen, ist die Qualifikation für die europäische Königsklasse perfekt. "Wir sind seit sechs Spielen ungeschlagen und fahren voller Zuversicht und mit Tausenden Fans im Rücken nach Berlin."

"Hat kein Mensch etwas davon": Ralph Hasenhüttl

"Hat kein Mensch etwas davon": Ralph Hasenhüttl

(Foto: imago/Jan Huebner)

So richtig verdaut aber hatte Hasenhüttl die Partie gegen seinen Ex-Klub auch am Sonntag noch nicht: "Ich habe nichts dagegen, wenn sich Mannschaften hinten einigeln und leidenschaftlich verteidigen, das ist okay. Aber wenn ein Spieler eine Verletzung vortäuscht, auf dem Platz liegenbleibt und dadurch das Spiel länger unterbrochen ist, hat kein Mensch etwas davon." Hinzu kommt, dass sich Angreifer Timo Werner eine schwere Prellung am rechten Sprunggelenk zugezogen hat. "Die Verletzung ist äußerst schmerzhaft, unsere medizinische Abteilung wird alles geben, um ihn fit zu bekommen. Wir sind froh, dass nichts gebrochen ist. Aber die Schmerzen sind wohl sehr heftig." Aber das mit der Champions League wird schon klappen - bei fünf Punkten Vorsprung auf Platz drei. Kurzer Blick aufs Programm: Am 13. Mai ist der FC Bayern zu Gast im Zentralstadion und am 20. Mai geht’s am letzten Spieltag zur Frankfurter Eintracht.

Schauet, die Lilien!

Sie sind immer noch abgeschlagener Tabellenletzter, und sie werden am Ende in die zweite Liga absteigen. Eine Chance hätten sie wohl nur, wenn die DFL spontan die Saison um zehn Spieltage verlängert. Aber es mag selten eine Mannschaft gegeben haben, die das so gut gelaunt getan hat. Seit es für die Darmstädter de facto um nichts mehr geht, dreht das Team von Trainer Torsten Frings so richtig auf. Das 3:0 der Lilien gegen den SC Freiburg war der dritte Sieg hintereinander - erstklassiger Vereinsrekord. Und im Grunde kann man es noch nicht einmal ausschließen, dass sie nun auch beim FC Bayern gewinnen.

Per Twitter gratulierten sie den Münchnern zur Meisterschaft und rieten ihnen, doch einfach bis zum kommenden Samstag durchzufeiern. Die Fans am Böllenfalltor sangen: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" - auch wenn sie sich selbst dabei nicht ernstnehmen konnten. Wer gute Laune hat, kann sich auch eine Prise Selbstironie leisten. "Für uns ist es besser, dass sie am nächsten Samstag nicht Meister werden können", sagte Marcel Heller. "Wir können mit breiter Brust nach München fahren. Dass es dort nicht leicht wird, ist jedem klar." Und Frings, einst Profi beim FC Bayern gab zu Protokoll: "Man hat in jedem Spiel eine Chance. Und wie ich meine Jungs kenne, werden sie auch in München alles probieren." Und sollten sie dann doch verlieren, wird ihnen das auch nicht die Laune verhageln. "Wir haben jetzt wieder eine Woche, in der wir uns wie ein richtiger Bundesligist fühlen dürfen", sagte Frings, der seinem Team das Fußballspielen beigebracht hat. Und wer weiß: Vielleicht steigen sie so einfach sofort wieder auf.

BVB und TSG vor dem Showdown

Das mit RB Leipzig ist geklärt, bleiben die Dortmunder und die Hoffenheimer, die sich um Platz drei streiten, der direkt, also ohne Playoffs, in die Champions League führt. Nach dem Sieg in letzter Minute gegen Frankfurt liegt die TSG, die jetzt schon auf ihre beste Saison seit dem Aufstieg 2008 verweisen kann, einen Punkt vor dem BVB, für den es gegen Köln nur zu einem 0:0 reichte. Und wie es der Spielplan so will, treffen sich die Königsklassenanwärter am kommenden, also am 32. Spieltag, zu allerbester Fußballzeit am Samstagnachmittag im Westfalenstadion. Und Julian Nagelsmann, Trainer der Hoffenheimer, legt verbal schon einmal vor: "Wir freuen uns auf das Spiel. Ich glaube bei aller Bescheidenheit, dass der Druck bei Dortmund liegt."

"Richtiges Brett": Julian Nagelsmann

"Richtiges Brett": Julian Nagelsmann

(Foto: dpa)

Der dritte Platz soll es am Ende aber schon sein. In der Qualifikation würde dem Neuling auf europäischer Bühne als ungesetzte Mannschaft ein richtiges Brett drohen, erklärte Nagelsmann. Doch er gibt sich cool. "Wir müssen nicht gewinnen, aber wir wollen. Wenn wir gewinnen, wäre es eine tolle Ausgangsposition", sagte er und verwies auf die zwei letzten Spiele gegen Augsburg und in Bremen: "Nach Dortmund ist es nicht vorbei." Dort bleiben sie ebenfalls ruhig: "Es gibt keinen Grund, sich die Laune vermiesen zu lassen. Wir haben die Form und die Mentalität, uns einen Heimsieg gegen Hoffenheim zuzutrauen. Wir werden bereit sein", kündigte Trainer Thomas Tuchel an - und gab seinen Spielern an diesem 1. Mai frei. "Der Monat war sehr lang, aufreibend und aufregend. Deshalb wird es uns gut tun, Pause zu haben, durchschnaufen zu können und sich ein bisschen länger vorzubereiten auf Hoffenheim."

Das Wunder von der Weser

Trainer Alexander Nouri, der Anfang des Jahres noch um seinen Job bangen musste, blieb dann mal sachlich: "Wir haben unser wichtigstes Ziel, den Klassenerhalt, erreicht. Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus", sagte der Trainer, nachdem sein SV Werder die Berliner Hertha mit 2:0 besiegt hatte. "Es wird aber kein neues Ziel ausgerufen." Warum eigentlich nicht. Die Bremer sind seit elf Spielen ungeschlagen, haben in der zweiten Saisonhälfte bisher 29 Punkte ergattert, sind damit nach dem FC Bayern die beste Rückrundenmannschaft und stehen drei Spieltage vor Toresschluss auf einem Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Europaliga berechtigt. Außenverteidiger Robert Bauer räumte dann auch vor dem Gastspiel in Müngersdorf am kommenden Freitag ein: "Wenn wir das Spiel in Köln gewinnen, dann machen wir einen riesengroßen Schritt Richtung Europapokal."

Sie träumen also schon vom etwas größeren Wurf. Das gilt auch für Max Kruse, der gegen die Hertha sein 14. Tor in dieser Spielzeit erzielte. Er hat aber noch ein ganz persönliches Ziel und hofft, dass Joachim Löw ihn demnächst wieder zur deutschen Nationalmannschaft einlädt: "Es freut und ehrt mich, dass der Bundestrainer meine Leistung honoriert. Ich habe immer gesagt, dass ich alles versuche, um auf mich aufmerksam zu machen und meiner Mannschaft zu helfen."

Der HSV spielt wie ein Absteiger

Das mit den Darmstädtern hätten wir geklärt, kommen wir zum Rest der Bande, die sich mehr oder weniger gegen den Abstieg stemmt. Es geht also noch um einen direkten Absteiger und um eine Mannschaft, die noch eine Chance in zwei Spielen gegen den Tabellendritten der zweiten Liga bekommt. Was die Punkte betrifft, hat der FC Ingolstadt die schlechtesten Karten, gemessen an der Leistung ist es der Hamburger SV. Der steht nach dem Debakel in Augsburg auf dem drittletzten Platz. Und so, wie die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol beim FCA auftrat, wäre selbst die Relegation noch ein riesengroßer Erfolg - auch wenn sie dort mutmaßlich chancenlos wäre. "Ich weiß, dass unsere Mannschaft gute Nehmerqualitäten hat, um dann wieder da zu sein, wenn es darum geht", sagte Gisdol. Als wäre es bei den Augsburgern, die nun auf Rang 13 rangieren und ebenfalls noch zittern müssen, um nichts gegangen. Aber was sollen die Hamburger auch erzählen? Sportdirektor Jens Todt behauptete: "Mir macht Mut, dass ich die Mannschaft schon ganz anders gesehen habe." Allerdings glaubt er, erkannt zu haben: "Es ist denkbar, dass die Mannschaft gerade ein bisschen kopfmüde ist." Vielleicht sollten sie sich einfach mal anschauen, wie die Augsburger das gemacht haben: "Ich habe eine brutal überzeugende Mannschaft auf dem Platz gesehen", lobte Trainer Manuel Baum. Diese Einschätzung hat er nicht exklusiv.

Quelle: ntv.de

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