Fußball

Bald Konkurrenz für PSG? Sieben Klubs, vier Kontinente: So sieht Klopps Red-Bull-Welt aus

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Ab dem 1. Januar begibt sich Jürgen Klopp auf bislang unbekannte Pfade. Statt als Trainer zu wirken, kümmert er sich als "Head of Soccer" um ein gemeinsames Konzept für die Vereine. Dabei wird er sehr viel auf Reisen sein, das prophezeit ihm auch sein Vorgänger.

Jürgen Klopp war ausgepowert. Deswegen legte er im Sommer sein Amt als Teammanager beim FC Liverpool nieder. Nur hat er seine Energie offenbar aber schnell wiedergefunden, wie passend, bei einem Energydrink-Hersteller. Ab dem 1. Januar übernimmt der langjährige Trainer bei Red Bull das Amt als "Head of Soccer". Auf den 57-Jährigen wartet eine völlig neue Aufgabe, ein globales Netzwerk mit derzeit sieben Vereinen auf vier Kontinenten. Das wird eine arbeitsintensive Zeit, sagt Ralf Rangnick. Er hatte vor Klopp diesen Posten besetzt.

"Ich hatte ja eineinhalb Jahre das Amt inne. Ich weiß, dass es eine sehr spannende, anspruchsvolle und komplexe Aufgabe sein kann, die aber auch sehr zeitintensiv ist", sagte Rangnick am Tag des großen Red-Bull-Coups. Der 66-Jährige ist mittlerweile Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. Rangnick war in dem übergeordneten Amt beim Getränke-Giganten von 2019 bis 2020 beschäftigt. Er sei, erklärte er, in dieser Funktion oft in Brasilien und in den USA gewesen und habe sowohl dort als auch in Leipzig "die Kaderplanung zumindest mit begleitet". Er wisse aber nicht, was mit Jürgen Klopp besprochen worden sei und wie er diese Rolle interpretiere.

"Ich möchte wieder lernen. Ich möchte sehen, fühlen und herausfinden, was nützlich für den Fußball ist. Wenn man alle drei Tage spielen muss, hat man kaum Zeit dafür", sagte der 57-Jährige in einem erklärenden Video, das er auf Instagram veröffentlichte. "Vor ein paar Monaten habe ich gesagt, dass ich mich nicht mehr an der Seitenlinie sehe, und das ist nach wie vor der Fall. Aber ich liebe weiterhin den Fußball und ich liebe es, zu arbeiten. Red Bull gibt mir die perfekte Plattform dafür", sagte der langjährige Liverpool-Coach. Er wolle in seinem neuen Job die "Erfahrung teilen, die ich über die Jahre hinweg gesammelt habe", sagte Klopp.

Große Potenziale in Brasilien und Japan

Wie der Konzern bei der Bekanntgabe der spektakulären Verpflichtung erklärte, soll sich Klopp künftig um ein gemeinsames Konzept für die Vereine kümmern. In Zusammenarbeit mit den Sportdirektoren der Vereine "bei der Weiterentwicklung der Red Bull-Philosophie" helfen. Zudem soll er "sein umfangreiches Netzwerk" nutzen, um bei der Suche nach neuen Juwelen zu helfen. Die Ausbildung von Toptalenten zu Stars bleibt demnach ein zentraler Baustein in den Plänen von Red Bull. Die Entwicklung von Trainern soll er ebenfalls unterstützen.

Klopp wird in seinem neuen Amt vermutlich eher selten einen festen Arbeitsplatz einnehmen. Die Standorte, an denen er Dienst schieben wird, sind quer über den Kontinent verteilt. Das fußballerische Flaggschiff hat seinen Hafen in Leipzig, hinzu kommt in Europa noch der Stammverein in Salzburg und dessen "Partner" FC Liefering, bei dem sich Talente für den nächsten Schritt beweisen sollen. Unter anderem Liverpool-Star Dominik Szoboszlai, BVB-Nationalspieler Karim Adeyemi und Bayern-Profi Konrad Laimer gingen den Weg über den kleinen Klub.

Weitere Dependancen, die Klopp nun unterstellt sind, sind New York, Braganca Paulista (Brasilien) und Omiya Ardija (Japan). Beim englischen Traditionsklub Leeds United hält Red Bull zudem eine Minderheitsbeteiligung. Vor allem der Standort in Brasilien dürfte in den Fokus rücken, der Klub spielt in der ersten Liga, aber noch gibt es einen deutlich weniger intensiven Austausch der Spieler als geplant. Darüber berichtet die "Kleine Zeitung" aus Österreich. Noch gänzlich in den Kinderschuhen steckt das Engagement beim Drittligisten Omiya Ardija. Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff sieht den Klub als strategisch wichtiges Investment: "Der japanische Fußball hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und viele Spitzentalente hervorgebracht."

Neuer Klub fürs Red-Bull-Imperium?

Womöglich kommt demnächst noch ein weiterer Klub hinzu. Denn Red Bull plant offenbar die Ausweitung seines Engagements im Fußball. Laut der Nachrichtenagentur AFP sollen die Österreicher ein Übernahmeangebot für den französischen Zweitligisten Paris FC vorbereiten. Das sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle.

Man kann das durchaus glauben, denn ein gänzlich geschlossener Kosmos ist der Konzern nicht. Bereits Ende Mai tauchten im Internet Behauptungen auf, Klopp würde zu Red Bull wechseln. Damals wurde alles eilig dementiert. Dem AFP-Bericht zufolge laufen derzeit Gespräche zwischen dem Verein, der die Ligue 2 nach acht Spieltagen anführt, und Red Bull sowie der Familie Arnault, die Eigentümerin des Luxusmarkenunternehmens LVMH ist. Eine Stellungnahme lehnten alle Parteien vorerst ab. Geschäftsmann und Mehrheitsaktionär Pierre Ferracci, seit 2012 Präsident des Klubs, hatte allerdings bereits seinen Wunsch geäußert, das Ruder abgeben zu wollen. Mithilfe von Red Bull könnte in Paris aber ein zweiter Großklub entstehen, in direkter Konkurrenz zu PSG.

Keine Rolle im Tagesgeschäft

Mintzlaff setzt bei der Vernetzung mit den Klubs und der Weiterentwicklung der großen Konzern-Idee auch auf das strahlende "Charisma" des prominenten Neuzugangs. "Er wird unser Engagement im internationalen Fußball und dessen Weiterentwicklung entscheidend mitgestalten. Wir erhoffen uns in wichtigen Bereichen wertvolle und entscheidende Impulse." Und eine Sache ist noch ganz entscheidend: Klopp werde ausdrücklich "nicht in das Tagesgeschäft" der Vereine eingebunden, betonte Mintzlaff. Klopp betonte ebenfalls, eher im Hintergrund arbeiten zu werden. "Ich sehe meine Rolle in erster Linie als Mentor für die Trainer und das Management."

Im Kosmos der roten Bullen trifft der 57-Jährige auch auf ein paar alte Wegbegleiter. Auf Mario Gomez etwa, der ehemalige Topstürmer ist seit 2022 Technischer Direktor bei der Fußball-Abteilung des Unternehmens. Auf den ersten Blick hat er ein ähnliches Aufgabenprofil wie Klopp. Der 39-Jährige arbeitet an der strategischen Planung und unterstützt die Klubs im Netzwerk von Red Bull. Medienberichten zufolge soll er Klopp künftig berichten. Ein ganz enger Vertrauter, und ebenfalls mittlerweile in der Getränkewelt unterwegs, ist Pep Lijnders: Ab 2018 war der Niederländer Co-Trainer von Klopp beim FC Liverpool. Auch er verabschiedete sich im Sommer aus England und wechselte nach Salzburg. Nach einer heftigen Niederlage gegen Vorjahresmeister Sturm Graz (0:5) steht Lijnders beim vorherigen Serien-Titelträger allerdings bereits unter Druck.

Quelle: ntv.de, mit dpa/sid

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