Das bringt der Olympia-Mittwoch Korea feiert den Helene-Fischer-Effekt
20.02.2018, 19:02 Uhr
Koreanische Ekstase.
(Foto: AP)
Lindsay Vonn will Gold - für ihren verstorbenen Opa. Darauf wird Viktoria Rebensburg wenig Rücksicht nehmen, für sie dürfte die Abfahrt das letzte olympische Skirennen sein. Beim koreanischen Eisschnelllaufen tun sich derweil Parallelen zu Helene Fischer auf.
Ski alpin: Gibt es endlich die erste Goldmedaille für Drama-, Verzeihung, Speed-Queen Lindsay Vonn? Vieles deutet darauf hin, die Abfahrt der Damen (ab 3 Uhr im Olympia-Liveticker bei n-tv.de) dürfte ihre letzte realistische Chance auf einen Olympiasieg sein. Die 33-jährige Amerikanerin geht nach Bestzeit im ersten Training als Favoritin in das Rennen, das sie für ihren letztes Jahr verstorbenen Großvater gewinnen will. Ob's klappt? Vonn sieht die Sache pragmatisch: "Es ist alles oder nichts. Es gibt also keinen Grund, über Druck oder Erwartungen nachzudenken. Entweder ich gewinne oder ich verliere. Wenn ich nervös bin, werde ich verlieren, also ergibt das keinen Sinn." Dass sie nach ihren Äußerungen über US-Präsident Donald Trump derzeit massiv angegangen wird, kümmert sie derweil wenig - es dürfte eher eine zusätzliche Motivation für die extrovertierte Amerikanerin sein.
Vorsichtig optimistisch zeigt sich auch die deutsche Starterin Viktoria Rebensburg, die am Mittwoch wohl ihr letztes Olympisches Rennen bestreitet. Gut also, dass sich im letzten Training eine Trendwende nach den eher enttäuschenden Auftritten in Pyeongchang andeutet: "Heute war das erste Mal, wo ich sage, das gibt mir Zuversicht beim Fahren", so Deutschlands beste Skirennfahrerin nach dem Abschlusstraining. Neben Vonn und (mit Abstrichen) Rebensburg gehen die Italienerin Sofia Goggia und Ramona Siebenhofer aus Österreich als Mit-Favoritinnen auf die Piste.
Ski Freestyle: Bekommt in Deutschland definitiv zu wenig Aufmerksamkeit. Das findet jedenfalls der sportliche Bereichsleiter, Heli Herdt: "Mit den Mitteln, die wir jetzt haben, kriegen wir den Anschluss nicht", allein in den Bereichen Slopestyle und Halfpipe hält Herdt eine Investition von insgesamt über fünf Millionen Euro über die nächsten beiden Olympia-Zyklen für notwendig, um den Anschluss an die Weltspitze herzustellen. Denn anders als andere Verbände finanziert sich der DSV selbst, also ohne Zuschüsse des Bundes. Nicht ganz so schlecht sieht es allerdings im Skicross (6:35 Uhr) aus - immerhin starten mit Paul Eckert, Florian Wilmsmann, Tim Hronek drei Deutsche. Kurzfristig dürfte ohnehin ein anderes Problem beherrschend sein. Schon nach den Wettbewerben der Snowboardcrosser gab es massive Kritik an der hochriskanten Strecke . Athletensprecher Konstantin Schad sprach in der "FAZ" gar von einer Entwicklung "in Richtung Tod". Nun ist es so, dass für die Skicrosser die Piste leicht angepasst wurde - nach Meinung des DSV jedoch nicht genug. Das Konzept ist freilich so: Vier Starter treten auf einem mit Sprüngen, Wellen und Kurven versehenen Kurs gegeneinander an - nicht zu stürzen, ist für den Sieg unabdingbar. Am besten können das momentan zwei Schweizer und ein Franzose: Marc Bischofberger, Alex Fiva und der Sotschi-Olympiasieger Jean-Frederic Chapuis gelten als Favoriten auf den Olympiasieg.
Ski nordisch: Gehen die Marit-Björgen-Festspiele weiter? Gut möglich, denn überraschenderweise startet die norwegische Ausnahmekönnerin auch im Teamsprint (Freistil). An der Seite der amtierenden Weltmeisterin Maiken Caspersen Falla kämpft sie ab 11 Uhr um die achte olympischen Goldmedaille ihrer Karriere. Mit dann achtmal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze würde die 37-Jährige den Biathleten Ole Einar Björndalen (Norwegen/8-4-1) als erfolgreichsten Wintersportler bei Olympia ablösen. Bei den Männern kann Johannes Hösflot Kläbo gemeinsam mit Martin Johnsrud Sundby sein drittes Pyeongchang-Gold holen (11:30 Uhr).
Für Deutschland gehen Nicole Fessel und Sandra Ringwald an den Start, die Männer werden durch Thomas Bing und Sebastian Eisenlauer vertreten. Im Teamsprint waren die Männer jedoch zuletzt vom Pech verfolgt: "Bei der WM in Lahti waren wir Siebter - mit ausgekugelter Schulter und verlorenem Ski. Wenn wir das beides streichen, bin ich zuversichtlich, dass wir ein bisschen weiter vorne rauskommen", sagt Eisenlauer. Bei der WM 2017 hatte sich Eisenlauer bei einem Sturz die Schulter ausgekugelt und auf der Schlussrunde zudem einen Ski verloren. Bei Olympia 2014 war Tim Tscharnke kurz vor dem Ziel gestürzt und verpasste mit Hannes Dotzler eine sichere Medaille. Vielleicht ein gutes Zeichen: Anders als in Sotschi wird der Wettbewerb diesmal im Freistil und nicht klassisch ausgetragen.
Bob: Jetzt, wo es einen eindeutigen Sieger im Streit Sandra Kiriasis vs. das jamaikanische Bobteam gibt, kann man sich ja durchaus wieder auf das Sportliche fokussieren. Zumal das aus deutscher Sicht wirklich Lust auf die Läufe drei (12:40 Uhr) und vier (13.50 Uhr) macht. Mariama Jamanka liegt mit Anschieberin Lisa Buckwitz nach den beiden ersten Läufen überraschend auf Rang eins. Das Duo liegt 0,07 Sekunden vor Weltmeisterin Elana Meyers Taylor. Die Amerikanerin stellte in Durchgang eins mit Lauren Gibbs in 5,22 Sekunden einen Startrekord und in 50,52 Sekunden einen Bahnrekord auf. Auf Rang drei landete im Olympic Sliding Centre Stephanie Schneider, die mit der angeschlagenen Anschieberin Annika Drazek allerdings nicht auf die gewohnt starke Startzeit kam. Das deutsche Duo hat aber nur zwei Hundertstelsekunden Vorsprung vor der Amerikanerin Jamie Greubel Poser.
Die zweimalige Olympiasiegerin Kaillie Humphries aus Kanada liegt nur auf Rang fünf. Anna Köhler aus Winterberg landete mit Erline Nolte vorerst auf Platz zwölf. Jamaikas Bobteam übrigens mit der ehemaligen US-Pilotin Jazmine Fenlator-Victorian, die nach turbulenten Tagen beim Start in Lauf eins am Anschubbügel vorbei griff, landete nach dem Missgeschick nur auf Rang 18.
Eisschnelllauf: Wenn man das Wort Eisschnelllauf durch den Google-Übersetzer jagt, kommt in etwa das dabei heraus: 스피드 스케이팅. Ob das korrekt ist, können wir an der Stelle nicht zweifelsfrei klären. Was wir aber wissen: Die Auftritte der lokalen Stars haben in etwa den Effekt als würde Helene Fischer hierzulande eine flotte Runde aufs Eis legen. Also Ekstase pur. Zwar ist nach Olympia-Rekord im Vorlauf bei der Teamverfolgung der Damen um 13:58 Uhr das Team Oranje Top-Top-Top-Favorit. Atemlos durch die koreanische Nacht geht's dann aber 19 Minuten später, wenn es bei den Herren auf den erwarteten Zweikampf um Gold zwischen den Niederlanden (Überraschung) und Südkorea hinausläuft. Die deutschen Damen haben mit der Entscheidung um Gold, Silber und Bronze nichts zu tun - Claudia Pechstein, Gabriele Hirschbichler und Roxanne Dufter laufen am Mittwoch nur noch um Platz fünf.
Quelle: ntv.de, jgu