Technik

Sinnvoll oder Werbeinstrument 200-Hertz-Technik beim TV

600 Hz - was soll man davon halten?

600 Hz - was soll man davon halten?

(Foto: Panasonic)

In diesem Jahr werden wieder Fernseher das Bild der IFA bestimmen. Wenn die weltweit größte Messe für Unterhaltungselektronik vom 4. bis zum 9. September in Berlin ihre Pforten für Besucher öffnet, werden die Superglotzen die Blicke auf sich ziehen. Einige Neuheiten bringen einen offensichtlichen Nutzen, manchmal erschließt sich dieser aber selbst Experten nur auf den zweiten Blick. Die Schlagworte der Hersteller lauten: 200 Hertz und mehr, LED Backlight sowie Internet auf dem Fernsehen.

 

Die meisten Hersteller versehen zumindest ihre neuen Oberklasse-Modelle mit der Aufschrift "200 Hertz". Das gilt für Philips ebenso wie für LG, Sony, Samsung oder Toshiba. Üblicherweise wird das Fernsehprogramm mit einer Bildwechselfrequenz von 50 Hertz (Hz), also mit 50 Bildern pro Sekunde, ausgestrahlt. Dadurch kann bei Flachbildfernsehern Bewegungsunschärfe auftreten, die in schnellen Szenen besonders auffällt.

 

Um das zu vermeiden, gibt es schon seit einigen Jahren Geräte mit 100-Hz-Technologie. Das 50-Hz-Bild wird dabei mit doppelter Frequenz wiedergegeben. Und nun sind die Hersteller eben bei 200 Hz angelangt - was bringt das? "Viel", sagt Roland Seibt von der Zeitschrift "Video homevision". "Allerdings ist der Unterschied zwischen 100 und 200 Hertz in der Regel nicht besonders groß." Einen echten Fortschritt bedeutet "200 Hz" aber im Vergleich zum 50-Hz-Fernseher.

 

"200 Hertz" ist zunächst als Werbeaussage für Bewegungsschärfe zu verstehen. Die Wege dorthin sind unterschiedlich - nicht unbedingt wird tatsächlich die Bildwiederholfrequenz erhöht. Einer der technischen Tricks, mit denen sozusagen ein 200-Hertz-Gefühl erreicht werden soll, ist das "Backlight Scanning": Auf Basis von 100 Hertz wird die Leuchtdauer der einzelnen Bildpunkte verkürzt, wodurch das Bild noch schärfer wirkt.

 

Panasonic wirbt sogar mit "600 Hz" für den Viera NeoPDP. Mit einer Vervielfachung der Bildfrequenz hat die Technologie dahinter laut Seibt wenig zu tun. Aber letztlich stimme das Ergebnis sowohl bei den 200-Hz-Geräten als auch beim Plasma-Gerät mit 600 Hz. Das Spiel mit den Hertz-Zahlen erinnert an bisschen an den überbewerteten Wettlauf um die höchste Taktfrequenz bei PC-Prozessoren. Georg Wilde von Philips sieht es nüchtern: "Für die Bildqualität gibt es Wichtigeres als die Bildwiederholungsrate."

 

Edge oder Direct LED

 

LED ist das zweite große Thema. Toshiba geht sogar soweit, einen LED-Fernseher zur IFA anzukündigen. Das ist aber unnötig verwirrend, da es sich nach wie vor um einen LCD handelt. Zum Hintergrund: Die in LCD-Geräten für die Bilderzeugung genutzten Flüssigkristallteilchen wurden bisher mit Kaltkathodenstrahl-Röhren (CCFLs) von hinten durchleuchtet. Das verbraucht relativ viel Strom und sorgt nicht immer für eine gleichmäßige Ausleuchtung des Displays.

 

LED soll Abhilfe schaffen: Viele kleine Leuchtdioden strahlen die LCD-Teilchen an. Das Bild soll dadurch gleichmäßig hell sein. "Und LED verbrauchen weniger Strom", erklärt Seibt. Doch LED Backlight ist nicht gleich LED Backlight: Bei manchen Geräten sind die LED-Lämpchen nur am Rand des Panels angebracht, wodurch sich wieder die Frage nach der gleichmäßigen Ausleuchtung stellt. Dafür erlaubt diese Edge-LED - Edge steht für Rand - genannte Technik eine äußerst flache Bauweise.

 

Die andere LED-Backlight-Variante heißt Direct LED oder Local Dimming. "Es gibt große Unterschiede zwischen Edge und Local Dimming", sagt Seibt. Bei Letzterem werden die Dioden gleichmäßig auf der gesamten Rückseite des Panels angebracht. Dadurch können einzelne Bildbereiche unterschiedlich hinterleuchtet werden, die Dioden können lokal gedimmt werden. So lässt sich etwa die Darstellung sehr dunkler Filmszenen verbessern. Abhängig davon, wie viele LEDs verwendet werden, kann der Stromverbrauch bei Direct LED aber deutlich höher sein als bei Edge.

 

Fernsehen mit Internetzugang

 

Thema Nummer drei im TV-Technik-Jahr 2009 ist der Fernseher mit Internetzugang. Philips zum Beispiel nennt diese Funktion bei seinen Oberklasse-Geräten der 8000er- und 9000er-Serie Net TV: Über eine Bedienoberfläche lassen sich speziell angepasste Inhalte aufrufen. "Derzeit haben wir rund 60 Partner für Net TV", sagt Georg Wilde. Dieses ermöglicht allerdings anders als die Konkurrenz auch direkten Zugang ins World Wide Web.

 

Samsung hat gemeinsam mit Yahoo eine Erweiterung von Web-Inhalten für Fernseher entwickelt und einige Geräte mit der Internet@TV-Funktion ausgestattet. Sie erlaubt es dem Anwender, sich nach Gusto sogenannte Widgets einblenden zu lassen. Zum TV-Programm erscheinen dann auf dem Bildschirm Angaben zum Wetter oder auch der aktuelle Spielstand bei der Partie des Lieblingsfußballclubs.

 

Weitere Themen bei den IFA-Ausstellern werden umweltfreundliche Produktion beziehungsweise Stromsparen sowie der kommende Common-Interface-Standard CI plus sein. Dafür tut sich beim Rennen um immer größere Fernseher nicht mehr viel. Für noch massigere Geräte als bisher ist in den meisten Wohnungen einfach kein Platz.

Quelle: ntv.de, dpa

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