Mit 3D auf die Erfolgsspur 3DS soll Nintendo retten
19.01.2011, 16:03 UhrSeit dem Gameboy ist der Name Nintendo ein Synonym für die Spielekonsole im Taschenformat. Doch die mobilen Konsolen haben mit den Smartphones mächtige Konkurrenz bekommen. Nintendo reagiert mit technischer Aufrüstung: Die 3DS hat einen 3D-Bildschirm, für den man keine Brille braucht.
Am 25 März bringt Nintendo die 3D-fähige Mobil-Konsole 3DS auf den europäischen Markt. Den Preis nannte das japanische Unternehmen bei der Präsentation in Amsterdam nicht. Er dürfte bei etwa 200 Euro liegen: In Japan werden 25.000 Yen fällig, umgerechnet 225 Euro, in den USA 250 Dollar, rund 185 Euro. Mit der 3DS wollen die Japaner an alte Erfolge anknüpfen. Jahrelang fuhr Nintendo gut damit, Konsolen für Menschen anzubieten, die mit Computerspielen sonst wenig am Hut haben. Den bewegungsempfindlichen Controller der Wii-Konsole schwingen gerne auch Kinder, Frauen und Senioren. Und auch die mobile Konsole DS lockt viele Gelegenheitsspieler, sie jagen "Super Mario" im Kart über die Rennstrecke oder versorgen die virtuellen Haustiere "Nintendogs".
Doch diese hat zwei Schwächen. Zum einen kaufen die Wenig-Spieler auch wenig Software. Zum anderen haben die mittlerweile in die Jahre gekommenen DS-Modelle viel Konkurrenz: Erzrivale Sony hat mit seiner Playstation Portable eine ähnliche Käufergruppe im Blick. Und Smartphones bieten ein Spielerlebnis, das vielen als Häppchen für Zwischendurch ausreicht. Dieser Trend schlägt auf die Nintendo-Bilanz durch. Im laufenden Geschäftsjahr brach der Umsatz ein, im ersten Halbjahr schrieb das erfolgsverwöhnte Unternehmen gar Verlust. Das hat mit Wechselkurs- Einbußen durch den starken Yen zu tun, zum Teil mit der wachsenden Konkurrenz für die Wii aber eben auch mit dem schleppenden Verkauf der Mobilkonsolen.
Mit der 3DS geht Nintendo nun beide Probleme an. Einen 3D-Bildschirm, der ohne spezielle Brille einen räumlichen Eindruck erzeugt da müssen auch die besten Smartphones passen. Gleichzeitig ist das Gerät so rechenstark, dass auch aufwendige Spiele darauf laufen. So ermöglicht die 3DS ein neues Spielerlebnis. Damit umwirbt das Unternehmen wieder eine Zielgruppe, die es über Jahre weitgehend ignorierte: Kleine und große Jungs, die gerne und viel spielen. Dafür stehen Titel wie "Metal Gear Solid" oder "Final Fantasy", die beide treue Fangemeinden haben. Ein weiterer Pluspunkt: Die neue Generation ist abwärtskompatibel und spielt auch Titel für DS und DSi ab wenn auch nicht in 3D.
Die Branche glaubt an 3DS
Glaubt man Branchenexperten, stehen die Chancen des neuen Taschen-Nintendo gut. Viele, die das Gerät bereits in die Hand bekommen haben, schwärmen. Das deutsche Videospielmagazin GEE schrieb, der 3D-Effekt erfasse den ganzen Körper: "Man möchte in die Welt hinter dem Bildschirm hineingreifen." Erstmals fühle es sich so an, als sei das auch möglich. Bobby Kotick, Chef des Spielekonzerns Activision Blizzard, sagte gar, die 3DS könne ein "Game changer" werden, also ein Gerät, das die Regeln des Marktes verändert.
Auch die Software-Hersteller glauben offenbar an einen Erfolg in 3D. 25 Spiele sind zum Marktstart verfügbar, darunter Adaptionen großer Erfolge wie "Mario Kart", "Metal Gear Solid" oder "Final Fantasy". Zudem plant Nintendo Allianzen mit Hollywood-Studios, um deren Animationsfilme in 3D auch auf die Konsole zu holen. Mit der Vielfalt wachsen die Chancen für einen Kickstart deutlich.
Einen Haken hat die 3D-Begeisterung der Elektronikbranche: Nicht jeder Zuschauer und Spieler verträgt die visuelle Täuschung, die dem Tiefeneffekt zugrunde liegt. Nintendo empfiehlt die Konsole nicht für Kinder unter sechs Jahren aus reiner Vorsicht, wie man betont. Bei Vorab-Präsentationen berichteten auch einige wenige Erwachsene von Schwindelgefühlen. Für den Erfolg der 3DS ist wichtig, dass es bei Einzelfällen bleibt. Sonst wird auch Nintendo schwindelig.
Quelle: ntv.de, dpa