Viele Wächter taugen nichts Android-Schutz unter der Lupe
13.03.2012, 06:26 UhrObwohl viele Experten den Nutzen solcher Programme anzweifeln, gibt es immer mehr Schutz-Software für Android-Smartphones - kostenpflichtige Anwendungen und Gratis-Apps. Die meisten von ihnen taugen allerdings nicht viel, wie eine aktuelle Untersuchung von AV-Test zeigt.
Möchte man den Anbietern von Sicherheits-Software glauben, sollten Besitzer eines Android-Smartphones unbedingt ein Schutz-Programm installieren. Es gäbe immer mehr Malware-verseuchte Apps und ohne Virenscanner dürfe man sich seines Handys nicht mehr sicher sein, heißt es. Doch eigentlich ist bereits der Begriff "Virenscanner" streng genommen falsch. Denn laut Definition ist ein Computervirus ein sich selbstständig verbreitendes Programm. Solche Schädlinge gibt es aber auch für Android in der freien Wildbahn (noch) nicht.
Malware holt sich ein Android-Nutzer gewöhnlich selbst in den Speicher, indem er unvorsichtig ist und unbekannte Apps installiert, ohne deren Berechtigungen zu überprüfen. Die vom Smartphone-Besitzer selbst installierten Schädlinge funken persönliche Daten an ihre Auftraggeber, laden weiteren Code nach, verändern Einstellungen oder versenden sündhaft teure SMS.
Ob man so eine Malware dann Trojaner oder Adware nennt, ist dabei nebensächlich. Kein Nutzer möchte Apps mit solchen "Nebenbeschäftigungen" auf seinem Smartphone haben. Deshalb ist es für viele Besitzer eines Android-Smartphones beruhigend, zusätzlich zur eigenen Vorsicht einen Wächter zu installieren. Aber schützen die Apps der Sicherheitsanbieter tatsächlich oder vermitteln sie nur ein trügerisches Gefühl der Sicherheit? AV-Test hat 41 "Virenscanner" unter die Lupe genommen.
Fehlende Auto-Funktionen
Nützliche Extras wie Handyortung und andere Diebstahlschutz-Funktionen wurden im Test nicht berücksichtigt. Die Tester untersuchten einzig und alleine die Erkennungsrate bei der Suche nach Malware. Aber auch wenn es nicht in die Testergebnisse mit einfloss, bemängelte das Labor, dass einige Sicherheits-Apps nicht in der Lage sind, Protokolle zu sichern, Scans selbstständig zu starten oder Schädlinge automatisch zu löschen.
Grundsätzlich erkannte AV-Test bei den Prüflingen zwei Vorgehensweisen: Während die eine Gruppe den kompletten Smartphone-Speicher überprüft, scannen andere nur die Apps und wichtige Dateien. Dabei unterschieden die Tester nicht, ob eine App auf Befehl eine Untersuchung startet oder versucht, ungebetene Gäste schon bei der Installation zu erkennen. Tatsächlich erscheint es sinnvoller, Komplett-Scans durchzuführen, da einige Apps sich scheinbar "sauber" installieren lassen und ihren Spionage-Code erst später heimlich nachladen.
18 Android-Wächter erwiesen sich im Test als völlig untauglich. Sechs von ihnen erkannten keinen einzigen Schädling, zwölf weniger als 40 Prozent der Malware. Erstaunlich ist, dass sich unter den sechs Testkandidaten, die nur eine Erkennungsrate zwischen 40 und 65 Prozent erreichten, bekannte Namen wie G Data und McAfee befinden.
Erfreulicherweise sind fast alle Testsieger, die über 90 Prozent der Schädlinge identifizieren konnten, Gratis-Programme: Avast Free Mobile Security, Dr. Web Anti-virus Light, Ikarus mobile.security Lite, Kaspersky Mobile Security Lite, Lookout Security & Antivirus und Zoner Antivirus Free. Komplettiert wird die Spitzengruppe von F-Secure Mobile Security, dessen Lizenz für zwölf Monate 34,95 Euro kostet.
Weitere zehn Apps, deren Ergebnisse zwischen 65 und 90 Prozent liegen, wertet AV-Test auch als "sehr gute Produkte", die bei anderen Test-Schädlingen möglicherweise die Spitzengruppe erreicht hätten. AV-Test schreibt außerdem, dass es Beschwerden gäbe, die Testmethoden möglicherweise ungenau seien und Ergebnisse durch andere Einflüsse verfälscht worden sein könnten. Das Labor führt zusätzliche Tests durch und will das Resultat baldmöglichst veröffentlichen.
Quelle: ntv.de