Volksverhetzung im Netz? Anzeige gegen Schlingensief
25.06.2002, 12:52 UhrChristoph Schlingensief ist immer mal wieder für einen Skandal gut. Da waren seine provokanten Fernsehshows, seine Aufsehen erregende Wählerinitiative "Chance 2000" oder seine "Hamlet"-Inszenierung, in der er angeblich ausstiegswillige Neonazis als Komparsen einsetzte. Schlingensiefs jüngster Streich trägt in Anlehnung an das "Projekt 18" der FDP den Titel "Aktion 18" und brachte dem Regisseur nun eine Anzeige wegen des Verdachts auf Volksverhetzung ein.
Grund für den Eklat ist die Internet-Seite, auf der Schlingensief für seine Aktion geworben hatte. Die Seite sei akustisch und textlich "starker Tobak", hieß es von Seiten der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Unter anderem seien dort Märsche aus der Nazi-Zeit zu hören gewesen.
Keine Hinweise auf eine Straftat gebe es hingegen im Zusammenhang mit der "Aktion 18" selbst, die Schlingensief am Montag in Düsseldorf durchgeführt hatte. Vor der Firma von FDP-Parteivize Jürgen Möllemann hatte Schlingensief einen Galgen mit Strohpuppe, ein Konterfei des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon und eine israelische Flagge angezündet. Zudem zerriss er FDP-Wahlplakate und kippte tote Fische in ein mitgebrachtes Klavier. Die Aktion des Theaterprovokateurs wurde als Protest gegen Möllemann und dessen israel-kritische Äußerungen interpretiert.
Der Hergang werde anhand von Videoaufzeichnungen "haargenau geprüft", erklärte Oberstaatsanwalt Johannes Mocken. Allerdings scheine der Auftritt vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Erst wenn Strafanträge gestellt würden, könne wegen möglicher Beleidigungstatbestände ermittelt werden. Bislang lägen solche Anträge jedoch nicht vor - "weder von Jürgen Möllemann noch von Ariel Scharon ".
Quelle: ntv.de