"Sklavisch abgekupfert" Apple attackiert Android
19.04.2011, 12:12 UhrApple fährt schweres Geschütz gegen die neue Handy-Supermacht Android auf. Samsungs Smartphones und Tablets mit den Google-Betriebssystem seien eine Nachahmung von iPhone und iPad, heißt es in einer Apple-Klage. Das eigentliche Ziel: Der Android-Pate Google.

Das iPhone 4, das Galaxy S 4G, das iPad 2 und das Galaxy Tab 10.1 - ähnlicher als erlaubt?
(Foto: dpa)
Apple wirft dem südkoreanischen Konkurrenten Samsung Produktpiraterie vor. Samsung kopiere bei seinen Handys und Tablets mit dem Google-Betriebssystem Android Technik und das Design von iPhone und iPad, behauptet Apple in einer Klage. Das eigentliche Ziel dürfte wie schon bei Apples Patentklagen gegen die Hersteller HTC und Motorola der große Rivale Google sein, der hinter Android steht. Das Google-Betriebssystem ist dabei, die Führung im Handy-Markt zu übernehmen.
In der in Kalifornien eingereichten Klage fordert der US-Konzern laut übereinstimmenden Medienberichten einen Stopp des Ideenklaus sowie Schadenersatz. Samsung will sich gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen. Pikant macht die Geschichte, dass Samsung auch als ein großer Apple-Zulieferer mit Milliarden-Verträgen bekannt ist, unter anderem bei Speicherchips.
Ähnlichkeiten bei App-Symbolen
Samsung habe sich bei seinen Geräten "sklavisch" an Design, Bedienung und Technologie von Apple-Produkten gehalten, zitiert die Finanznachrichtenagentur Bloomberg aus der Klage. Die Vorwürfe untermauerte Apple mit Bildern, auf denen nebeneinander ein iPhone 3 GS und ein Samsung Galaxy S abgebildet waren. Apple verweist auf Ähnlichkeiten bei der Form des rechteckigen Gehäuses mit abgerundeten Kanten. Auch bei den Symbolen einzelner Apps wie Telefon oder Bildergalerie gebe es auffällige Überschneidungen. Samsung stellt auch das Tablet Galaxy Tab her, das gegen Apples iPad antritt.
Das Vorgehen gegen Samsung richtet sich auch gegen Google, denn der südkoreanische Konzern ist einer der wichtigsten Hersteller von Android-Geräten und baut auch das aktuelle Flaggschiff Nexus S. Die Klage reichte Apple bereits am Freitag ein, bekannt wurde sie aber erst am Montag. Konkret wirft der iPhone-Hersteller Samsung die Verletzung mehrerer Patente vor.
Samsung wehrt sich
"Samsung wird aktiv durch angemessene legale Maßnahmen auf diese rechtlichen Schritte reagieren, um unser geistiges Eigentum zu schützen", heißt es in einer Mitteilung des südkoreanischen Elektronikherstellers. Die Entwicklung von Kerntechnologie sowie die Stärkung des "Portfolios von geistigem Eigentum" seien der Schlüssel zum Erfolg des Unternehmens. Man gehe auch davon aus, dass Apple gegen Samsung-Patente für Kommunikationsstandards verstoßen habe, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap einen Konzernsprecher. "Wir erwägen eine Gegenklage."
Zeitgleich ist bekannt geworden, dass Apple in den Klagen gegen HTC und Nokia bei der US-Handelsbehörde ITC eine Niederlage droht. Die ITC-Experten sehen keine Verletzung von Apple-Patenten, wie zum Start der Verhandlung verlautete. Ihre Analyse ist aber nicht bindend. Ein ITC-Richter will sein Urteil im August verkünden, es kommt dann vor die gesamte sechsköpfige Kommission. Die ITC (International Trade Commission) kann die Einfuhr von Geräten in die USA verbieten. Auch Nokia klagte gegen Apple vor der Kommission.
Mit dem Start des iPhone hat Apple 2007 den Smartphone-Markt umgekrempelt. Galten Smartphones bis dahin fast ausschließlich als Business-Handys, machte Apple mit einem großen Touchscreen und zahlreichen mehr oder weniger nützlichen Zusatzprogrammen das iPhone zum begehrten Accessoire. Mit den Apps führte der Konzern nicht nur ein neues Design ein, sondern bescherte der Branche auch ein neues Geschäftsmodell. Doch inzwischen haben andere Anbieter nachgezogen: Apple hat sich mit dem iPhone zwar eine lukrative Marktposition im Prmium-Segment gesichert, aber Android gelang es in kürzester Zeit, Nokia von der Spitzenposition bei den Computer-Handys zu stoßen. Dazu hat entscheidend beigetragen, dass Android-Handys von diversen Herstellern gebaut werden.
Quelle: ntv.de, dpa