Rache für Google Baidu verklagt US-Firma
20.01.2010, 08:08 UhrDie erfolgreiche chinesische Suchmaschine Baidu geht nach einem Hacker-Angriff durch die "Iranische Cyberarmee" in die Offensive und klagt gegen den US-amerikanischen Domain-Verwalter. Erst kürzlich hatte Google sich im Zusammenhang mit einem Hackerangriff gegen China gestellt und mit dem Rückzug aus dem Land gedroht.

384 Millionen Chinesen surfen im Netz. Zum Vergleich: In den USA leben etwa 308 Millionen Menschen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nach einem Hacker-Angriff auf seine Suchmaschine verklagt das chinesische Internetunternehmen Baidu den amerikanischen Domain-Verwalter register.com wegen "grober Nachlässigkeit". Wie die größte Suchmaschine in China nach Angaben chinesischer Medien in Peking mitteilte, sei die Klage auf Schadenersatz vor Gericht in New York eingereicht worden.
Baidu war vergangene Woche Opfer eines Angriffs von Hackern geworden, die sich selber "Iranische Cyber-Armee" nannten und auch eine iranische Flagge auf der Suchseite platzierten. Die Seite war stundenlang nicht zu benutzen.
Wie du mir, so ich dir ...
Die Klage gegen den US-Dienstleister erfolgt vor dem Hintergrund des Streits zwischen Google mit den chinesischen Behörden über einen Hacker-Angriff im Dezember auf den US-Internetkonzern. Die Attacke, die laut Google aus China kam, veranlasste das Unternehmen, sein Engagement in dem Wachstumsmarkt zu überdenken. Google kündigte an, seine Suchergebnisse in China künftig nicht mehr selber zensieren zu wollen. Dafür wird sogar einen Rückzug aus China in Kauf genommen.
Der Sprecher des Außenministeriums, Ma Zhaoxu, erklärte darauf, es werde für Google "keine Ausnahme" gemacht. Der Internetkonzern müsse sich in China an die Gesetze halten. Dass die Hacker-Angriffe aus China stammen, wie Google angab, sehen die chinesischen Behörden als unbewiesen an. Google hat in China nur 33 Prozent Marktanteil, während Baidu mit 63 Prozent Marktführer ist.
Nach dem Hacker-Angriff auf Baidu am 12. Januar teilte das Unternehmen in einer Erklärung in Peking mit, die Software hinter ihrem Domain-Namen sei in Folge "grober Nachlässigkeit" des US-Unternehmens register.com "illegal und boshaft geändert" worden. Nutzer seien über mehrere Stunden nicht in der Lage gewesen, die Suchseite zu nutzen, was Baidu großen Schaden zugefügt habe. Es war der schwerste Angriff seit seiner Gründung 1999.
Auch Twitter wurde "gehackt"

Der Erfolg von Baidu ist mit dem Namen des 42-jährigen Internetexperten Robin Li verknüpft. Li studierte in den USA und nahm dorcht die Internet-Konkurrenz unter die Lupe.
(Foto: REUTERS)
Die wahre Identität der Hacker mit dem Namen "Iranische Cyber-Armee" ist unbekannt, doch stand eine solche Gruppe auch hinter einem Angriff auf Twitter der den Kurznachrichtendienst lahmgelegt hatte. Irans Botschaft in Peking wies Spekulationen über eine Verbindung der Hacker zu Regierungsstellen im Iran zurück und verurteilte den Angriff, wie Chinas Staatsfernsehen berichtete.
Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen Baidu wird in China immer populärer, was nach Meinung der Experten auch darauf zurückzuführen ist, dass die Seite mit den chinesischen Zensoren kooperiert. Über 200 Mio. Menschen nutzen mittlerweile den mächtigsten Wettbewerber zu Google und Yahoo. Somit beherrscht Baidu etwa zwei Drittel des Marktes in China. Die Einnahmen stiegen im Jahr 2008 um 83 Prozent auf 3,2 Mrd. Yuan (umgerechnet etwa 320 Mio. Euro) und das Ergebnis hat sich auf 1,1 Mrd. Yuan verdoppelt.
Kritiker von Baidu halten die Suchmaschine für eine einfache Kopie der US-Suchmaschine Google.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa