"Mount Everest der Computer" China baut schnellsten Rechner
28.10.2010, 17:01 UhrDer schnellste Computer der Welt steht nicht länger in den USA, sondern in China. "Tianhe-1" soll 1,4 Mal schneller sein. Er bringt eine Rechenleistung, wie sonst 50.000 Computerprozessoren. Doch die Konkurrenz arbeitet bereits an noch schnelleren Rechnern.

Auch in Deutschland gibt es einen Supercomputer - "Jugene" im Forschugnszentrum Jülich.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
China hat die USA im Wettlauf um den schnellsten Computer abgelöst. Der Supercomputer "Tianhe-1" schaffe 2,507 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, berichteten chinesische Medien. Der US-Experte Jack Dongarra, der die internationale Liste der schnellsten Rechner verwaltet, sagte der "New York Times", der Rechner werde damit die bisherige Nummer eins klar abhängen - der Zeitung zufolge ist er 1,4 Mal schneller. Allerdings haben die Chinesen zum Bau ihres prestigeträchtigen Supercomputers zum größten Teil Chips "made in USA" benutzt.
Der übersetzt "Milchstraße" genannte Rechner wurde im Nationalen Zentrum für Supercomputer in der chinesischen Hafenstadt Tianjin aufgestellt. Das dortige Wetteramt und die nationale Offshore-Ölbohrgesellschaft haben ihn bereits getestet. "Er kann auch für die Animationsindustrie oder biomedizinische Forschung eingesetzt werden", sagte der Leiter des Computerzentrums, Liu Guangming. Das kommunistische Parteiorgan "Renmin Ribao" (Volkszeitung) nannte ihn den "Mount Everest der Computer". Er verkörpere die wissenschaftliche und technische Wettbewerbsfähigkeit des Landes und sei ein "wichtiges Zeichen für die Gesamtstärke der Nation".
Leistung von 50.000 Prozessoren
Die hohe Geschwindigkeit werde durch parallel geschaltete Grafikchips mit Mehrkernprozessoren erreicht, die deutlich weniger Strom verbrauchten, hieß es. Während sonst mehr als zwölf Megawatt nötig wären, komme Tianhe 1 dank diesem Bauprinzip mit 4,04 Megawatt aus, berichtete der Grafikspezialist NVIDIA. Mit dem Unterschied ließen sich mehr als 5000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen. Der Supercomputer benutze 7168 Grafikprozessoren von NVIDIA und 14-336 Standard-Mikroprozessoren, berichtete der Hersteller. Für eine derart hohe Rechenleistung wären sonst 50.000 Computerprozessoren notwendig.
Dongarra wollte "Tianhe-1" auf seiner Liste der schnellsten Rechner noch nicht offiziell zur Nummer eins erklären. "Wir schließen die Bücher erst am 1. November", sagte der Experte von der Universität Tenessee der "New York Times". "Aber es ist wohl unwahrscheinlich, dass wir ein System haben werden, das noch schneller ist." Spitzenreiter ist offiziell noch ein Rechner, der in einem staatlichen Labor im US-Bundesstaat Tenessee steht.
"Die Welt dreht sich weiter"
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein asiatischer Rechner den USA den Spitzenplatz streitig macht. 2002 hatte wurde in Japan eine Maschine vorgestellt, die so viel Rechenkraft hatte wie die damals 20 schnellsten US-Rechner zusammen. Nachdem Japan den Spitzenplatz längst wieder verloren hat, arbeitet es derzeit an einem neuen Supercomputer, das "K Computer" getauft wurde, um wieder ins Rennen zu gehen.
Beunruhigend sei der chinesische Führungsplatz nicht, sagte Computer-Designer Steven J. Wallach der "New York Times". "Es ist interessant", sagte er. "Aber die Welt dreht sich weiter." Die Dinge könnten sich schnell wieder ändern. Die Chinesen wollten halt "zeigen, dass sie Nummer eins in der Welt sind - egal bei was".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP