Technik

Motorola greift das iPhone patriotisch an Das Moto X steht in den Startlöchern

Die vietnamesische Webseite "Tinthe" hat ein Gerät gezeigt, das einer Zeichnung auf einem Antrag sehr ähnelt, den Motorola bei der US-Zulassungsbehörde FCC eingereicht hat.

Die vietnamesische Webseite "Tinthe" hat ein Gerät gezeigt, das einer Zeichnung auf einem Antrag sehr ähnelt, den Motorola bei der US-Zulassungsbehörde FCC eingereicht hat.

(Foto: Youtube/Tinthe)

Motorolas mysteriöses "X Phone" existiert tatsächlich. Offiziell heißt es "Moto X" und könnte bereits diesen Sommer erhältlich sein. Im Gegensatz zu Apples iPhone soll das Gerät nicht nur in den USA designt, sondern auch gefertigt werden – zumindest teilweise.

Schon lange wird im Internet über das neue Motorola-Smartphone spekuliert, das das von Google gekaufte Unternehmen zurück in die Erfolgsspur bringen soll. Es werde nicht nur wie die Nexus-Geräte pures Android als Betriebssystem, sondern auch einen fantastischen Bildschirm, extrem viel Leistung und noch nie gesehene Funktionen bieten, hieß es in vielen Gerüchten. Ein 4,7-Zoll-Display in Full-HD-Auflösung und Nvidias neuer LTE-Vierkern-Prozessor "Tegra 4i" mit 2,3 Gigahertz galten schon fast für gesichert, ein superdünnes Gehäuse als sehr wahrscheinlich.

Ist das Moto X ein Grafik-Monster

Später gehandelte Spezifikationen bremsten die Euphorie dann etwas: Ein Motorola-Gerät mit dem Codenamen "XT1058", das das "X Phone" sein könnte, verriet in Benchmark-Tests einige seiner Spezifikationen: Die Auflösung des Bildschirms soll demnach nur qHD (1.196 x z20 Pixel) erreichen und der Prozessor nur mit 1,7 Gigahertz getaktet sein. Dann aber verglich man die Benchmark-Resultate für die Grafik-Leistung und stellte erstaunt fest, dass das Motorola-Smartphone das Samsung Galaxy S4 und das HTC One weit abhängt. Die Spannung stieg wieder.

Moto X feiert Taschen-Premiere

@evleaks hat vermutlich ein Foto veröffentlicht, das einen frühen Prototypen des Moto X zeigt.

@evleaks hat vermutlich ein Foto veröffentlicht, das einen frühen Prototypen des Moto X zeigt.

(Foto: @evleaks)

Jetzt hat Motorola-Chef Dennis Woodside in einem Interview bei der Konferenz D11 des Technologie-Blogs "All Things D" zwar nicht viel über das Gerät selb st verraten, aber zumindest bestätigt, dass das geheimnisvolle Smartphone tatsächlich existiert und offizielle "Moto X" heißt. "Ich habe es in meiner Hosentasche, kann es Ihnen aber nicht zeigen", sagte Woodside.

Während der Motorola-CEO also die harten Tatsachen in der Hose ließ, zog er für sein US-Publikum die patriotische Karte aus dem Hut: Motorola werde sein neues Spitzen-Smartphone Moto X in den USA und nicht in Asien produzieren. Das Gerät werde in einer früheren Nokia-Fabrik in Fort Worth (Texas) gebaut. Genau genommen meinte er vermutlich "zusammengebaut". Denn zentrale Komponenten kämen nach wie vor aus Asien, räumte Woodside ein. Laut "All Things D" werden die Prozessoren in Taiwan und die OLED-Bildschirme in Korea hergestellt.

Marktstart schon im Sommer?

Wann das Moto X auf den Markt kommt ist noch nicht ganz klar. Woodside nannte den Oktober als Termin, in der wenige Stunden nach dem Interview veröffentlichten Pressemitteilung hieß es dann, das neue Motorola-Smartphone sei bereits im Sommer erhältlich. Und in der offiziellen Mitteilung wird auch das Attribut "Made in USA" weiter relativiert. Jedes Moto X, das man in den USA verkaufe, werde in den USA entwickelt und montiert, steht da. Der Rest der Welt wird demnach wohl weiter direkt aus Asien beliefert.

Motorola-Chef Dennis Woodside hat das Moto X schon in der Hosentasche.

Motorola-Chef Dennis Woodside hat das Moto X schon in der Hosentasche.

(Foto: REUTERS)

Aber auch wenn nicht alle Moto X in den USA zusammengebaut werden, unterscheidet sich Motorola hier doch deutlich vom großen Konkurrenten Apple, da s das iPhone nicht in seinem Heimatland von US-amerikanischen Arbeitern montieren lässt. Letztendlich könnte dies also im wichtigsten Absatzmarkt für Motorola-Geräte durchaus ein gewichtiges Verkaufsargument sein – wenn das Smartphone konkurrenzfähig ist.

Viele Sensoren, zwei Prozessoren

Wie bereits erwähnt, verriet Woodside nur sehr wenig über das Moto X selbst. Es werde sich vor allem durch eine Masse an Sensoren von Konkurrenzgeräten wie das iPhone 5 oder Samsungs Galaxy S4 unterscheiden, sagte der Motorola-Chef. "Es weiß zum Beispiel, ob es gerade in der Tasche steckt oder herausgeholt wird und verhält sich entsprechend." Auch im Auto passe das Moto X seine Funktionen an die Geschwindigkeit an, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Und eine kleine technisches Zutat hinterließ Woodside dann den Gerüchteköchen doch noch: Um eine lange Akku-Laufzeit zu ermöglichen, werde das Gerät zwei Prozessoren haben.

Dass auf dem Moto X als Betriebssystem reines Android installiert sein wird, ist nach wie vor möglich. Da Woodside aber ankündigte, das Gerät werde von zahlreichen Mobilfunkanbieter angeboten, kann man davon ausgehen, dass das System zumindest leicht angepasst sein wird. Vielleicht bringt Motorola auch so wie Samsung beim Galaxy S4 eine spezielle Edition auf den Markt.

Motorola kann einen Erfolg brauchen

Google hatte Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar gekauft. Erklärtes Ziel war es, das Patentarsenal hinter dem Google-Betriebssystem Android zu stärken, das oft im Visier von Klagen der Rivalen steht. Die Integration ging mit einem massiven Stellenabbau von 20.000 auf rund 4000 Mitarbeiter einher. Zugleich will der Internet-Konzern Motorola zum Hersteller von Oberklasse-Smartphones aufbauen. Motorola hatte mit dem Erfolg von Apple und Samsung die einst starke Position im Handy-Markt verloren und die Marktanteile liegen jetzt im einstelligen Prozent-Bereich.

Während Elektronik seit Jahren fast ausschließlich in Asien hergestellt wird, bemühen sich US-Unternehmen seit einiger Zeit, zumindest kleine Teile der Produktion wieder im Heimatland anzusiedeln. Apple kündigte jüngst an, ein neues Modell seiner Mac-Computer werde ebenfalls in Texas gebaut werden - in einem Werk seines taiwanischen Auftragsfertigers Foxconn.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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