Technik

Sonys neue Spielkonsole im Test Das macht die Playstation 4 alles richtig

Kantig und modern: Die Playstation 4.

Kantig und modern: Die Playstation 4.

(Foto: dpa)

Deutschlands Spieler haben ein Problem: Die Playstation 4 ist größtenteils ausverkauft, womöglich noch Monate. Doch wie gut ist Sonys neue Konsole? Wie leistungsfähig ist sie, wurde das Betriebssystem endlich entschlackt, welche Spiele gibt es und sind zu erwarten?

Wenn die Playstation 4 und die Xbox One wirklich die letzte Konsolengeneration im bisherigen Sinne ist, legt Sony einen ziemlichen Endspurt hin. Momentan ist sie in Sachen Verkaufszahlen weltweit vorn. Die Qualität der Hard- und Software in Kombination dürfte entscheiden, ob Sony seinen Vorsprung gegenüber Microsoft halten oder gar ausbauen kann. n-tv.de hat sich die PS4 angeschaut.

Die Konsole

Was zunächst ins Auge fällt: Die neue Playstation sieht schnittig aus. Ein wenig Retro, ein wenig Science Fiction, ohne auffällige Äußerlichkeiten wie noch die Klavierlack-PS3 vor einigen Jahren. Aber genau das ist auch ein Problem: Die zwei Tasten zum An- und Ausschalten sowie Auswerfen des Datenträgers sind so klein, dass die identifizierenden Symbole fast nur mit der Lupe erkennbar sind. Die Hardware kann hochkant oder flach aufgestellt werden.

Bei voller Leistung im Spiel verbraucht die neue Konsole mit 155 Watt fast doppelt so viel Strom wie die letzte PS3-Version, der Geräuschpegel ist mit 33 Dezibel identisch. Die Leistungsfähigkeit ist jedoch um ein Vielfaches höher. Fast alle Titel laufen in voller High Definition. Der Neupreis liegt bei rund 400 Euro. Eine günstige Eintrittskarte für die neue Konsolengeneration. Zum Vergleich: Die PS3 kostete zum Zeitpunkt ihres Erscheinens mindestens 600 Euro.

Anschlüsse und Steuerung

Über Bluetooth oder USB können Nutzer auch Tastatur und Maus anschließen. Natürlich wird eine Konsole, die auch Ultra-HD-Filme abspielen kann, per HDMI mit dem entsprechenden Fernsehgerät verbunden. Der neue Controller ist ein gutes Stück ergonomischer als der Vorgänger der PS3. Der Dualshock 4 ist an den richtigen Stellen abgerundet und liegt damit gut in der Hand.

Das Touchpad in der Mitte kommt bei einigen Titeln bereits zum Einsatz und erweitert die direkten Steuerungsmöglichkeiten. Der darunter eingebaute Lautsprecher ist etwas schwach auf der Brust. Der "Start"-Knopf ist verschwunden, dafür gibt es nun eine "Share"-Taste, über die Bilder und Videos mit anderen Spielern online geteilt werden können. Dazu kommt die Optionen-Taste. Auch gibt es nun einen Kopfhöreranschluss am Pad. Ein Ohrknopf - also Mono - mit Mikrofon wird mitgeliefert.

Bei mehreren Spielern leuchten die Controller in unterschiedlichen Farben.

Bei mehreren Spielern leuchten die Controller in unterschiedlichen Farben.

(Foto: Sony)

Im Dauereinsatz gewöhnen sich die Hände schnell an die beiden Analogsticks. Die sind weiterhin mit Gummi versehen und haben abgesetzte Ränder. Die Finger rutschen dadurch nur noch in Ausnahmesituationen vom Pad. Eine sinnvolle Neuerung.

Betriebssystem und Funktionen

Nach wenigen Minuten ist die Konsole einsatzbereit, von allein lädt die Konsole direkt das nötige Betriebssystem-Update herunter. Die Ladezeiten bei Spielen sind gering. Die benötigen zwar alle eine Installation, sind aber bereits währenddessen verwendbar. Im Gegensatz zur anfänglichen PS3 ist die PS4 nicht abwärtskompatibel. Das ist ärgerlich, aber verständlich, da die neue Konsole wie PCs und die Xbox auf X86-Architektur basiert. Möglich wäre also nur eine Software-Emulation.

Das Menü erinnert an die PS3, ist aber aufgeräumter und macht nicht so einen kleinteiligen Eindruck. So passen etwa die Hauptnavigationspunkte alle auf einen Bildschirm. Das Betriebssystem nimmt rund 100 Gigabyte der Festplatte ein. Damit bleiben also 400 Gigabyte für eigene Inhalte. Der Platz könnte also irgendwann knapp werden.

Wohl unter dem Eindruck der Wii U hat Sony der PS4 eine Streaming-Funktion spendiert. Über das lokale Netzwerk gelangt das Bildsignal von der Konsole auf den Schirm der hauseigenen PS Vita. Dies soll bei fast allen Spielen funktionieren. Bei Nintendos Konsole passiert dies allerdings auf dem mitgelieferten großen Gamepad. So versucht Sony wohl auch den Verkauf des Handhelds weltweit anzukurbeln.

Will der Nutzer an einer anderen Konsole seine online gekauften Titel spielen, kann er sich per Gast-Konto im Playstation-Netzwerk einloggen. Meldet er sich wieder ab, werden die Zugangsdaten automatisch wieder gelöscht, niemand sonst soll Zugriff auf die Details wie Kreditkartenangaben bekommen. Eine nötige Option.Andere können sich bei vorhandener Playstation Kamera auch über Gesichtserkennung identifizieren, Konten für Kinder mit Restriktionen versehen werden. Ein Beispiel wäre, dass der Nachwuchs nicht eigenmächtig Spiele im Online-Shop kaufen dürfen.

Es können sich auch mehrere Spieler gleichzeitig an einer Konsole anmelden, um so auf Speicherstände und Einstellungen zugreifen zu können, etwa unterschiedliche Tastenbelegungen.

Inhalte, Playstation Store, Mehrspieler

In Sonys Playstation Store gibt es Filme, Musik – und natürlich Spiele. Zahlt der Nutzer für den Plus Service, bekommt er dafür jeden Monat einen Toptitel frei zum Download. Die Mitgliedschaft gilt dabei plattformübergreifend, es gibt also ein Spiel je PS3, PS Vita und PS4. Allerdings: Verlängert der Besitzer das Abo nicht, verfallen auch die Nutzungsrechte für die Titel. Ein richtig gutes Gefühl vermittelt diese Einschränkung nicht, ist aber aus Sicht von Sony nachvollziehbar: Die Kunden sollen nicht warten können, bis ein bestimmtes Spiel angeboten wird, es abgreifen und wieder kündigen, sondern langfristig an die Produkte des Unternehmens gebunden werden.

Die Oberfläche ist übersichtlich.

Die Oberfläche ist übersichtlich.

(Foto: Screenshot n-tv.de)

Eine der großen Veränderungen ist, dass die Plus-Mitgliedschaft bei der PS4 für Mehrspielerpartien zwingend erforderlich ist. In der Vergangenheit war sie optional, und die Kosten für das PSN kompensierten die Japaner mit einem Aufschlag auf jegliche Software. So waren PS3-Spiele grundsätzlich teurer als bei Konkurrenzgeräten. Das soll sich nun ändern.

Speicherstände des Nutzers werden bei vorhandener Plus-Mitgliedschaft in der Cloud gespeichert. Dafür stehen 3 Gigabyte zur Verfügung. Für Playstation-4-Käufer sind die ersten zwei Wochen beim Plus-Service gratis - danach kosten ein Monat rund 7 Euro, drei Monate 15 Euro und ein Jahr rund 50 Euro. Sonys Musik-Stream-Service Music Unlimited gibt es 30 Tage lang ohne Gebühr.

Nutzer können ihre eigenen Partien ins Netz streamen und dabei mit ihrer Stimme kommentieren. Auch die Verwendung der Playstation-Kamera ist möglich, um das Wohnzimmer zu zeigen. Allerdings gab es wenige Tage nach dem Verkaufsstart der PS4 bereits einige Missbrauchsfälle. Manche zeigten sich nackt oder hatten Sex. Der externe Anbieter Twitch stoppte daraufhin die Funktion mit der Kamera. Seither sind nur noch direkte Streams der Spiele sichtbar.

Sehr erhellend kann das sein, und auch unterhaltsam: Wenn jemand groß ankündigt, was für ein hervorragender Spieler er doch sei, und dann vom Gegner bei Fifa 14 eine Lehrstunde bekommt oder bei Battlefield 4 ständig ins Gras beißt. Nutzer, die gleichzeitig zusehen, landen automatisch in einem gemeinsamen Chat. Unabhängig von Spiel oder Stream können Nutzer auch wie bei der populären PC-Software Mumble Voicechat-Gruppen mit Freunden erstellen und für mehrfache Verwendung speichern.

Die Spiele

Schwächelnder Exklusivtitel: "Knack"

Schwächelnder Exklusivtitel: "Knack"

(Foto: Sony)

Sonys Portfolio von Exklusivspielen ist bisla ng mager, der Rest höchstens solide, wie die Übersicht der Launch-Titel zeigt. Der Ego-Shooter "Killzone: Shadow Fall" sowie das kurzweilige "Knack" sind die Blockbuster, dazu kommen ein paar exklusive Indie-Titel. Und natürlich die großen Namen, die auch auf anderen Plattformen erhältlich sind: "Fifa 14", "NBA Live 14", das Konkurrenzprodukt "NBA 2K14", "Need for Speed: Rivals", "Call of Duty: Ghosts", "Assassin's Creed IV: Black Flag" und das Grafikfest "Battlefield 4". Eine Übersicht mit Kurzrezensionen gibt es hier.

Auch ein paar Gratisspiele wie das Superhelden-MMO "DC Universe" gibt es im Playstation Store. Der Online-Shooter "Warframe" kostet 49 Cent und kommt von Digital Extremes: Das Entwicklungsstudio, das sich unter anderem mit "Unreal Tournament" auf dem PC einen Namen gemacht hat.

Für die Zukunft als exklusiv angekündigt sind zudem "Infamous: Second Son" (Action-Adventure), "Driveclub" (Rennspiel), "The Order: 1886" (Action-Adventure) und "Deep Down" (Action-Rollenspiel). Dazu kommt noch "Gran Turismo 6" (Rennspiel). Bei den meisten dieser Titel ist der Veröffentlichungstermin jedoch relativ vage.

Fazit

Die Playstation 4 macht einen größtenteils ausgereiften Eindruck. Sie ist flott, zuverlässig, zeigt eine gute Grafik, kann Filme in Ultra HD abspielen und kommt mit einem sinnvoll verbesserten Controller. Neu ist die zwingende Playstation Plus Mitgliedschaft für Online-Mehrspielerpartien. Als Kompensation gibt es jeden Monat Zugang zu einem neuen Spiel. Der Anschaffungspreis ist mit rund 400 Euro günstig – und niedriger als der des direkten Konkurrenzprodukts Xbox One.

Im Gegensatz zu Microsoft, dass seine neue Hardware als Zentrum des Wohnzimmers sieht und mit einem großen Gesamtportfolio an Musik, Filmen und Spielen startet, konzentriert sich Sony auf seine zentrale Zielgruppe. Wer gerne am Controller um Erfolge auf dem Schirm kämpft, soll dem Willen Sonys nach kaum eine Alternative zur Playstation 4 sehen. Das macht schon der Werbespruch "For the Players" deutlich. Allerdings: Für diesen Anspruch ist das Launch-Paket exklusiver Titel viel zu schwach. Da helfen auch die Ankündigungen für einige Blockbuster wie Infamous nur sehr begrenzt.

Insgesamt ist die Playstation 4 ein würdiger Nachfolger der Playstation 3. Sony hat durch seine konsequente Linie, die Gebrauchtspiele weiterhin zulässt, viel Popularität gewonnen. Sogar auf Microsofts Heimatmarkt USA, wo bislang die Xbox Marktführer war. Es wird spannend im Jahr 2014. Denn vom PC-Markt drängt zudem Valve mit seiner Steambox in Richtung Wohnzimmer.

Kurzrezensionen zu einer Auswahl der Launch-Titel

Quelle: ntv.de

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