Technik

Adoption online Eltern suchen neue Kinder im Netz

Das Internet verbindet Menschen aus aller Welt, manche für immer: In den USA werden Kinder, die neue Eltern brauchen, online an Adoptionswillige vermittelt.

Jenseits des Atlantik ist längst üblich, was in Europa bis heute verpönt ist. Die Online-Kataloge der Vermittlungsagenturen präsentieren Tausende von Kindern aus unterschiedlichen Ländern. Die US-Regierung unterstützt diese Praxis.

"Die Menschen müssen einfach wissen, dass diese Kinder existieren", sagt Gloria Hochman vom National Adoption Center in Philadelphia. Diese Wohltätigkeitsorganisation wird mit staatlichen Geldern finanziert. Hochman betont, dass man sich besonders um schwer vermittelbare ältere Kinder kümmere, die wegen ihrer Behinderungen oder Verhaltensstörungen nur sehr selten aus dem Waisenhaus herauskommen

Auch die Vermittlung der Kinder an Eltern aus dem Ausland ist möglich. Voraussetzung sei allerdings, dass die Eltern in den USA als Bewohner mit fester Adresse registriert sein, betont Hochman. Vielleicht ein Hoffnungsschimmer für adoptionswillige deutsche Paare. Die in Deutschland üblichen Altersbeschränkungen für Adoptionseltern etwa gelten in den USA nicht. Die Regeln zur Festlegung einer "Residency" sind in jedem Bundesstaat unterschiedlich und oft nicht sehr streng; in Arkansas etwa reicht bereits ein 30-tägiger Aufenthalt.

Kritiker wie die kalifornische Professorin Joan Hollinger weisen jedoch auf einen "bedauerlichen Mangel an Privatsphäre" bei der Präsentation der Kinder hin. Die Fotos seien oft mit ausführlichen Beschreibungen versehen, die auch psychische oder körperliche Probleme der Kinder betreffen. "Kaum ein Erwachsener würde von sich Privatfotos zusammen mit medizinischen Informationen online präsentieren ", argumentiert Hollinger.

Gewarnt wird zudem vor unseriösen Vermittlungsagenturen. "Es gibt einen akuten Mangel an vermittelbaren Neugeborenen und Säuglingen, und in diesem Bereich erhalten dann leider Internet-Adoptionen ihren schlechten Ruf", sagt Hochman. So sorgte der Streit um die amerikanischen Zwillinge Kimberley und Belinda international für Aufsehen.

Sie wurden im vergangenen Jahr im Alter von sechs Monaten via Internet an das meistbietende Elternpaar vergeben - an die britischen Anwälte Judith und Alan Kilshaw, die insgesamt 11.700 US-Dollar "Vermittlungsgebühren" zahlten. Nach monatelangem Gezerre zwischen den Briten und einem anderen adoptionswilligen Paar aus Kalifornien griffen die Sozialbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks ein. Kimberley und Belinda wurden aus dem Haus der Kilshaws geholt und auf Drängen ihrer leiblichen Eltern zurück in die USA gebracht.

Quelle: ntv.de

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