Super-App auf Android-Basis Facebook verschmilzt mit Handys
04.04.2013, 22:08 Uhr
Facebook wagt sich weiter auf dem mobilen Markt vor: Ein neues Programm macht Android-Smartphones zu Facebook-Handys. Das soziale Netzwerk "übernimmt" quasi die Startbildschirme der Telefone. Neuigkeiten der Freunde sind auf einen Blick zu sehen.
Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook geht in die Smartphone-Offensive. Gründer Mark Zuckerberg hat eine Erweiterung für das führende Smartphone-System Android vorgestellt, die Informationen von Facebook-Freunden in den Mittelpunkt stellt. Installiert man die Facebook-S oftware auf dem eigenen Handy, schiebt sich das soziale Netzwerk ganz in den Vordergrund. Geräte-Hersteller werden eingeladen, die Zusatz-Software mit dem Namen "Facebook Home" bereits ab Werk zu installieren. Als erstes Smartphone dieser Art wurde das neue Modell HTC First vorstellt.
Ein Telefon mit Facebook Home zeigt auf dem Startbildschirm gleich auf den ersten Blick Neuigkeiten aus dem Freundeskreis sowie direkte Zugänge zu Facebook-Funktionen. In diesem "Cover Feed" werden Bilder und neue Einträge der Freunde bildschirmfüllend angezeigt. Ein Nutzer kann direkt Bilder kommentieren oder Nachrichten von Freunden beantworten. Außerdem tauchen Hinweise auf Nachrichten aus dem Facebook-Messagingdienst am Bildschirmrand auf, auch wenn der Handynutzer sich gerade in einer anderen App bewegt. Man sieht dann ein kreisrundes Foto des Gesprächspartners ständig im Vordergrund und kann durch ein Antippen eine Unterhaltung starten oder fortsetzen. Diese Funktion nennt Facebook "Chat heads".
Facebook habe sich gefragt: "Wie wäre es, wenn ein Handy nicht um Apps herum aufgebaut ist, sondern Menschen in den Mittelpunkt stellt", erläuterte Zuckerberg. "Wir entwickeln kein Telefon und kein neues Betriebssystem", betonte er. Android sei als Betriebssystem so offen, dass Facebook die zusätzlichen Funktionen einbetten konnte. In dem geschlossenen iPhone-System ginge das nur unter Einbeziehung von Apple, betonte der zuständige Chefentwickler Corey Ondrejka. Ob es dazu Kontakte zwischen Facebook und Apple gibt, sagte er nicht.
Programm ab 12. April verfügbar

Für Neuigkeiten der Facebook-Freunde reicht ein Blick auf den Startbildschirm des Handys.
(Foto: AP)
Die Facebook-Home-Software wird in den USA vom 12. April an verfügbar sein, kurz darauf auch weltweit. Für die Geräte-Hersteller eröffnete das Unternehmen das "Facebook Home"-Programm, damit sie die Software bereits vorinstallieren können. Das HTC First dürfte noch im April auch in Deutschland verfügbar sein. Weitere Geräte und auch Tablet-Computer sollen mit der Zeit bei monatlichen Aktualisierungen der Software hinzukommen, sagte Ondrejka. Zunächst habe man den Kreis auf neuere Modelle beschränkt, auf denen die App garantiert gut laufe.
Über eine Milliarde Menschen nutzen Facebook, immer mehr von ihnen greifen inzwischen vom Smartphone aus auf den Dienst zu. Das Netzwerk richtet sein Geschäft entsprechend stärker auf die mobilen Geräte aus Zunächst war das Online-Netzwerk von dem Wechsel zu Smartphones und Tablets kalt erwischt worden: Die Werbeanzeigen waren auf PC-Nutzer ausgerichtet, auf Smartphones und Tablets gab es zunächst gar keine Werbung. Die Börsianer sahen das Facebook-Geschäftsmodell in Gefahr und prügelten die Aktie in den Keller. Inzwischen kommt bereits rund ein Viertel der Werbeerlöse aus dem mobilen Geschäft. Im "Cover Feed" werde es zunächst keine Werbung geben, sagte Chefentwickler Ondrejka. Das werde sich aber mit der Zeit ändern.
Mit dem Home-Angebot heizt Facebook die Rivalität mit Google an, das die treibende Kraft hinter dem Betriebssystem Android ist. Der Suchmaschinen-Riese hat ein eigenes Netzwerk mit dem Namen Google+ auf die Beine gestellt, das aber deutlich weniger Nutzer als Facebook hat.
Facebook gehe davon aus, dass Google zu dem Versprechen stehe, Android offen zu lassen, und das Online-Netzwerk nicht aussperren werde, sagte Zuckerberg nach der Präsentation der neuen Software dem Technologie-Blog "The Verge" zufolge. "Wir erwarten, dass sie begeistert sein werden", ergänzte Ondrejka. Schließlich gehörten die Facebook-Apps zu den meistgenutzten Android-Anwendungen.
Quelle: ntv.de, dpa