Zoologisches im Internet Frische Lurche, Elefanten...
03.12.2003, 14:35 UhrVon der Digitalkamera bis zum Lexikon wird im Internet alles angeboten- aber auch Schmuckschildkröten und Berberaffen? Aber ja: Der Thüringer Zoopark Erfurt bietet Tiere online zum Verkauf an. Wenn es im Affengehege oder im Terrarium zu eng wird, sucht die Zooleitung per Computer einen neuen Besitzer.
„Selbstverständlich müssen die Bestimmungen des Arten- und Tierschutzes eingehalten werden“, sagt Zoodirektor Norbert Neuschulz. Auf der Abgabe-Liste stehen auch Haustiere und nicht geschützte Arten, die jeder Tierliebhaber zu Hause halten darf. Etwa eine Florida-Schmuckschildkröte für 30 Euro.
Die Schildkröte wurde in diesem Jahr einfach im Tierpark ausgesetzt - wie es allzu oft passiert. „Beim Ablassen eines Grabens haben wir in diesem Jahr 40 Schildkröten herausgefischt. Davon haben wir nicht eine gekauft“, sagt Zootiermeister Günter Praedicow. Er ist im Zoopark für Reptilien und Fische zuständig. Die Schmuckschildkröte könne draußen nicht überwintern. Deshalb sucht der Zoo jetzt ein neues Heim für das Tier. Auch mehrere Kapverdische Mabuyen sind unter der Rubrik „Tierabgaben“ zu finden. Die Echsen werden bis zu 20 Zentimeter groß. Bislang hat sich allerdings noch kein Interessent gefunden. „Dabei ist das eine Art, die es gar nicht so häufig gibt“, sagt Praedicow. „Die haben so ein schönes rosa Schnäuzchen.“
Ein echtes Schnäppchen ist der Riesenlaubfrosch für zwei Euro. „Wir haben die Frösche nachgezüchtet, und da fallen immer gleich ein paar Hundert an“, sagt Praedicow. Allerdings scheine so ein Frosch nur im ersten Moment eine günstige Anschaffung zu sein. „Die fressen einem die Haare vom Kopf, da brauchen Sie schon eine eigene Fliegenzucht.“ Auch die Laubfrösche darf jedermann halten. Allerdings prüft der Zoo vor der Abgabe der Tiere nach eigenen Angaben genau, ob sie in gute Hände kommen. „Um Selbstabholung wird gebeten“, heißt es im Internet.
Nur gegen die Vorlage entsprechender Papiere werden die Affen abgegeben. Derzeit sucht der Zoo für die Berberaffen „Alma“, „Almut“ und „Atze“ einen Käufer. Im Gehege ist mit insgesamt 21 Affen einfach nicht mehr genügend Platz, sagt der Direktor. Die Tiere zerstörten die Einrichtung ihres Käfigs. „Wenn so ein Männchen den Weibchen imponieren will, macht er schon mal einen Busch nieder.“
Im vergangenen Jahr hat der Zoopark nach Angaben von Neuschulz aus dem Tierverkauf knapp 15 000 Euro eingenommen. Unter anderem wechselten ein Kamel, zwei Kängurus und mehrere Ibisse den Besitzer. Für neue Tiere wurden dagegen nur 1700 Euro ausgegeben. „Die Bestände sind eher rückläufig, weil wir weniger Tiere besser halten wollen“, sagt Neuschulz. Das gehe anderen Zoos nicht anders. Entsprechend schwer sei es bei manchen Tieren, einen neuen Platz zu finden. Zumal es auch in den Tierparks immer mal wieder Arten gebe, die gerade in Mode sind. Die Berberaffen seien ein gutes Beispiel. “Die kamen mal in Mode und inzwischen haben sich alle Zoos eingedeckt.“
Aber nicht mit allen Tierabgaben kommt auch Geld in die Kasse des Zoos. Manche werden getauscht oder verliehen, andere sogar verschenkt. So wurde die 33 Jahre alte Nashorndame Natala vor wenigen Wochen von Erfurt nach Schwerin gebracht, um den einsamen Nashornbullen Willie aufzumuntern. „Dafür haben wir kein Geld bekommen“, sagt Neuschulz. Um ein Schutzprogramm für chinesische Sumpfschildkröten in Münster (Nordrhein-Westfalen) zu unterstützen, wurden drei seltene Exemplare kostenlos an den Allwetterzoo abgegeben.
Quelle: ntv.de