Technik

Virtuelle Killer Gewaltspiele in der Kritik

Es gibt sie zu Dutzenden, sie sind jederzeit im Internet verfügbar und nicht selten sogar ganz legal im Handel erhältlich: Gewaltbetonte Computerspiele, in denen es oftmals um nichts anderes geht als darum, möglichst viele Gegner zur Strecke zu bringen. Sie heißen "Doom", "Quake" oder "Counter Strike" und erfreuen sich einer von vielen ungeahnten Beliebtheit. Allein das Spiel "Counter Strike" soll Schätzungen zufolge in Deutschland 500.000 Spiele-Freaks begeistern.

Einer von ihnen war Robert S., der Amokläufer von Erfurt. Nach seiner Bluttat wird daher wieder einmal landauf, landab heftig darüber diskutiert, welchen Einfluss möglicherweise Computer-Spiele auf Täter und ihre Taten haben.

Weitgehend einig sind sich die Forscher, dass die virtuell gemachten Erfahrungen allein kaum Auslöser für einen Gewaltausbruch wie in Erfurt sein können. Kämen jedoch andere Faktoren im Elternhaus oder Freundeskreis hinzu, könne dies dazu führen, dass die im Computerspiel praktizierte Gewalt in bestimmten Konfliktsituationen in die Realität übertragen werde, sagt Elke Monssen-Engberding, die Leiterin der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften.

"Ego-Shooter negieren in extremer Weise das Wertesystem unserer Gesellschaft", sagt Monssen-Engberding über die so genannten "Shooter-Spiele", in denen man die virtuelle Welt aus der Perspektive hinter einer Waffe durchschreitet. 300 Computerspiele wurden bislang indiziert, womit Verkauf oder Überlassung an Minderjährige untersagt werden. Im Mai will sich die Bundesprüfstelle auch mit der möglichen Indizierung von "Counter Strike" befassen.

"Nur weil jemand Computer-Spiele spielt, wird er nicht zu solchen Taten getrieben", ist sich hingegen Diplom-Psychologe Ralf Streibl sicher. Für die meisten Nutzer so genannter Ego-Shooter und ähnlicher Spiele stehe nicht die Gewalt, sondern die Herausforderung an das Reaktionsvermögen im Vordergrund.

"Das schließt aber nicht aus, dass dieselben Spiele von anderen ganz anders gesehen werden", schränkt Streibl ein. So könnten die Spiele auch Teil einer allgemeinen Faszination von Gewalt sein, die dann auch mit der Fixierung auf Waffen, brutale Filme und aggresive Musik einherginge.

Zu Unrecht in eine Ecke gedrängt fühlen sich hingegen die Fans der Computer-Spiele. "Wir wissen nicht, was das eigentlich soll", sagt Rami Allouni, Teamchef der deutschen "Counter Strike"-Mannschaft bei der soeben begonnnen Europameisterschaft in dem Spiel. "Jeder sieht diese Pixel und weiß, dass sie nicht real sind", verteidigt der 24-Jährige seine Leidenschaft. Einen Zusammenhang zwischen dem Amoklauf in Erfurt und seinem Lieblingsspiel weißt Allouni unter Hinweis auf die große Zahl der "Counter Strike"-Anhänger zurück: "Wenn diese Unterstellungen richtig wären, hätten wir eine halbe Million potenzieller Amokläufer."

Quelle: ntv.de

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