Fieses Behinderten-Video Google-Chefs müssen büßen
24.02.2010, 16:20 UhrEin Mailänder Gericht verurteilt drei leitende Google-Mitarbeiter zu sechs Monaten Haft auf Bewährung. Sie haben nicht verhindert, dass ein Video, auf dem ein Behinderter gequält wird, veröffentlicht wurde. Ein Präzedenzfall.
Das per Handy gedrehte Video war Ende September 2006 fast zwei Monate lang bei Google Video zu sehen und zeigte, wie ein Erwachsener mit Down-Syndrom von vier Schülern in Turin beleidigt wird. Dabei standen mehr als zehn Menschen um die Gruppe herum, jedoch griff keiner ein. Die vier Schüler waren nach Bekanntwerden des Films vorübergehend von ihrer Schule suspendiert worden. Wegen des Videos klagten die Stadt Mailand und die Organisation Vividown, die sich für Menschen mit Down-Syndrom einsetzt. Das Opfer selbst hatte eine ursprüngliche Klage zurückgezogen.
"Angriff auf die Meinungsfreiheit"
Bei den Verurteilten handelt es sich um den Aufsichtsratsvorsitzenden von Google Italien zur fraglichen Zeit, David Drummond, das damalige Aufsichtsratsmitglied George de los Reyes sowie Peter Fleischer, der sich bei Google um Privatsphäre und Datenschutz kümmerte. Ein vierter Angeklagter entging einer Strafe. "Keiner der vier hatte etwas mit diesem Video zu tun", sagte Google-Sprecher Bill Echikson vor Journalisten. "Sie haben es nicht gefilmt, nicht hochgeladen und keiner von ihnen weiß, wer dahinter steckt." Google sei "zutiefst besorgt" über die Gerichtsentscheidung, die ein "Angriff auf die Meinungsfreiheit" sei. Google will gegen das Urteil Berufung einlegen.
Das erste Mal
Nach Angaben des Unternehmens ist es das erste Mal, dass ein Google-Mitarbeiter wegen Verletzung der Privatsphäre verurteilt wurde. Das Unternehmen wurde zudem zu Strafzahlungen verurteilt, deren Höhe nicht bekannt wurde.
Das Urteil kann sehr weit reichende Folgen haben für Googles Video-Portal Youtube haben. Denn es bedeutet letztendlich, dass jeder Clip, bevor er hochgeladen wird, überprüft werden muss. Weltweit laden Nutzer jede Minute mehr als 20 Stunden Videomaterial hoch, eine lückenlose Kontrolle könnte also sehr teuer werden.
Erst vor wenigen Tagen hatte eine gegen Kinder mit Down-Syndrom gerichtete Gruppe im Internet-Sozialnetzwerk Facebook in Italien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Polizei leitete Ermittlungen nach den Gründern der Gruppe ein, die bis zum späten Sonntag 1700 Mitglieder zählte. Auf der Seite stand über dem Foto von einem Baby, das an der angeborenen Trisomie 21 leidet, der Schriftzug "Idiot".
Quelle: ntv.de, AFP/kwe