Entwicklerkonferenz in San Francisco Google macht die Welle
20.05.2010, 12:37 UhrAuf der Entwicklerkonferenz I/O in San Francisco präsentiert Google jährlich Neuheiten. Neben Web-Applikationen steht in diesem Jahr vor allem das mobile Betriebssystem Android im Mittelpunkt.
"Cloud Computing" bedeutet vereinfacht, dass Programme nicht mehr auf dem Rechner installiert werden müssen, sondern jederzeit und überall im Internet bereitstehen. Eines dieser Web-basierten Instrumente ist Google Wave, das Kommunikation und Zusammenarbeit in Echtzeit ermöglicht. Über das Programm können alle, die an einer "Wave" teilnehmen, Botschaften verschicken, chatten, Texte verteilen und bearbeiten, Konferenzen einberufen oder Termine absprechen. In einzelne Beiträge können auch Videos oder Fotos eingebunden werden.
Virtuelles Büro
Unternehmen sind so in der Lage ein virtuelles Büro zu erschaffen, in dem die Schreibtische überall auf der Welt stehen können. Wer zu spät kommt, kann sich das Versäumte als "Playback" im Ablauf betrachten. Das Tool ist aber auch für Vereine oder anderen Gruppen geeignet, die Freizeitaktivitäten organisieren.
Ein Jahr lang dümpelte Google Wave vor sich hin, da man nur teilnehmen konnte, wenn man eingeladen wurde. Jetzt kann jeder, der möchte, eine Welle starten. Dazu ist lediglich ein Google-Konto nötig. Nutzer, die bereits einen Account haben, brauchen sich nur einzuloggen. Leider ist Google Wave noch nicht übersetzt. Aber selbst mit guten Englischkenntnissen dauert es eine Weile, bis man alle Funktionen durchschaut hat.
Chrome Web Store öffnet
Googles Browser Chrome soll die Basis für das Web-basierte Betriebssystem Chrome OS bilden. Da fast alle Programme im Internet sind, könnte es eine extrem ressourcenschonende Alternative zu herkömmlichen Betriebssystem sein. Das ist vor allem für mobile Geräte wie Netbooks oder Tablet-Rechner interessant, die so mit genügsamerer Hardware ausgestattet werden könnten, die deutlich weniger Strom verbraucht. Unter anderem wären so viel längere Akkulaufzeiten möglich.
Das Chrome OS ist im Prinzip fertig, Programme sind noch Mangelware. Deshalb hat Google in San Francisco den Chrome Web Store vorgestellt. Ähnlich wie in App-Stores für Smartphones sollen dort Entwickler kostenpflichtige Anwendungen und Gratis-Apps anbieten.
Die Programme sollen aber nicht nur für das kommende Chrome OS zur Verfügung stehen. Sie laufen auch im Chrome-Browser und anderen HTML5-fähigen Browsern. Der Web Store soll noch in diesem Jahr öffnen.
Offener Video-Standard
Kürzlich hat Google das Unternehmen On2 übernommen und damit auch die Rechte an dem Videocodec VP8 erworben. Wie erwartet darf ab sofort jeder den Codec lizenzfrei und damit gratis nutzen. Zusammen mit dem ebenfalls lizenzfreien Audio-Codec Ogg Vorbis bildet VP8 das neue Videoformat WebM. Damit können Clips in HTML5-Browsern ohne Erweiterungen (Flash Player) abgespielt werden. Bisher gab's dafür bereits das Videoformat H.264, das allerdings patentgeschützt und damit nicht gratis zu verwenden ist.
Selbstverständlich bietet Googles Tochter Youtube als eine der ersten Webseiten Videos im WebM-Format an. Browser, die das Format beherrschen, stehen ebenfalls schon bereit: Die neuesten Maschinen von Google, Opera und Mozilla (Firefox) sind "WebM ready". Auch Microsoft hat angekündigt, dass der kommende Internet Explorer 9 den offenen Standard unterstützen wird.
Finale mit Froyo
Als großes Finale wird Google am Ende der I/O das neue Android-Betriebssystem 2.2 (Froyo) vorstellen. Es soll rasend schnell sein und neben vielen kleineren Verbesserungen vor allem zwei neue Extras bringen.
Mit der neuen Version können Nutzer ihr Smartphone zum "Hotspot" machen und so anderen WLAN-fähigen Geräten den Internetzugang ermöglichen.
Was Handys mit HTC-Oberfläche Sense bereits beherrschen, ist voraussichtlich mit Froyo auch im "reinen" Android möglich. Per USB angeschlossene Geräte sollen die Internetverbindung des Telefons nutzen können. Voraussetzung ist aber, dass der Provider das so genannte Tethering zulässt. In Deutschland tut dies beispielsweise O2.
Quelle: ntv.de