145.000 Euro für WLAN-Mitschnitte Google muss zahlen
22.04.2013, 12:51 UhrWeil Google Aufnahmen für den Straßenbilder-Dienst Street View gemacht und dabei illegal Daten aus unverschlüsselten WLAN-Netzen gesammelt hat, muss der Konzern blechen. Die gesicherten Daten, laut Google wertlose "Informationsschnipsel", sind nun offenbar gelöscht.
Hamburgs Datenschutz-Beauftragter Johannes Caspar hat ein Bußgeld in Höhe von 145.000 Euro gegen den Internetkonzern Google verhängt. Geahndet wird damit eine illegale Datensammlung des Konzerns, wie die Behörde mitteilte. Google hatte zwischen 2008 und 2010 bei Aufnahmen von Bildern für seinen Straßen-Atlas Street View auch Daten aus unverschlüsselten WLAN-Netzen erfasst.
"Unter den im Vorbeifahren erfassten Informationen befanden sich auch erhebliche Mengen an personenbezogenen Daten unterschiedlichster Qualität. Beispielsweise wurden E-Mails, Passwörter, Fotos und Chat-Protokolle erfasst", stellt Caspar fest.
Das weltweite Problem war 2010 auf seine Nachfragen hin öffentlich geworden. Nach Ermittlungen von US-Behörden hatte ein einzelner Mitarbeiter die Funktion in die Software der Kamera-Wagen eingefügt. Google musste wegen des Vorfalls bereits in mehreren Ländern Sanktionen hinnehmen. In den USA musste Google sieben Millionen Dollar Strafe zahlen. Der damit verbundene Vergleich stelle sicher, dass Google in der Zukunft keine ähnlichen Taktiken mehr anwende, um ohne Zustimmung an persönliche Daten zu gelangen, teilte der federführende Staatsanwalt aus Connecticut, George Jepsen, damals mit. Das Unternehmen habe sich unter anderem verpflichtet, seine Mitarbeiter entsprechend zu schulen.
Google: Daten sind nie ausgewertet worden
Die Hamburger Staatsanwaltschaft stellte im vergangenen November dann ihre Ermittlungen ein. Daraufhin führte der Datenschutz-Beauftragte Caspar die Angelegenheit aber als Ordnungswidrigkeitsverfahren weiter und verhängte nun das Bußgeld. Der US-Konzern hatte stets bestritten, die Daten vorsätzlich gesammelt zu haben. Es stehe aber fest, dass Google "fahrlässig unbefugt personenbezogene Daten erhoben und gespeichert" habe, erklärt Caspar. Google habe demnach die erforderliche Sorgfaltspflicht als Unternehmen außer Acht gelassen. Die Fehler seien also vorhersehbar wie vermeidbar gewesen.
Der Fall lasse den Schluss zu, dass Googles firmeninterne Kontrollmechanismen "in erheblicher Weise versagt haben", sagte Caspar. "Nach meiner Einschätzung handelt es sich bei dem Sachverhalt um einen der größten bislang bekannt gewordenen Datenschutz-Verstöße überhaupt. Google hat sich bei der Aufklärung kooperativ gezeigt und öffentlich ein Fehlverhalten eingeräumt."
Nach Angaben von Google handelte es sich um einen "Fehler", durch den die Funktionen in die Steuerungsprogramme integriert worden seien. Die Autos hätten während der Fahrt auch nur kurze, praktisch wertlose "Informationsschnipsel" aus ungesicherten drahtlosen Netzen aufschnappen können. Diese seien zudem nie ausgewertet und verwendet worden. Die Daten sind dem Unternehmen zufolge gelöscht.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa