Technik

"Mosaic" öffnete das WWW Grafischer Browser wird 10

Larry Smarr guckte wie hypnotisiert, als die Studenten ihre Mauszeiger auf dem Bildschirm hin und her bewegten und herumklickten, um Dokumente im Internet zu finden. Es war absolut revolutionär. "Das wird die Welt verändern, da war ich mir sicher", erinnert sich Smarr noch heute an das inzwischen genau zehn Jahre zurückliegende Erlebnis. Er war damals Direktor des National Center for Supercomputing Applications (NCSA) an der Universität von Illinois, das gerade den ersten grafischen Browser des beginnenden Internet-Zeitalters entwickelt hatte: Mosaic.

Die NCSA veröffentlichte den Programmcode von Mosaic im April 1993 wie damals noch häufig üblich als freie Software. Mit dem einfach zu bedienenden Programm öffnete sich das World Wide Web, das bis dahin eine Domäne von Wissenschaftlern und Technikfreaks war, der breiten Masse der Bevölkerung.

Vorbild für Netscape und Microsoft

Mosaic wurde schnell zum Grundstein für die heutigen Browser wie den Internet Explorer von Microsoft oder den Netscape Navigator. Und der leitende Programmierer von Mosaic, Marc Andreessen wurde der Gründer von Netscape und nahm dabei gleich einige Kollegen von der Universität von Illinois mit.

"Mosaic wurde zum Treibmittel des Internets", sagt Smarr, der inzwischen ein Institut an der Universität von Kalifornien in San Diego leitet. "Er eröffnete dem Internet völlig neue Möglichkeiten." Zum bislang rein Text-basierten Web kamen Bilder und Klänge hinzu, es begann die Multimediazeit.

Bedeutung wie das Telefon

Mosaic sei vergleichbar mit der Druckerpresse, sagt Dan Reed, der heutige Direktor des NCSA. "Er gab den Menschen die Möglichkeit, auf Informationen zuzugreifen und sie auch mit anderen zu teilen." Der Einfluss von Mosaic auf die Gesellschaft sei vergleichbar mit der des Telefons oder des Fernsehens.

Andreessen und sein Kollege Eric Bina wussten, was sie haben wollten, als sie mit ihrer Arbeit begannen: Das Programm sollte einfach zu installieren und einfach zu benutzen sein und zudem auf verschiedenen Betriebssystemen laufen. Andreessen und sein Team schrieben nächtelang am Programmcode und boten erste Versionen bald den Kollegen und anderen Wissenschaftlern zum Test an, die wiederum Verbesserungsvorschläge machten.

Eine Mio. Downloads im ersten Jahr

Die erste Mosaic-Version lief nur auf UNIX-Rechnern, Ausgaben für Windows und Mac folgten Ende 1993. Die Einfachheit von Mosaic sprach sich schnell herum. Die NCSA registrierte im ersten Jahr nach der Veröffentlichung eine Mio. Downloads, 70.000 pro Monat - für damalige Verhältnisse gigantische Zahlen. "Wir mussten Leute einstellen, um die telefonischen Anfragen zum Internet und zu E-Mails anzunehmen und zu beantworten", erinnert sich Mike Folk, der nach Andreessen die Leitung des Projekts übernahm.

Folk räumt auch ein, dass er damals weiter skeptisch war, ob sich das Internet jemals zu einem Massenmedium entwickeln würde, allein schon wegen der dahinter stehenden äußerst komplexen Technik. "Wir konnten uns nicht vorstellen, dass die Menschen Techniken entwickeln würden, bei denen diese ganze Komplexität gar keine Rolle spielt."

Die Universität verkaufte die Lizenzrechte für Mosaic später an die Firma Spyglass, die sie wiederum an Microsoft zur Entwicklung des Internet Explorers weitergab. Die NCSA unterstützt Mosaic nicht mehr, hält aber weiter eine umfangreiche Dokumentation dazu bereit.

Jim Paul, AP

Quelle: ntv.de

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