Technik

Gema als Ausrede Grooveshark taucht ab

Der beliebte Musik-Streamingdienst Grooveshark geht in Deutschland wegen "unverhältnismäßig hohen Betriebskosten" offline. Schuld ist angeblich die Gema. Grooveshark fordert seine Nutzer auf, der Verwertungsgesellschaft eine "höfliche Nachricht" zu schicken, um Streamingdienste wieder rentabel zu machen. Die Gema hat allerdings eine ganz andere Erklärung.

Wer in Deutschland die Webseite des Musik-Streamingdienstes Grooveshark besucht, sieht nur noch eine weiße Seite mit einer knappen Mitteilung. "Aufgrund unverhältnismäßig hoher Betriebskosten stellt Grooveshark den Zugriff aus Deutschland ein", steht dort. "Wir hoffen, eines Tages zurückzukommen. Wenn Sie die Betriebskosten für Anbieter wie Grooveshark herabsetzen wollen, können Sie eine höfliche Nachricht an die Gema schicken." Aha, die harten Vergütungsregeln der Verwertungsgesellschaft sollen den Streamingdienst also in Deutschland in die Knie gezwungen haben.

In Deutschland gibt's keinen Musik-Stream mehr aus dem Haifischbecken.

In Deutschland gibt's keinen Musik-Stream mehr aus dem Haifischbecken.

(Foto: Vadim Ghirda/AP/dapd)

Die Gema weist die Vorwürfe allerdings weit von sich. In einer Stellungnahme schreibt sie, Grooveshark weigere sich "grundsätzlich, den von ihm betriebenen Dienst überhaupt in irgendeiner Form zu vergüten." Grooveshark habe bisher "noch in keiner Form" Kontakt zur Gema aufgenommen.

Tatsächlich haben die großen Musik-Labels EMI, Warner Music und Sony Music Grooveshark unter anderem wegen Urheberrechtsverletzungen in den USA verklagt. Laut Branchenmagazin "Zoolamar", behauptet EMI, aus einem 2009 geschlossenen Vertrag noch keinen einzigen Cent erhalten zu haben.

Bei Grooveshark rufen weltweit pro Monat mehr als 400.000 Hörer 50 bis 60 Millionen Songs ab. Die Musikdateien stammen dabei angeblich ausschließlich von Nutzern des Dienstes. Laut "Digital Millenium Copyright Act" ist ein Dienst nicht für Urheberrechtsverletzungen seiner Nutzer haftbar. Er muss eine Datei lediglich entfernen, wenn er auf eine Rechtsverletzung aufmerksam gemacht wird. Doch wie "Cnet" berichtete, geht Universal Music in seiner Klage davon aus, dass auch Grooveshark-Mitarbeiter aller Ebenen Songs hochladen. Über 100.000 Dateien sollen so bereits illegal bei Grooveshark eingestellt worden sein. Für jeden einzelnen geklauten Song will Universal 150.000 Dollar haben.

Warum bei so viel Ärger in den USA Grooveshark sich ausgerechnet in Deutschland abklemmt, ist nicht klar. Noch seltsamer ist, dass der Dienst empfiehlt, auf das Angebot des Kölner Unternehmens Simfy umzusteigen, dessen Geschäftsführer sich gegenüber "Heise Online" ausdrücklich davon distanziert, und dann wenig später eine gegenteilige Presseerklärung veröffentlicht wird. Darin heißt es, man habe mit der Grooveshark-Mutterfirma Escape Media Group eine Vereinbarung getroffen. "Wir freuen uns, unseren Service den Grooveshark-Nutzern in Deutschland anbieten und sie auf diese Weise auch weiter mit guter Musik versorgen zu können", wird dort Schumann zitiert.

Vielleicht wurde Grooveshark ja von deutschen Anwälten höflich zu dem Schritt gedrängt und entgeht auf diese Weise hierzulande weiteren rechtlichen Schritten. Doch das ist reine Spekulation. Für die Branche dürfte Simfy jedenfalls die weitaus bessere Lösung sein. Denn dort sind nach eigenen Angaben alle Songs vollständig lizenziert.

Quelle: ntv.de, kwe

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