Kinderleichte Manipulation Gutscheinkarten für Betrüger ein Geschenk
20.03.2015, 12:27 Uhr
Zu Weihnachten sind Gutscheinkarten beliebte Geschenke.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wer eine Guthaben- oder Gutscheinkarte kauft, sollte sie so schnell wie möglich einlösen. Denn Betrüger kommen fast so leicht an das bezahlte Guthaben wie die Käufer. Manchmal genügt dafür eine simple Tauschaktion.
Das System hinter den Guthabenkarten von Tankstellen und Einzelhändlern kann laut einem Bericht der "c't" leicht ausgetrickst werden. Opfer von Betrügern seien dabei vor allem ahnungslose Käufer oder Beschenkte, deren Kartenguthaben von den Kriminellen abgeräumt werden könne, berichtet die Computerzeitschrift.
Als zentrale Schwachstelle hat die "c't" die Tatsache ausgemacht, dass viele Guthabenkarten lediglich mit einem aufgedruckten Barcode oder einem Magnetstreifen gesichert sind. Diese werden an den Kassen gescannt, um das Guthaben zu aktivieren. Theoretisch könne es nur derjenige abrufen, der den korrekten Barcode besitzt, schreibt die "c't". Eigentlich sollte es diesen nur einmal, aufgedruckt auf der Plastikkarte geben. In der Praxis aber befinde sich der Barcode oft zusätzlich auf der Rückseite der Pappträger, auf denen Guthabenkarten aufgeklebt in den Geschäften ausgehängt würden. So müssten Kassierer sie zum Einscannen nicht ablösen.
Ein Betrüger könnte also im Ladengeschäft die Plastikkarten zweier Gutscheine ablösen und vertauscht wieder aufkleben, so die "c't". Kauft ein Kunde einen der beiden präparierten Gutscheine, scannt der Verkäufer den Barcode auf der Rückseite des Pappträgers und aktiviert damit die Plastikkarte des Betrügers. Auch Gutscheinkarten, die tatsächlich nur mit einem Barcode verkauft werden, stellen Betrüger vor keine größeren Probleme. Er müsse lediglich einen Aufkleber mit dem Code einer gestohlenen Karte darüber kleben, schreibt die "c't".
Auch Magnetstreifen nicht sicher
Von der Sicherheitslücke betroffen seien unter anderem die Geschenk- und Guthabenkarten von Media Markt, Saturn, Obi und Toom sowie Prepaid-Karten von Shell und Jet. Besonders leicht hätten es Betrüger bei Toom und anderen Firmen, die fortlaufende Nummern für die Barcodes verwendeten. Auch Gutscheinkarten mit Magnetstreifen, wie sie von Tankstellen, aber auch bei Ikea massenhaft eingesetzt würden, seien keineswegs fälschungssicher, warnt die "c't". Betrüger könnten die Magnetstreifen-Daten eines Gutscheins auf den Magnetstreifen eines zweiten kopieren.
Ein Sprecher des führenden Kartenherstellers Retailo sagte der "c't", man habe solche Betrügereien bislang nur in sehr geringem Ausmaß in den USA beobachtet. Es handele sich um wenige Einzelfälle, daher gäbe es keinen Handlungsbedarf. Media Markt und Saturn hingegen erklärten der Zeitschrift, sie wollten "umgehend Maßnahmen ergreifen, um solche Betrügereien künftig unmöglich zu machen".
Quelle: ntv.de, kwe/dpa