Jahresrückblick 2002 Innovation trotzt Krise
26.12.2002, 12:42 UhrComputerfreaks und Technik-Fans haben 2002 jede Menge neues Spielzeug bekommen. Was für den einen der iMac mit Flachbildschirm, ist für andere ein Pocket-PC in der Handtasche oder die Software Flash MX zum kreativen Gestalten von Zeichentrickfilmen. Für die IT-Branche aber ist das ausklingende Jahr durchwachsen bis schlecht gewesen.
Zum ersten Mal gingen die Umsätze mit Informationstechnik und Telekommunikation in Deutschland zurück - nach Schätzungen des der Branchenverbands Bitkom um 1,3 Prozent auf 136 Mrd. Euro. Gleichzeitig wurden 28.000 Arbeitsplätze abgebaut. "Einem wenig erfreulichen Jahr 2001" s
UMTS kleinlaut verschoben
Dies hat auch zu Verzögerungen im Innovationstempo geführt. Die vollmundig verkündete Einführung des Breitband-Mobilfunks UMTS musste 2002 kleinlaut verschoben werden. Und ob der jetzt im neuen Jahr geplante Start die Erwartungen der Anbieter erfüllen wird, ist mit vielen Fragezeichen verbunden.
Der schon zur Jahresmitte 2002 in Aussicht gestellte Aufschwung der Branche soll jetzt ein Jahr später beginnen, ab Mitte 2003 erwarten die meisten Beobachter, dass die Nachfrage wieder anziehen wird. Davon sollen auch die PC-Hersteller profitieren. Nach dem weltweiten Absatzrückgang um 4,2 Prozent in 2001 gab es in diesem Jahr immerhin eine Stabilisierung mit plus 1,6 Prozent.
Im neuen Jahr sollen die Umsätze mit Personalcomputern nach einer Prognose der Marktforscher von IDC um 8,3 Prozent auf 147,5 Mio. Geräte steigen. Dieses Wachstum - für Westeuropa werden rund sechs Prozent erwartet - soll vor allem von Unternehmen und Privatkunden getragen werden, während die Behörden mit ihren Investitionen kürzer treten - nicht nur dem deutschen Finanzminister Hans Eichel fehlt das Geld.
Für Linux soll's aufwärts gehen
Das verstärkte Kostendenken kommt dem Betriebssystem Linux zugute. Bei Servern erwartet IDC, dass sich die Hardware-Umsätze mit Linux-Systemen bis 2006 auf 6,5 Mrd. Dollar verdreifachen werden. Bei Servern mit vorinstalliertem Windows wird in diesem Zeitraum ein Zuwachs um nahezu fünf auf 19 Mrd. Dollar erwartet. An der Spitze bleiben Unix-Systeme von Sun, IBM, HP und anderen mit einem für 2006 geschätzten Umsatz von 27,7 Mrd. Dollar.
Widerstandsfähigkeit gegen Krisen hat im abgelaufenen Jahr das Internet bewiesen. Trotz des Konkurses der führenden Datennetzbetreiber WorldCom und KPNQwest kam es nur kurzfristig zu Problemen. Die Daten suchten sich einfach andere Wege. Zudem machte der Ausfall deutlich, dass es jede Menge Leerlauf in den Netzen gibt. Der Aufbau riesiger Glasfasernetze und die Weiterentwicklung dieser Technik haben die Übertragungskapazitäten weit über den Bedarf hinaus aufgebläht. Nach Schätzungen von Fachleuten werden weltweit weniger als neun Prozent dieser Kapazitäten auch tatsächlich genutzt.
Fortschritte in der Nanotechnik
Den generellen Trend der technischen Entwicklung hat die Konjunkturschwäche nicht verschoben, sondern allenfalls gebremst. In den vergangenen zwölf Monaten präsentierten die Forschungsabteilungen bei IBM, Infineon, Intel, Hewlett-Packard und anderen neue Fortschritte in der Nanotechnik. Der Vorstoß in die mikroskopischen Molekülstrukturen ermöglicht noch leistungsfähigere Chips auf kleinstem Raum und damit den Einstieg ins "Pervasive Computing". Die Zukunft eines Alltags mit intelligenter und allseitig vernetzter Technik ist uns um ein Jahr näher gerückt.
Von Peter Zschunke, dpa
Quelle: ntv.de