Werbung fürs Soldatenleben Kasernenton online
28.07.2002, 13:46 UhrMit einem actionreichen Computerspiel will die US-Armee Rekruten gewinnen. Online wird fürs Soldatenleben geworben. Zum Preis von sieben Millionen Dollar ließ das Pentagon eine Computerspiel-Serie namens "Americas Army: Operations " entwickeln.
Die ersten Folgen stehen zum kostenlosen Herunterladen im Netz. Die Spieler müssen an einer virtuellen Grundausbildung teilnehmen - und dann darf geschossen werden.
"Sie müssen sich in der Scharfschützenschule qualifiziert haben, um diese Waffe zu erhalten, Soldat!", schallt es im Kasernenhofton dem Spieler entgegen. Grobheiten und virtuelle Strafen wie die Haft in einer Kasernenzelle scheinen dem Zielpublikum zu gefallen. Mehrere hunderttausend Spieler haben nach Armee-Angaben das am amerikanischen Unabhängigkeitstag (4. Juli) veröffentlichte Spiel bereits heruntergeladen.
Kadetten halfen bei der Entwicklung
Das Rekrutierungsspiel nutzt als Vorlage kommerziell erfolgreiche Produkte wie die Spiel-Serie "Unreal". Technisch versierte Kadetten einer Militärschule und Programmierer aus Privatfirmen entwickelten die Vorlage weiter. Gespielt wird zunächst allein: Die Spieler müssen eine virtuelle Grundausbildung absolvieren und danach ihre Zielgenauigkeit im Scharfschützentraining beweisen. So qualifizieren sie sich allmählich für Aufgaben, die online gemeinsam mit anderen frischen Rekruten erledigt werden müssen.
Sieben Millionen Dollar für die Entwicklung des US-Schießspiels und den Betrieb von über 100 Servern seien eine gute Investition, glaubt dagegen das US-Verteidigungsministerium. Das jährliche Budget für die Anwerbung von Rekruten liegt bei über 140 Millionen Dollar. Es sei schon zufrieden, wenn wenigstens ein paar Hundert Spieler sich anlocken ließen und einen mehrjährigen Dienstvertrag unterschrieben, teilte das Pentagon mit.
Bundeswehr will keine "Ballerspiele"
Die Bundeswehr hält von "Americas Army: Operations " nach Aussage von Sprecher Joachim Schmidt nichts, obwohl auch ihre Jugendinformationsseite Spiele anbietet. "Auf 'Ballerspiele' ist gänzlich und bewusst verzichtet worden, weil wir der Meinung sind, dass man durch diese Spiele den "falschen" Nachwuchs anspricht", sagte Schmidt. Die Seite werbe nicht für den Krieg, sondern für den Beruf des Soldaten. Die spielerische Wissensvermittlung habe die Bundeswehr bewusst gewählt, um die Zielgruppe besser anzusprechen.
Neben Wissensspielen, elektronischen Karten und einem Chat wird das Spiel "Luna Mission" auf der Bundeswehr-Jugendseite geboten: Das Spielerische steht im Vordergrund, weniger die Information. Bei "Luna Mission" steuert der Spieler die Aufklärungsdrohne Luna, mit der er militärische Objekte ortet und per Mausklick fotografiert. "Der Klick bedeutet nicht 'Abschuss' oder 'Vernichtung'", betont Schmidt. Wie im realen Einsatz sei die Luna auch im Spiel keine Waffe, sondern ein "fliegender Fotoapparat".
Tilmann Streif/Miriam Tang
Quelle: ntv.de