Technik

Gerüchte um "Steam-Box" Kommt offene Spielekonsole von Valve?

Das Funktionsbild des Controllers, mit austauschbaren Steuersticks.

Das Funktionsbild des Controllers, mit austauschbaren Steuersticks.

Playstation, Xbox, Wii – der Markt für Spielekonsolen ist anscheinend aufgeteilt. Gerüchte besagen jedoch: Kult-Spieleentwickler Valve steigt per "Steam-Box" ins Geschäft ein. Der Clou: Ähnlich wie Googles Android soll es ein offenes System sein. Die Bestätigung käme in der Spieleindustrie einem Erdbeben gleich.

Im November 2009 beantragen drei Personen ein Patent in den USA. An sich nichts Ungewöhnliches, aber: Es sind mit Mike Ambinder, Steven Bond and Scott Dalton drei Mitarbeiter des Unternehmens Valve. Die Entwürfe aus Seattle sind die eines Controllers, eines Gamepads. Das ist ungewöhnlich. Valve entwickelte Blockbuster-Titel wie Half-Life oder Portal, keine Hardware. Nebenbei gründete es mit Steam vor Jahren den größten digitalen Vertrieb für Computerspiele. Im vergangenen Jahr stieg der Absatz im siebten Jahr in Folge um mehr als das Doppelte, 14,5 Millionen Exemplare wurden verkauft.

Beste Voraussetzungen, um das Geschäftsfeld auszuweiten.

Eine der Zeichnungen des eingereichten Patents.

Eine der Zeichnungen des eingereichten Patents.

Der Blog "The Verge" trug vor wenigen Tagen die Indizien zusammen und will sogar eine inoffizielle Bestätigung bekommen haben. "Valve plant Steam ins Zentrum eines offenen Spieleuniversums zu platzieren", hieß es in dem Eintrag vorneweg. Eine Basissoftware mit variablen Hardwarekomponenten also. Ein Betriebssystem, optimiert für Spiele. So wie Google das Quasi-Monopol von Apple und seinem iPhone mit Android brach, könnte Valve also die drei Großen des Konsolenmarkts – Sony mit der Playstation, Microsoft mit der Xbox und Nintendo mit der Wii - in Panik versetzen.

"Wir tun es, falls wir es tun müssen"

Das vor wenigen Monaten veröffentlichte Patent ist zwar der einzige offizielle Beleg, auf den sich die Gerüchte stützen, und ein Controller ist noch keine Konsole. Doch Valve-Mitarbeiter Greg Coomer verbreitete vergangenes Jahr das Bild einer selbstgebauten Spielebox per Twitter. Was den Stein in den Blogs jedoch endgültig ins Rollen brachte, war ein Interview des Unternehmensgründers Gabe Newell. Der bestätigte die Entwicklung eines solchen Betriebssystems zwar nicht, sagte aber über mögliche Hardware-Entwicklungen den vieldeutigen Satz: "Wir denken, es ist so wichtig, dass wir es tun, falls wir es tun müssen."

Dazu passt auch die Funktionalität des Gamepads, der dem Patent zufolge mit verschiedenen Komponenten frei konfiguriert werden kann. Etwa mit austauschbaren Analogsticks oder Tasten. Die Spekulationen schießen derzeit wie Free-to-Play-Titel aus dem Boden, die Spielewelt hofft auf die Sensation – entweder als Enthüllung einer "Steam-Box" bei der Entwicklerkonferenz GDC, die noch bis Freitag in San Francisco stattfindet. Oder auch als "ValveStation" bei der E3, der weltgrößten Spielemesse in Los Angeles im Juni.

Das alles sind nur Vermutungen, auch wenn ungenannte Unternehmensmitarbeiter hinter vorgehaltener Hand die Entwicklung bestätigt haben sollen.

Ende des stillen Paktes?

Sicher ist: Für die Welt der Videospiele wäre eine offene Konsole eine Revolution. Bislang gab es einen stillen Pakt der großen Unternehmen Nintendo und Sega, später auch Sony und Microsoft mit den Entwicklern: Ihr verändert die Hardware nicht, wir reizen sie bis zum Ende aus. Und dann kommt eine neue Generation auf den Markt.

Valve würde mit einem eigenen System mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Nicht mehr dem Hardwarediktat der Konsolenhersteller bei der Entwicklung der eigenen Spiele ausgeliefert sein. Und ebenfalls nicht mehr dem Softwarediktat von Microsoft und dessen Betriebssystem Windows. Der neue Controller wäre dann bloß ein Nebenverdienst.

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