Technik

Kampf der Giganten Kräftemessen zwischen Microsoft und AOL

Softwaregigant Microsoft und Internet-Riese AOL sind Konkurrenten und haben doch miteinander kooperiert. Jetzt streiten sie gleich in mehreren Geschäftsfeldern um die Vorherrschaft: Beim Thema Online-Telegramme ("Instant Messaging"), bei der Software für Audio- und Videoinhalte und nicht zuletzt auch bei der Werbung um Kunden für das eigene Internetangebot.

Bis zum vergangenen Jahr agierten die Gegner Seite an Seite, dann endete ein 1996 geschlossener Kooperationsvertrag. Der Vertrag hatte dem Microsoft-Browser Internet Explorer bei seinem Siegeszug geholfen, indem er ihn zum Standardprogramm für Millionen von AOL-Kunden machte. Die Abmachung garantierte AOL im Gegenzug beste Integration der eigenen Software ins Windows-Betriebssystem. Auf eine Verlängerung des Vertrages konnten sich beide Seiten trotz wochenlanger Bemühungen bisher nicht einigen.

Microsoft will im Herbst sein neues Betriebssystem Windows XP auf den Markt bringen. Einige Bestandteile werden von AOL als geschäftsschädigend angesehen, so soll der Instant Messaging-Service von Microsoft nun fest in Windows XP integriert werden. AOL bietet jedoch mit dem Instant Messenger (AIM) seinen Nutzern einen eigenen Service zum Austauschen von Textnachrichten in Echtzeit.

"Wer wird das Internet beherrschen?", fragen sich Marktbeobachter und finden eine beunruhigende Antwort: Microsoft und AOL könnten sich gegenseitig Konkurrenz und den Websurfern das Leben schwer machen. Dies gilt auch für einen Bereich der Internet-Nutzung, der bisher technisch noch nicht ausgereift war: das Online-Telefonieren.

Microsoft plant nach Angaben der Tageszeitung "New York Times" für Windows XP die Integration digitaler Bausteine, die eine deutlich verbesserte Stimmwiedergabe via Internet ermöglichen. Sollte AOL in diesem Bereich auf eine eigene Software setzen, könnte dies für Nutzer Probleme ergeben: Dann nämlich, wenn die unterschiedlichen Telefon-Programme der beiden Anbieter nicht miteinander kommunizieren können.

AOL erwägt nun, statt des Internet Explorers von Microsoft den Netsacpe-Browser in die Zugangssoftware für den eigenen Online-Dienst zu integrieren. Schließlich gehört Netscape zum AOL-Firmenimperium. Weiterhin hat AOL sogar die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems ins Auge gefasst - in Zusammenarbeit mit PC-Herstellern. Das Unternehmen setzt schon jetzt bei den Audio- und Videoinhalten auf die Software von RealNetworks und nicht auf Microsofts Windows Media Player.

Microsofts Onlinedienst MSN ist in diesem Markt mit etwa fünf Millionen Kunden der weit abgeschlagene Zweite. Mit dieser Rolle gibt sich das Unternehmen aber nicht zufrieden und greift AOL zur Zeit direkt mit einer Werbekampagne rund um besonders günstige Monatstarife an. AOL verteuert in den USA die monatliche Flatrate um neun Prozent auf 23,90 US-Dollar. MSN wirbt nun mit dem alten AOL-Tarif von 21,95 US-Dollar und einem dreimonatigen kostenlosen Zugang für alle Neukunden, die von AOL zu MSN wechseln.

Quelle: ntv.de

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