Spielen statt debattieren LAN-Party im Bundestag
23.02.2011, 15:48 UhrComputerspiele stehen in dem Ruf, schädlich zu sein. Ego-Shooter gelten sogar bei vielen Bundesbürgern als Auslöser für Amokläufe. Um solche Vorurteile abzubauen, laden drei Abgeordnete ihre Kollegen im Bundestag zum gemeinsamen Videospielen ein.
Debattiert hat der Bundestag schon oft über Computerspiele - jetzt sollen die Abgeordneten selbst am Bildschirm ran. Drei Bundestagsabgeordnete luden alle Kollegen dazu ein, ihre Vorstellungen über Computerspiele in der konkreten Praxis zu überprüfen.
Ziel dieses ersten "Politiker-LANs" im Deutschen Bundestag sei "eine sachliche, vorurteilsfreie Debatte über ein Thema, das Kinder und Jugendliche in ihrer direkten Lebenswelt betrifft", erklärten Jimmy Schulz (FDP), Manuel Höferlin (FDP) und Dorothee Bär (CSU) vor Beginn der Veranstaltung im Reichstagsgebäude. Ein LAN (Local Area Network) ist ein Verbund von vernetzten Computern an einem bestimmten Ort.
Computerspiele könnten nie Ersatz für Erziehung, Sportverein oder soziales Umfeld sein, betonte Schulz. Aber Computerspiele seien für die meisten Kinder und Jugendlichen zum Teil ihres Alltags geworden. "Vielen Erwachsenen, auch Politikern, bleibt diese Tür bisher leider verschlossen. Das zu ändern liegt mir am Herzen", sagte Schulz. Bei der Nutzung seien richtige Dosierung und die selbstbestimmte Nutzung entscheidend.
Studie belegt: Computerspieler sind normal
Auf LAN-Partys gehe es ums Miteinander, sagte Höferlin. Computerspiele seien eine natürliche Weiterentwicklung des herkömmlichen Spielens. Die aktuell erschienene Studie der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) "Kompetenzen und exzessive Nutzung bei Computerspielern: gefordert, gefördert, gefährdet" komme zu dem Ergebnis, das über 98 Prozent der befragten Computerspieler ein unauffälliges Spielverhalten zeigen, schreibt Höferlin auf seiner Webseite. "Zudem belegt die Studie, dass problematische Spielnutzung nicht durch ein konkretes Spiel beziehungsweise Spielgenre verursacht wird. Vielmehr beeinflussen Merkmale von Spieler, Spiel und Spielkontext zusammen das Suchtpotential."
Quelle: ntv.de, kwe/dpa