News-Angebot von Google Nachrichtengräber im Netz
08.07.2003, 11:12 UhrGoogle durchgräbt das Netz nun auch gezielt nach Nachrichten: Die Internet-Suchmaschine startete ein deutschsprachiges Nachrichtenangebot.
Unter der jetzt freigeschalteten Adresse "news.google.de" werden über 700 deutschsprachige Online-Nachrichtenquellen ausgewertet, sagte Michael Schmitt, der technische Leiter von Google News gegenüber dpa. Neben Nachrichten-Portalen und Online-Zeitungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz würden auch deutschsprachige Quellen aus Russland, Ungarn und aus China untersucht.
Keine Redakteure, nur Programmierer
Die deutschsprachige Version von Google News gruppiert die Nachrichten in sieben Rubriken: International, Deutschland, Wissen/Technik, Sport, Unterhaltung und Gesundheit. Dabei kommt das Angebot wie sein US-Vorbild völlig ohne Redakteure aus, da eine Suchmaschinen-Software die Ergebnise zusammenstellt.
"Wir sind auf die kollektiven redaktionellen Entscheidungen der Nachrichtenquellen angewiesen", sagte Schmitt. Durch einen bestimmten Gruppierungsalgorithmus, den Schmitt nicht näher erläutern wollte, würden auf der Startseite die wichtigsten News präsentiert. Außerdem könne bei Google News der gesamte Nachrichtenbestand durchsucht werden.
Mittler zwischen Anwender und Medien
Das Newsangebot ist aus Überschriften und Lead-Sätzen der gefundenen Nachrichten aufgebaut, häufig auch durch eine verkleinerte Fassung eines dazugehörigen Fotos. Die Überschrift ist mit dem Originalartikel bei der Quelle der Nachricht verlinkt. "Wir verstehen uns als Mittler zwischen dem Anwender und den Mediensites", sagte der technische Leiter. Durch die Verlinkung würden auch die Nachrichtenquellen profitieren.
"Herdenjournalismus"
Die US-Variante von Google News war Anfang Juni von der Academy of Digital Arts and Science mit dem "Webby-Award", eine Art Internet-Oscar, als bestes Nachrichtenangebot im Internet ausgezeichnet worden. Kritiker der Suchmaschine betonen, dass Google News wegen seines automatisierten Auswahlprinzips lediglich die Bedeutung der Top-Nachrichten verstärke und zu einem "Herdenjournalismus" beitrage.
Einige Online-Nachrichtenangebote in Deutschland wie die Handelsblatt-Gruppe oder die Main-Post hatten sich in der Vergangenheit rechtlich gegen das so genannte "Deep Linking" gewehrt, auf denen sich häufig Werbeeinblendungen befinden.
"Hier in den USA hatten wir keine einzige Newssite, die aus dem Angebot entfernt werden wollte", sagte Firmensprecherin Deppie Frost. "Wir haben dagegen viele Mails und Anrufe von Medien bekommen, die wir zunächst nicht ausgewertet hatten – und die auch dabei sein wollten."
Quelle: ntv.de