Technik

Ein Schritt nach vorne Nokia N8 im Test

Mit dem N8 will Nokia unbedingt den Anschluss an die Smartphone-Oberklasse halten. Dafür haben die Finnen ihr neues Flaggschiff fett ausgestattet. Unter anderem ist eine 12-Megapixel-Kamera an Bord. Aber genügt das, um im Rennen zu bleiben?

(Foto: Nokia)

Seit das iPhone und Android-Telefone auf dem Markt sind, ist Nokia nicht mehr in der Spitzengruppe der Smartphone-Hersteller. Das gemeinsam mit Intel entwickelte mobile Betriebssystem MeeGo ist noch nicht marktreif. Deshalb hat Nokia noch mal sein etwas betagtes Symbian aufpoliert und auf ein mächtiges Stück Hardware aufgespielt: dem N8.

Das neue Flaggschiff soll gegenüber der enteilten Konkurrenz Boden gutmachen oder zumindest den Abstand nicht größer werden lassen, bis vielleicht ganz neue MeeGo-Smartphones die Lücke schließen können. Außerdem muss sich Nokia auch gegenüber einem neuen, wiedererstarkten Konkurrenten in Position bringen: Microsoft könnte mit seinem neuen Betriebssystem Windows Phone 7 Nokia weitere Marktanteile abnehmen.

Solides Stück Hardware

Hat Nokia sein Ziel erreicht? Nun, das N8 ist im wahrsten Sinne des Wortes ein solides Stück Arbeit. Der 135 Gramm schwere Metall-Barren liegt vertrauenserweckend in der Hand. Vom aus einem Alustück gefertigten Gehäuse bis zu den robusten Knöpfen vermittelt das N8: "Ich bin stabil, mich kriegst Du nicht kaputt." Das Telefon hat seine Ecken und Kanten und ist damit das krasse Gegenstück zu glatten Flundern wie dem Samsung Galaxy S. Das muss man mögen, findet aber bestimmt seine Fans.

Immer vier Programm-Icons passen in ein Schnellzugriff-Widget.

Immer vier Programm-Icons passen in ein Schnellzugriff-Widget.

Auch die 12-Megapixel-Kamera versteckt sich nicht und ragt samt LED-Blitz auf der Rückseite aus dem Gehäuse. Sie ist zwar nicht aus dem Stand betriebsbereit, lässt sich aber auch keine vier Sekunden Zeit, wie anderswo zu lesen ist. Ein paar Zehntel sind es gefühlt, das ist durchaus in Ordnung. Ob man so viel Megapixel für eine Smartphone-Kamera braucht, sei mal dahingestellt. Das N8 ist ja schließlich schon fast eine Kamera mit Handy-Funktionen. Prima ist der echte Auslöser, mit dem man Verwackler vermeidet. Die Qualität der Bilder ist ausgezeichnet, mehr ist aus einem Smartphone kaum herauszuholen. Und selbstverständlich nimmt die Kamera HD-Videos mit 720p auf.

Der 3,5 Zoll große AMOLED-Bildschirm mit 640 x 360 Pixeln ist brillant und kontraststark. Auffallend ist die sehr schnell reagierende automatische Helligkeitsanpassung. Der kapazitive Touchscreen reagiert rasch auf Fingertipper, erwartet aber, dass man sein Ziel exakt trifft. Nokias Schwergewicht bietet einen HDMI-Anschluss, den neuesten HSPA-Standard und auch sonst alles, was ein Spitzen-Smartphone haben sollte. Der Prozessor ist mit 680 Megahertz nicht besonders stark und auch der Arbeitsspeicher muss mit 256 Megabyte auskommen. Während des Testbetriebs zeigte das Team aber keine Schwächen - und darauf kommt es letztendlich an.

Symbian gibt sein Bestes

Symbian 3 lässt sich wesentlich flüssiger bedienen als seine Vorgänger - da hat Nokia vermutlich das letzte bisschen Leistung aus seinem Veteranen herausgepresst. Wischen, schieben und tippen wird unverzüglich mit einer Reaktion belohnt, lange Auszeiten wie seine Vorgänger nimmt sich das N8 nicht.

Wenn man von einem iPhone oder Android-Gerät zum Nokia N8 wechselt, kommt einem die Oberfläche aber zunächst sehr umständlich vor. Irgendwie muss man immer ein, zwei Schritte mehr bis zum Ziel gehen. Fairerweise sollte aber erwähnt werden, dass man nach rund einer halben Stunde und dem Handbuch auf dem Computerbildschirm die Menü-Führung letztendlich kapiert hat und die Bedienung um einiges schneller vonstatten geht.

Die n-tv-App gibts auch im Ovi Store.

Die n-tv-App gibts auch im Ovi Store.

Etwas nervig ist nur, dass man einzelne Programme aus dem Menü nicht direkt auf einen der drei Startbildschirme ziehen kann. Die Benutzeroberfläche ist ganz auf Widgets ausgelegt, die alle die gleichen Maße haben und die ganze Breite des Displays ausnutzen. So muss man für Programme ein Schnellzugriff-Widget platzieren, in das vier Programmsymbole passen. Aber auch das ist Geschmackssache und kann, wenn man Programme eines Themas in einem Widget vereint, sogar zur Ordnung beitragen.

E-Mail, Text-Nachrichten oder die Anbindung an soziale Netzwerke sind nicht schön, erfüllen aber ihren Zweck. Im Test bockte das WLAN des N8 ab und zu vor der FritzBox. So ließ sich die Leistung des Browsers nur schwer beurteilen. Über UMTS baute er Seiten aber relativ rasch auf.

Schlecht bestückter Store

Ein großes Problem von Nokia bleibt die bescheidene App-Auswahl im Ovi Store. Die Regale füllen sich aber langsam. Immerhin stehen dort schon die n-tv-App oder der Spiele-Hit "Angry Birds Lite" zum Download bereit. Und mit "Ovi Karten" ist auf dem N8 ein hervorragendes Navigationsprogramm vorinstalliert.

Letztendlich kann man sagen, dass Nokia mit dem N8 einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat. Das Telefon ist super verarbeitet und bietet einige Hardware-Schmankerl. Nokia-Anhänger kann das neue Smartphone sicher bei der Stange halten. Auch ein paar Neueinsteiger dürften sich vom robusten Charme des nordischen Handys angezogen fühlen. Ob aber Android-Nutzer oder gar iPhone-Fans zu Symbian wechseln, muss doch stark bezweifelt werden. Hier ruhen bei Nokia die Hoffnungen vermutlich auf MeeGo-Smartphones. Die müssen aber erst noch zeigen, was sie können. Und bis dahin ist das N8 ein würdiger Statthalter.

Quelle: ntv.de

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