Technik

Hoffnungsträger Internet Online-Buchungen boomen

In der schwersten Krise der Touristik entpuppt sich das Internet für die Reisekonzerne plötzlich wieder als Hoffnungsträger.

Zu Beginn der New-Economy-Euphorie bereits vor einigen Jahren bejubelt, konnte der neue Vertriebskanal die hohen Erwartungen bislang nicht erfüllen. Der neuerliche Online-Aufschwung wird angetrieben von den Billig-Fluggesellschaften, die ihre Tickets erfolgreich nahezu ausschließlich über das weltweite Datennetz vermarkten, und den Sparzwängen bei Unternehmen wie Verbrauchern.

Im Internet lassen sich preiswerteste Angebote bequemer finden. Für Anbieter wie Hoteliers, Fluggesellschaften und Reiseveranstalter bedeutet der Verkauf über das Internet zudem geringere Kosten als per Reisebüro.

Nachdem früher euphorische Prognosen sich als unrealistisch erwiesen haben, erlebt das Internet in der Touristikkrise nun einen zweiten Frühling. Viele Reiseveranstalter verzeichnen mit eigenen Internet-Seiten derzeit enorme Zuwachsraten, ebenso wie die in den vergangenen Jahren entstandenen Online-Reisebüros.

Europas größter Internet-Hotelanbieter HRS (Hotel Reservation System) in Köln legte 2002 bereits gut 50 Prozent zu, in diesem Jahr sei der vermittelte Umsatz um mehr als 30 Prozent gestiegen, berichtet Vertriebschef Hartmut Keil. "Viele Unternehmen müssen sparen. Wir bieten günstige Konditionen. Das entdecken auch zunehmend private Kunden", sagt Keil. "Wer einen Billigflug gebucht hat, findet bei uns das passende Hotel."

Kostenvorteile ausschlaggebend

Eine aktuelle Umfrage der zum weltweit führenden Reservierungssystem Sabre gehörenden Gesellschaft GetThere unter gut 100 Konzernen ergab, dass erstmals mehr als 50 Prozent aller Geschäftsreisen online gebucht werden. Zudem berichteten die Firmen von deutlichen Kosteneinsparungen von durchschnittlich 15 Prozent gegenüber Telefonbuchungen.

Die klassischen Reiseveranstalter wollen der für sie gefährlichen Entwicklung zur selbst zusammengestellten Pauschalreise mit eigenen Internet-Angeboten begegnen. Bei TUI haben sich Internet-Umsätze in diesem Jahr ebenfalls verdoppelt, zwar noch auf einem niedrigen Niveau, aber dennoch inmitten eines ansonsten starken Rückgangs von konzernweit annähernd zehn Prozent in den ersten vier Monaten. Im vorigen Jahr betrug der TUI-Internet-Reiseumsatz in Deutschland 35 Millionen Euro.

Konkurrent Thomas Cook mit einem Online-Umsatz von knapp 39 Millionen Euro im vorigen Jahr berichtet jetzt von "zweistelligen" Zuwachsraten. Ähnliches gilt für die Lufthansa oder auch das Reiseportal von T-Online, das jedoch keine Zahlen nennt.

Gewinne im Internet

Allerdings schreiben viele Anbieter im Internet noch keine schwarzen Zahlen. Die Entwicklung großer Online-Reisebüros zeigt aber, dass dies nur noch eine Frage der Zeit ist. Das weltweit größte Online-Reisebüro Expedia aus den USA verbuchte 2002 einen Gewinn von 66 Millionen Dollar. Der britische Konkurrent Lastminute.com könnte im laufenden Geschäftsjahr wie geplant die Gewinnschwelle erreichen.

Das vor wenigen Jahren schon als zwangsläufig vorgesagte Massensterben der Reisebüros wird der verspätet einsetzende Internet-Boom indes wohl nicht einleiten, wohl aber eine gewisse Auslese im Zuge der Einsparprogramme der Veranstalter. Denn auch die Reisebüros setzen aufs Internet. "Rund 75 Prozent von unseren rund 20.000 Reisebüros in Deutschland sind im Internet inzwischen selbst präsent, rund zwei Drittel von diesen wiederum bieten auch die Online-Buchung an", sagt Christian Boergen vom Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalterverband.

Andrea Möser, Reuters

Quelle: ntv.de

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