Technik

DVD verdrängt VHS Raubkopien ein Problem

Die digitale DVD ist auf ihrem Siegeszug nicht zu stoppen und sorgt damit für Euphorie bei den Elektronik-Herstellern. Noch 1999 waren die Filme auf der Silberscheibe völlig unbedeutend, doch inzwischen haben sie die herkömmlichen Videokassetten im Verkauf und auch im Verleih deutlich abgehängt. Allerdings herrscht nicht überall ungetrübte Freude über den Erfolg der Digital Versatile (dt: vielseitig) Disc. Kino- und Videothekenbesitzern treibt sie tiefe Sorgenfalten auf die Stirn, denn zunehmende Raubkopien schmälern das Geschäft und gefährden sogar die Existenz einiger Unternehmen.

Einmaliger Boom

"Noch nie in der Geschichte der Unterhaltungselektronik gab es einen ähnlich großen Boom wie bei der DVD", sagt Oliver Trettin vom Bundesverband audiovisuelle Medien (BVV). In nur wenigen Jahren habe sich der digitale Bildträger durchgesetzt und einen Milliarden-Markt geschaffen. Allein im ersten Quartal 2003 stieg der DVD-Verkauf um 57 Prozent auf 11,6 Mio. Stück, zugleich stürzte laut BVV der VHS-Absatz um 37 Prozent auf 5,1 Mio. Exemplare. In diesem Jahr soll beim DVD-Verkauf erstmals die 1-Milliarde-Euro-Hürde beim Umsatz genommen werden - damit werden vier von fünf Euro für DVDs ausgegeben. "Mittelfristig wird VHS aussterben", vermutet Trettin.

Sinkende Nachfrage bei VHS unwesentlich

Das drohende Ende der VHS beunruhigt die Elektronik-Hersteller keineswegs. Mit DVD-Playern gleichen sie die sinkende Nachfrage nach VHS-Geräten mehr als aus. Mehrfach korrigierte der Branchenverband gfu (Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik) selbst optimistische Prognosen nach oben: 2001 wurden 1,6 Millionen Geräte verkauft, 2002 bereits 4,9 Mio. - und 2003 sollen es 6,2 Mio. sein. Die Zahl verkaufter DVD-Recorder, die Filme auch aufzeichnen können, steigt von 5000 Stück in 2001 auf voraussichtlich 220.000 im Jahr 2003. Der rasante Verkaufsanstieg wird von einem raschen Preisverfall begleitet: Ein DVD-Player kostet heute laut gfu im Schnitt 150 Euro, ein DVD-Recorder 1000 Euro, ein VHS-Gerät 170 Euro. Einige DVD-Player sind auch schon für unter 100 Euro zu haben.

Wohnzimmer als Heimkino

Im Sog des gestiegenen DVD-Geräte-Verkaufs hat die Branche weitere lukrative Märkte entdeckt. Wegen der besseren Bild- und Tonqualität der DVD rüsten viele Kunden ihr Wohnzimmer zu einer Art Heimkino um. "Plasma- oder LCD-Bildschirme werden häufiger verkauft", sagt gfu-Sprecher Jochen Wiesinger. Auch Lautsprecher-Pakete gehen öfter über die Ladentheke. Ende des Jahres soll in mehr als jedem dritten Haushalt ein DVD-Player stehen. Dann können die Nutzer aus mehr als 10.000 digitalisierten Filmen ihren Lieblings-Streifen wählen.

Raubkopien machen Sorgen

Doch mit immer mehr DVD-Nutzern vergrößert sich zugleich der Markt für Raubkopien. Manchmal sind Filme bereits vor ihrem bundesweiten Kinostart in deutscher Sprache zu haben. "Hinter der Piraterie stehen gut organisierte Kreise mit finanziellen Interessen", weiß Joachim Tielke, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU). Die Filme würden etwa aus den USA besorgt, der deutsche Ton dann beispielsweise von einer "Preview"-Version kopiert. Eine andere Variante sei das Abfilmen in Kinos. Anschließend würden die Kopien zumeist über das Internet vertrieben. Das führe irgendwann zum "Schneeballeffekt", wenn später etwa auf dem Schulhof der Film zum Kopieren weitergereicht werde.

Ein solcher Schwarzmarkt ist den Kino- und Videothekenbetreibern ein Dorn im Auge - schließlich sind die Einbußen der Musikindustrie durch vervielfältigte CDs ein warnendes Beispiel. "Von Januar bis April ist der Verleihumsatz um fast 20 Prozent gesunken", heißt es beim Videotheken-Verband IVD. Jede fünfte der rund 4500 Videotheken sei deshalb gefährdet. "Merklich zu schaffen" machen die Kopien nach Aussage des Filmtheater-Verbandes HDF auch den Kinos: "Viele Menschen sagen sich, den Film bekomme ich auch als selbst gebrannte Kopie." Wenn aber bereits die Erstverwertung im Kino beeinträchtigt werde, sei die fatale Folge, dass bald auch weniger Filme produziert würden.

Von Frank Senger, dpa

Quelle: ntv.de

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