Millionen für "Qualitätscontent" Reich und berühmt mit Youtube
07.04.2011, 09:29 Uhr
Die Stars von morgen? Teilnehmer des "Youtube-Informationsworkshops"
(Foto: YouTube / Bildschoen)
Vom heimischen PC aus zum Weltstar werden und viel Geld verdienen? Was der kanadische Sänger Justin Bieber vorgemacht hat, soll nun auch für Deutsche Realität werden - jedenfalls wenn es nach den Verantwortlichen der Online-Videoplattform Youtube geht.
Mit einer aufwändigen Roadshow propagiert Googles Video-Plattform derzeit ihr globales Partnerprogramm, das Menschen, die regelmäßig Videos produzieren und uploaden, an den Werbeeinnahmen beteiligt. Zusätzlich stehen bei der Aktion "Next Up" eine Million Euro an Preisgeldern bereit, die dem Nachwuchs den Weg nach ganz oben ebnen sollen.
Rund 400 Besucher aus der ganzen Bundesrepublik kamen in den Berliner Postbahnhof, um sich bei der deutschen Etappe der Veranstaltungsreihe über Youtube im Allgemeinen und das Partnerprogramm im Speziellen informieren zu lassen. Termine in weiteren europäischen Metropolen sollen folgen.
Uploads und Cashflow steigen sprunghaft
Nach Angaben von Youtube stieg die Zahl der auf die Plattform hochgeladenen Videos von 2009 bis 2010 um 75 Prozent, die ausgeschütteten Werbegelder gar um 225 Prozent. Über hundert einzelne "Youtube-Partner" weltweit hätten im vergangenen Jahr mehr als 100.00 US-Dollar verdient, hieß es.

Haben den Durchbruch noch vor sich: Besucher der Youtube-Roadshow in Berlin
(Foto: YouTube / Bildschoen)
Das beeindruckte und ließ bei den Besuchern die Frage aufkommen, wie auch sie selbst vom nahezu ungebrochenen Wachstum im Bereich Online-Video profitieren könnten. Mit einem einzelnen Clip ist es natürlich nicht getan. Ein immer gut mit aktuellen Produktionen gefüllter eigener Kanal sollte es schon sein, wurde dem bunt gemischten Publikum im Alter von zwölf Jahren aufwärts nahegelegt.
Communitypflege via Facebook und Twitter
Dass man sich wohlverhält, kein fremdes oder "anstößiges" Material verwendet, versteht sich bei einem Unternehmen mit Sitz in den USA heute von selbst - auch wenn das in den Anfangstagen von Youtube noch anders gewesen sein mag. Und dann ist natürlich wichtig, dass man sich eine eigene "Community" nicht nur aufbaut, sondern auch akribisch pflegt. Dazu darf man dann sogar die Produkte der Konkurrenz verwenden, namentlich vor allem natürlich Facebook und Twitter.

Erfolgreich mit Online-Videos: Beat-Boxer Alberto und Promi-Talker Christoph Krachten
(Foto: YouTube / Bildschoen)
Lehrreich ist immer der Blick auf bereits erfolgreiche Vorbilder. Youtube hatte derer vier aufgeboten. Und die zeigten dann auch gleich ganz praxisnah, was die eher bemüht begeisterten Medienmanager meinten, wenn sie sagen, es seien schleßlich die Content-Produzenten, die den Erfolg der Plattform ausmachten. Denn das Panel mit Beat-Boxer Albertoson, Cartoonist Ralph Ruthe alias Koalacombat , Alex Feldmann von moviemaniacs.de und Christoph Krachten, der auf seinem Kanal clixoom Interviews mit Promis zeigt, war mit Abstand der kurzweiligste Teil der Veranstaltung.
Beachtliche Abrufzahlen, zufriedene Mienen
Das Panel zeigte aber auch, dass man durchaus mit ganz unterschiedlichen Konzepten beachtliche Nutzerzahlen generieren kann. Die - im jeweiligen Kanal einsehbaren - Abonnenten- und Abrufzahlen sind teilweise durchaus beeindruckend und können mit mancher Samstagabend-Show mithalten. Wie viel Geld dafür tatsächlich fließt, wurde zwar nicht verraten, die zufriedenen Mienen der Protagonisten sprachen aber durchaus eine deutliche Sprache.

Freut sich auf die nächsten tausend "Partner": Andreas Briese, Manager Partnerships bei YouTube
(Foto: YouTube / Bildschoen)
Deutlich trockener gerieten die Vorträge des technischen Personals, das das staunende Publikum in die Feinheiten von Videoproduktion, -Bewerbung und -Vermarktung einführte - und wie man es wohl anstellt, in der schieren Masse der hochgeladenen Videos nicht sofort gnadenlos unterzugehen. Das war dann stellenweise ("Leidenschaft! Leidenschaft! Leidenschaft!") doch etwas platt geraten, hätte aber wohl sonst den Rahmen gesprengt. Einzelne Youtube-Partner dürfen daher ihr Wissen auch beim "UFA Lab" vertiefen, einer Werkstatt für Neue Medien in Berlin. Und schließlich handelte es sich im Wesentlichen um eine Werbe-Show und nicht um ein BarCamp für Video-Nerds.
Taschengeld im Millionen-Markt
Gegen Ende, die kostenlos verteilten Bio-Lunch-Bags waren schon geplündert, wurde noch "Next Up" vorgestellt, eine Art Video-Wettbewerb, bei dem Teilnehmer nicht nur die ganz große Online-Bühne erobern, sondern auch noch Preisgelder von insgesamt einer Million Euro abgreifen können sollen. Das Raunen im Saal verriet, dass 20.000 Euro ("Nicht Dollar! Euro! Das lohnt sich also richtig") für die große Mehrzahl der Anwesenden schon eine enorme Stange Geld darstellt. Aber vielleicht schafft ja wirklich der eine oder andere der Anwesenden den Durchbruch und kann in ein paar Jahren über so ein Taschengeld nur milde lächeln.
Auf Seiten von Youtube scheint das nötige "Kleingeld" jedenfalls vorhanden, plant das Portal doch einem Zeitungsbericht zufolge die Einführung einiger Kanäle, in denen professionell produzierte Unterhaltung laufen soll. Hintergrund sei die Befürchtung, dass die Begeisterung für Amateur-Inhalte, die Youtube groß gemacht hat, irgendwann nachlassen könnte. Nach Angaben des Wall Street Journals verhandelt Youtube derzeit mit Hollywood-Produzenten über 20 Kanäle etwa zu Kunst und Sport - und will sich das etwa 100 Millionen Dollar kosten lassen.
Quelle: ntv.de