Technik

Der Alles-Connecter Samsung will Tech-Weltherrschaft

Neben Tab und Smartphone setzt Samsung auf seinen neuen OLED Fernseher.

Neben Tab und Smartphone setzt Samsung auf seinen neuen OLED Fernseher.

Dass Samsung in den Schlagzeilen der Presse auftaucht, liegt derzeit nicht nur an den technischen Errungenschaften, sondern vor allem am Patentstreit mit Apple. Doch während sich die Giganten vor Gericht fetzen, hetzt Samsung in allen technischen Belangen die Meute und blickt auf der IFA in Berlin schon mal in die Zukunft.

Der Patentstreit mit Apple spielt bei der Präsentation der Samsung-Neuheiten auf der IFA in Berlin keine Rolle. Dies, so scheint es, ist ein Nebenkriegsschauplatz, der auf dem Weg bis 2015 zur Nummer 1 der Elektronikhersteller aufzusteigen, nicht nennenswert, geschweige denn hinderlich ist. Und tatsächlich: Samsung hat sich in den letzten Jahren zum Angstgegner für viele Konkurrenten gemausert, sei es auf dem Speicherchipmarkt, in der Fernseh-Branche, bei Tablets und natürlich bei den Smartphones.

ATIV – neue Generation rückt an

Das ATIV Tab ist nur 8,9 Millimeter dick.

Das ATIV Tab ist nur 8,9 Millimeter dick.

(Foto: Holger Preiss)

Erst vor wenigen Tagen überraschte Samsung die Tech-Welt mit der Präsentation des ersten Smartphones mit dem neuen Windows-8-Betriebssystem von Microsoft. Das Gerät ähnelt dem Galaxy S III, das allerdings mit Googles Android-Software läuft und dem in den USA ein Verkaufsverbot droht. Das nun von Samsung mit Windows 8 gepimpte Smartphone trägt den Namen ATIV S. Wie Nokia darauf reagieren wird, dass man ihnen dieses Alleinstellungsmerkmal genommen hat, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall haben sowohl die Finnen als auch Apple - pünktlich zum Weihnachtsgeschäft - bereits neue Smartphones angekündigt.

Auch auf dem Tablet-Markt hat Samsung mit dem neuen ATIV Tab mit Aluminiumgehäuse das Rennen um die erfolgreichsten Weihnachtsgeschenke eingeläutet. Auf der IFA am Funkturm präsentieren die Südkoreaner das Gerät mit dem aktuellen Google-Betriebssystem 4.1 (Jelly Bean). Neben einem größeren Bildschirm verfügt es auch über eine vollwertige Tastatur. Steckt man das Tablet dort ein, entsteht ein vollwertiges Netbook. Dabei ist das ATIV nur 8,9 Millimeter dick und wiegt lediglich 570 Gramm. Zum Vergleich: Apples iPad ist 9,4 Millimeter dick und wiegt 662 Gramm. Zudem ist jedes Gerät mit einem Stift ausgestattet, der es ermöglicht, handschriftliche Notizen zu machen. Auch längere Batterielaufzeiten verspricht Samsung für das Gerät.

OLED-TV – die Zukunft des Fernsehens

Der Fernseher der fats alles kann.

Der Fernseher der fats alles kann.

Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Fußend auf der Gesamtlinie, die Samsung für seine Produkte angekündigt hat und die auf dem schlichten Namen "Design 3.0" getauft wurde, präsentiert das Unternehmen auch einen neuen Fernseher, der sich in die breite Phalanx der 70-Zoll-Geräte einreiht, aber noch einiges mehr verspricht. Da wäre zum einen die neue LED-Technik, die jetzt unter dem Namen OLED firmiert und 20 Prozent schärfere Bilder liefert als der Vorgänger, dabei aber 100 Mal schneller im Bildaufbau sein soll. Das alles wird es, so Samsung, natürlich zu einem erschwinglichen Preis geben. Wie hoch der ist, bleibt noch ein Geheimnis. In puncto LED beruft sich Samsung eindeutig auf seine Marktführerschaft und verweist darauf, dass man 2009 mit dem ersten LED-Bildschirmen Maßstäbe gesetzt hat. Gleiches erwartet man jetzt von der OLED-Technik. Einschränkend sei aber darauf hingewiesen, dass auch LG mit dieser Technik auf der IFA pranzt.

Doch Samsung bietet bei seinem Fernseher der neuesten Generation noch mehr. Das Smartphone wird hier zur Fernbedienung und Spielkonsole, deren Bilder auf den großen Bildschirm übertragen werden. Aufgezeichnete TV-Sendungen können, wo auch immer, auf dem Tablet-PC angesehen werden. Und ohne App läuft sowieso nichts mehr. So ist natürlich auch die Verbindung mit dem Internet Standard. Der große Clou ist aber die Bedienung. Der Bildschirm reagiert nicht mehr auf Berührungen, sondern auf Gesten und Stimmen. Um den häuslichen Frieden zu sichern, bietet Samsung ein auf der 3D-Technik basierendes Programm-Sharing an. Das heißt, dass der Apparat zwei unterschiedliche Fernsehsendungen überlagernd auf den Bildschirm projiziert, die durch entsprechende 3D-Brillen mit integrierten Kopfhörern wieder getrennt werden. Man kann also gemeinsam auf dem Sofa kuscheln und doch unterschiedliche Programme sehen.

Galaxy Kamera – zurück zu den Wurzeln

Mit der Galaxy Kamara kann sogar telefoniert werden.

Mit der Galaxy Kamara kann sogar telefoniert werden.

(Foto: Holger Preiss)

Im Bereich Foto machen die Südkoreaner hingegen einen Schritt zurück. Zwar verbauen sie in ihren Galaxy-Smartphones 8MP-Kameras, sind sich aber durchaus bewusst, dass die Qualität zu wünschen übrig lässt. Nunmehr gibt es eine Kamera mit dem bezeichnenden Namen Galaxy, die mit riesigem 4,8-Zoll-Smartphone-Display und 21-fachem Zoom-Objektiv mit Bildstabilisator und 16 Megapixel Fotochip für perfekte Schnappschüsse sorgen soll. Integriert ist auch hier die neueste Version 4.1 des Handy-Betriebssystems Android. So kann die Kamera per W-Lan, UMTS, HSDPA und optional LTE auf das Internet zugreifen, mit Apps erweitert werden und beherrscht auch sonst alle Funktionen eines modernen Smartphones.

Selbst telefonieren kann man mit der Galaxy Kamera, allerdings empfiehlt sich hier ein Headset, denn das Gerät liegt doch etwas klobig am Ohr. Dafür lassen sich die Bilder ohne Umwege in die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Google+ transferieren oder in der Cloud ablegen. Interessant ist auch hier die Sprachsteuerung. Sie ermöglicht Selbstporträts ohne Selbstauslöser und nur über den gesprochenen Befehl. Sogar der Zoom lässt sich per Sprache steuern.

Angriff mit der "Weißen Ware"

Mit dem 4,8-Zoll-Display dürfte das Galaxy Meister seiner Klasse sein.

Mit dem 4,8-Zoll-Display dürfte das Galaxy Meister seiner Klasse sein.

(Foto: Holger Preiss)

Mit Smartphone, Kamera und Tablet geht Samsung eingetretene Wege und hier ist ein weiterer Ausbau der Marktführerschaft kaum aufzuhalten. Doch dass die Südkoreaner auch bei der sogenannten "Weißen Ware" in Europa angreifen wollen, stellt die IFA unter Beweis. In Asien sind Geschirrspüler, Kühlschränke und Waschmaschinen von Samsung so alltäglich wie hier Siemens, Miele oder Bosch. Doch nun soll den altgedienten "Putzern" in Europa mit Samsungs Innovationen ordentlich Dampf unter dem Kessel gemacht werden.

Oder auch nicht, denn das für seine Waschmaschine gepriesene Konzept "eco bubble" oder "Schaum Aktiv-Technologie" soll bereits bei Waschgängen mit 20 Grad Celsius warmem Wasser beste Reinigungsergebnisse erreichen. Vor dem eigentlichen Waschgang werden hier kleine Schaumblasen erzeugt, indem die Waschmittellauge in einem Düsensystem mit Luft aufgeschäumt wird. Dadurch soll die Kleidung besonders gut durchdrungen und eben bei geringen Temperaturen so sauber werden wie bei herkömmlichen Waschmaschinen, die mit 40 Grad Celsius waschen.

Der ökologische Gewinn soll bei einer Energieersparnis von bis zu 70 Prozent liegen. Um die Europäer für diese Produkte zu begeistern, verweist Samsung darauf, dass sie allesamt in Polen hergestellt werden. Vor zwei Jahren hatten die Südkoreaner das Werk von Amica in Poznan übernommen.

Dort werden auch die Kühlschränke hergestellt, die die Südkoreaner auf der IFA anpreisen. Bereits im letzten Jahr wurde ein solches Gerät mit eingebauter Bestellfunktion präsentiert. Diesmal ging es eher darum, dass er sich den Bedürfnissen der Käufer anpasst. Und hier heißt es: kleine Außenmaße, großer Stauraum. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass Samsung die Pläne zum Vernetzen von Smartphone, Tablet PC, Fotoapparat, Waschmaschine und Kühlschrank noch nicht ad acta gelegt hat. Nur im Augenblick scheint die Zeit dafür noch nicht reif zu sein. Aber es wird wohl so kommen, dass wir in Zukunft unsere Waschmaschine anrufen, per App die Bestellung beim Kühlschrank aufgeben und per Kamera Bilder aus dem Urlaub auf seine Türen projizieren. Es werden mit Sicherheit nicht nur Geräte von Samsung sein, die diese Funktionen anbieten. Im Moment scheinen die Südkoreaner aber die Nase ganz vorn zu haben.

Quelle: ntv.de

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