Internes Papier wird zur Belastung Samsung wollte von Apple lernen
08.08.2012, 16:26 UhrIm Patentprozess mit Samsung könnte Apple einen "rauchenden Colt" entdeckt haben - ein Beweisstück, das für die Entscheidung ausschlaggebend ist: Das Papier ist eine interne Vergleichs-Analyse, in der sich Samsung damit befasst, welche iPhone-Funktionen das damalige Smartphone-Flaggschiff Galaxy S verbessern könnten.

Samsung veröffentlichte sein Galaxy S im Sommer 2010 fast zeitgleich mit Apples iPhone 4.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im US-Patentprozess von Apple und Samsung in Kalifornien ist eine interne Analyse der Südkoreaner aufgetaucht, die ihre Position bei den Geschworenen massiv untergraben könnte. In dem Papier von März 2010 wird auf rund 130 Seiten ausführlich die Bedienung des iPhone und des Samsung-Smartphones Galaxy S verglichen. Dabei kommen nicht nur zahlreiche Schwächen in der Galaxy-Software an Licht - es folgt auch die ausdrückliche Empfehlung, wie man eigene Produkte mit Lösungsansätzen aus dem iPhone verbessern kann.
Apple wirft Samsung in dem seit mehr als einem Jahr laufenden Patentstreit vor, bei seinen Smartphones und Tablet-Computern Design und Funktionen von iPhone und iPad kopiert zu haben. Das nun in die Prozessunterlagen aufgenommene Dokument könnte in den Augen der neun Geschworenen den "rauchenden Colt" liefern - einen ausschlaggebenden Beweis für ihre Entscheidung.
Bei der Vergleichsanalyse geht es zum Teil um kleine Details wie die Anzeige der Zahl noch offener Seiten im Web-Browser oder die Möglichkeit, ein Wort per Antippen zu kopieren. Das seien Funktionen, die vom iPhone übernommen werden sollten, lautet das Fazit der Samsung-Mitarbeiter. Offen werden im direkten Vergleich der Samsung-Experten auch zahlreiche Mängel in der Bedienung des eigenen Galaxy S angeprangert. So bemängeln die Autoren, dass die virtuelle Tastatur den Inhalt einer E-Mail verdeckt. Kritisiert wird auch, dass man ein und dieselbe App mehrfach auf die Bildschirm-Oberfläche ziehen kann, oder dass das Blättern in E-Mails zu umständlich sei.
Samsung fühlte sich unterlegen
Das Auftauchen des Dokuments ist schon der zweite Dämpfer für Samsung in zwei Tagen. Vorgestern wurde eine E-Mail mit scharfen Äußerungen von Samsungs Mobil-Chef JK Shin als Beweismittel angenommen. Der Manager erklärt dort unter anderem, das iPhone habe bei Samsung eine "Design-Krise" offenbart. Er bekomme oft den Vorschlag zu hören, "etwas wie das iPhone" zu bauen. Der Unterschied bei der Bedienung des iPhone und des Samsung-Modells Omnia sei wie "zwischen Himmel und Erde".
Samsungs Chefstratege Justin Denison vor Gericht, die Wucht dieser Äußerungen herunterzuspielen. Es sei bewusst überspitzte Rhetorik gewesen, um die Mitarbeiter aufzurütteln, sagte er laut US-Medienberichten.
Die beiden Dokumente müssen den Prozess nicht zwingend beeinflussen. Denn konkret geht es in dem Verfahren um andere patentierte Funktionen und Design-Muster. Etwa um die Grundform des iPhone und ein von Apple geschütztes Tablet-Designmuster. Apple muss unter anderem eine Verwechslungsgefahr nachweisen. Samsung versucht die Geschworenen hingegen davon zu überzeugen, dass die Innovationen gar nicht von Apple stammten und der US-Konkurrent sich bei den Patenten der Südkoreaner für Mobilfunk-Technologien bediene. Trotz der fest umrissenen Anklagepunkte könnten die beiden Samsung-Papiere die Geschworenen jedoch in dem generellen Eindruck bestärken, dass Samsung Apple kopiert habe.
Quelle: ntv.de, dpa