Notebooks ohne Windows Schnäppchen kann Ärger machen
05.01.2011, 11:15 UhrEin hochwertiges Marken-Notebook mit Spitzenleistung für weniger als 500 Euro - wie geht das denn? Meistens ganz einfach, indem der Hersteller auf das teure Windows-Betriebssystem verzichtet. Die Alternative heißt dann in der Regel Linux. Doch wer es technisch einfach haben möchte, wird mit der Open-Source-OS möglicherweise nicht glücklich.
Wenn technisch hochwertige Notebooks zu auffallend niedrigen Preisen angeboten werden, gibt es meist einen einfachen Grund: die Geräte kommen ohne Windows. Um sich die teuren Microsoft-Lizenzgebühren zu sparen, liefern die Hersteller die Geräte entweder ganz ohne Betriebssystem aus oder mit einer vorinstallierten Variante des Open-Source-Systems Linux.
Für den Nutzer bedeutet das meist erst einmal Arbeit und Umgewöhnung. Einfach das Windows vom alten Rechner zu installieren, funktioniert in der Regel nicht: Die meisten Windows-Installationen sind per Lizenz an den Rechner gebunden, mit dem sie gekauft worden sind. Axel Pols vom IT-Branchenverband Bitkom steht Geräten ohne Operating System (OS) eher skeptisch gegenüber. Notebooks seien inzwischen so günstig, dass man auf ein Betriebssystem eigentlich nicht verzichten müsse, sagt er. Interessenten sollten nie nur nach dem Preis gehen. "Überlegen Sie sich vor dem Kauf genau, wie groß ihr Notebook sein soll und was es können muss." Auf dieser Basis könne eine Kaufentscheidung fallen.
Auch Linux kann man lernen
Muss es aber unbedingt ein Windows-Rechner sein? Nein, sagt Elmar Geese vom Linux-Verband: "Ausgereifte Linux-Distributionen wie Ubuntu können Windows mittlerweile vollständig ersetzen." Auch die Benutzeroberfläche verlange mittlerweile keine große Umgewöhnung mehr, in den vergangenen Jahren hätten sich allgemeingültige Konventionen für Betriebssysteme entwickelt. Die Bedienung von Macs, Windows-Rechnern und auch Smartphones sei sich in vielen Punkten erstaunlich ähnlich. "Da erfinden auch Linux-Distributionen das Rad nicht mehr neu."
Der entscheidende Punkt bei Linux-Notebooks ist die richtige Distribution. Denn kein Nutzer installiert sich einfach nur Linux. Es gibt vielmehr verschiedene Softwarepakete auf Basis von Linux, die sogenannten Distributionen. Populäre Varianten sind zum Beispiel Ubuntu, Open-Suse, Debian oder Mandriva. Alle enthalten neben einer grafischen Benutzeroberfläche viel Software: Browser, Mail-Programm, Multimedia-Player und Office-Pakete werden mitgeliefert. Viele Distributionen können kostenlos im Internet heruntergeladen werden.
Verwirrende Vielfalt
Manche Anbieter machen es Käufern aber schwer, herauszufinden, welche Distribution überhaupt auf dem Notebook installiert ist. Für Thorsten Leemhuis, Redakteur bei der Computerzeitschrift "c't", ist das der entscheidende Schwachpunkt solcher Angebote: "Eine Angabe wie Linux hilft niemandem weiter", sagt er. Oft seien die installierten Linux-OS auf den Geräten auch unbrauchbar. Häufig tauche zum Beispiel die Distribution Linpus auf, die aber eigentlich auf den asiatischen Markt ausgerichtet und zudem in ihrem Funktionsumfang sehr abgespeckt sei.
Von solchen Angeboten sollten vor allem Laien besser die Finger lassen, rät Leemhuis. "Das Zusammenspiel zwischen Computer und Software ist sehr komplex geworden. Wenn da nicht alles optimal aufeinander abgestimmt ist, bekommen sie schnell Probleme." Egal ob Windows- oder Linux-Distribution - wichtig sei eine stabile und vernünftige Installation. Wer einfach nur einen gut funktionierenden Rechner sucht, sollte besser kein Gerät kaufen, bei dem erst noch ein vernünftiges Betriebssystem aufgespielt werden muss.
Quelle: ntv.de, dpa