Gut im Geschäft? Smartphones im Test
14.11.2008, 07:29 UhrUdo Leinhäuser ist Unternehmer in München. Nicht jedes Geschäft kann er über Festnetz oder PC tätigen, Oft genug muss er auch von unterwegs aus zu erreichen sein. Smartphones gehören für jemanden wie ihn zum Alltag. Er probierte für uns aus, was die neuen Geräte auf dem Markt so alles können.
Das iPhone 3G von Apple, das HTC Touch Pro, das Sony Ericsson C905 und das Nokia N96 sind solch praktische Multimedia-Zentralen für die Hosentasche.
Viel Spaß mit iPhone
Das erste iPhone erregte ungeheures Aufsehen, der Touchscreen hat Standards gesetzt. Doch dem schicken Telefon fehlten für den Arbeitsalltag eines Smartphones noch einige Eigenschaften. Das größte Manko: es war nicht UMTS-fähig. Apple hat die Kritik an den Vorgängermodellen aufgenommen. Das neue iPhone 3G funktioniert sowohl mit UMTS als auch mit dem moderneren HSDPA und ist damit im Netz deutlich schneller als bisher. Das Breitbilddisplay lässt sich hochkant genau so nutzen wie quer. Der Sensor nimmt sogar kippende Bewegungen im dreidimensionalen Raum auf – das garantiert jede Menge Spaß bei Spielen. Auch Kopfhörer anderer Marken lassen sich jetzt anschließen. Mit einer Fingerbewegung auf dem Touchscreen kann der Nutzer durch seine Musikalben blättern oder sich Videos von iTunes herunterladen.
Doch Wolfgang Pauler von xonion kennt auch Kritikpunkte: "Was nicht so toll ist, ist die Hardware-Ausstattung, Ich habe zum Beispiel eine Kamera drin, die eher mäßig ist, mit der ich nicht mal Videos aufnehmen kann. Ich kann keine MMS verschicken, und ein Problem bei Apple ist auch: Wenn der Akku mal kaputt ist, muss ich das Gerät einschicken, Akkus austauschen lassen, was relativ teuer ist. Und dazu kommt noch: Ich kann’ s im Moment nur über T-Mobile in Deutschland kaufen, das heißt, ich bin an einen Anbieter gebunden, das ist auch nicht so toll".
GPS Standard
Zu einem echten Standard der neuen Geräte entwickelt sich die GPS-Funktion. Die lässt sich zwar nicht zur Navigation beim Fahren nutzen, aber sie zeigt den eigenen Standort an und lotst in einer fremden Stadt zum gewünschten Ziel.
Das Nokia N96 liefert entsprechendes Kartenmaterial für Deutschland, Österreich und die Schweiz gleich mit. Überhaupt ist dieses Handy der Allrounder unter den gezeigten Smartphones: Die Kamera funktioniert gut, der 16 Gigabite-Speicher lässt sich problemlos auf 24 Gigabite erweitern, rund 40 Stunden Videomaterial lassen sich in allen gängigen Formaten speichern. Und neben den 3-D-Lautsprechern hat das Smartphone noch mehr zu bieten: „Was ein besonderes Feature ist, was im Moment sonst kein anderes Gerät auf dem deutschen Markt bietet, ist ein DVBH-Empfänger", sagt Wolfgang Pauler. "Das ist ein Standart für mobiles Fernsehen und ist eigentlich sehr cool. Nur ist das Problem, dass es in Deutschland kein richtiges Angebot dafür gibt, deswegen ist der Nutzen auch ein bisschen fraglich.“
Foto-Spezialist
Das Sony Ericsson C 905 zeichnet sich vor allem durch seine Fotofunktion aus. Immerhin ist es das erste Kamerahandy mit einer Auflösung von acht Megapixeln auf dem deutschen Markt. Mit dem Xenon–Blitz sind Aufnahmen auch bei dunklen Lichtverhältnissen und in Innenräumen möglich. Der Autofokus sorgt für scharfe Bilder, und es gibt sogar einen manuellen Weißabgleich. Leider zeigt das Handy aber auch einige Schwächen. Pauler: „Bei der Kamerafunktion hat uns die Videoaufnahme enttäuscht: Die ist von der Auflösung nicht so hoch, wie es bei anderen Geräten schon längst möglich ist. Das ist für so ein Kamerahandy eigentlich schade. Außerdem ist der Speicher auch nicht so richtig üppig. Wenn ich mir noch’ ne Speicherkarte dazu kauf’, muss ich auf Sonys ganz spezielles Memorystick-Microformat zurückgreifen. Und das ist auch noch mal teurer als die normalen Micro-SD-Karten, die die meisten Handys nutzen.“ Ach, übrigens. Telefonieren kann man mit dem Sony Ericsson auch noch:
Überflüssiger Schnickschnack
So ansprechend die Bandbreite der Funktionen dieser Smartphones sind – sie erfüllt nicht unbedingt die Bedürfnisse eines Geschäftsmannes, wie Udo Leinhäuser feststellt: „Wichtig ist es, dass ich jederzeit Zugriff auf meine wichtigen Daten habe, sprich: meine Kontakte, meine E-Mails, meine Termine. Toll ist natürlich auch, wenn ich ‚ne Bluetooth-Schnittstelle hab’ und im Wagen jederzeit eine Freisprecheinrichtung bedienen kann. Relativ unwichtig ist - zumindest im geschäftlichen Bereich - Musikhören und solche Sachen. Mit anderen Worten: Viele Handys sind ansprechende Multimediaphones, als Businessgeräte taugen sie nur bedingt.
Mini-Tastatur
Das ist beim HTC Touch Pro anders. "Das HTC Pro ist das professionellste Gerät, in Anführungszeichen, die wir hier vorstellen, das ist ein echtes Businessgerät", stellt Experte Pauler fest. "Das sieht man zum einen schon mal daran, dass es eine vollständige Tastatur hat, mit der man auch gut tippen kann. Ich kann unterwegs tatsächlich auch dann E-Mails bearbeiten und auch mal Word-Dokumente oder so was öffnen. Dazu kommt, dass es einen Touch-Screen hat, das heißt, ich kann es auch relativ einfach bedienen, wenn ich es als Internetzugangsgerät nutze, wenn ich ins Web gehe und mir da Sachen eben anschaue.“
Angenehm für den Geschäftsmann auf Reisen: Die Benutzeroberfläche wird ihn vielleicht an seinen PC im Büro erinnern, denn hier ist das Windows-Betriebssystem installiert. Auf diese Weise kann Udo Leinhäuser Word-Dokumente schreiben und formatieren oder auch Excel-Tabellen bearbeiten. Ärgerlich: Die Tastatur ist so klein, dass es oft einfacher ist, sie mit dem Stift zu bedienen. Auch die Menüstruktur ist etwas kompliziert und Windows Mobile neigt sehr zur Trägheit.
Schwer zu entscheiden, welches dieser vier Smartphones nun am besten abschneidet: Denn jedes hat seine bestechenden Vorzüge und seine verbesserungswürdigen Schwachstellen. Entscheidend ist letztendlich, was der Nutzer will und braucht: Darüber sollte er sich im Klaren sein, bevor er sich ein solches Gerät zulegt.
Vielleicht will er aber auch erst einmal abwarten, bis das neue Google-Handy im kommenden Jahr auch in Deutschland auf den Markt kommt. Wolfgang Pauler: "Das Besondere an dem Handy ist das Betriebssystem. Es heißt 'Android' und ist ein offenes Betriebssystem. Das heißt, jeder kann da mit entwickeln, die ganze Programmierergemeinde ist aufgerufen, Anwendungen dafür zu schreiben. Google hat sogar ein Preisgeld von zehn Millionen US-Dollar dafür ausgesetzt, um clevere Anwendungen zu belohnen. Das heißt, falls ich mit dem Gerät jetzt noch irgendwas nicht machen kann, gibt’s sicher irgendjemand, der sich des Problems annimmt und dann eben ’ne entsprechende Software schreibt." So haben auch erste Tests des Android-Handys in den USA ergeben, dass das Telefon nicht toll ist, sich das Betriebssystem aber sehen lassen kann.
Quelle: ntv.de