Umstrittenes Google-Projekt Street View startet in Deutschland
10.08.2010, 09:40 UhrDie einen freuen sich, für die anderen ist es ein Horror: Google startet seinen Foto-Kartendienst Street View bis Ende des Jahres auch in 20 deutschen Städten. Anwohner haben vier Wochen Zeit, um Widerspruch einzulegen.
Trotz anhaltender Kritik will Google bis Ende des Jahres seinen Kartendienst Street View auch in Deutschland starten. Das Angebot mit der lückenlosen Darstellung von Straßenzügen und Häusern wird laut Unternehmen zunächst für 20 Städte zwischen München und Hamburg eingeführt. Mieter und Hausbesitzer sollen vorher mit einem Online-Formular die Gelegenheit bekommen, ihr Gebäude unkenntlich zu machen.
Diese Möglichkeit werde in den kommenden Tagen bereitgestellt, sagte der Google-Beauftragte für den Datenschutz in Deutschland, Per Meyerdierks. Die Bewohner der 20 Städte mit dem Street-View-Angebot haben dann etwa "vier Wochen Zeit, um über dieses Tool Widersprüche anzumelden". Neben dem Online-Widerspruch kann man auch mit einem Brief Einspruch gegen die Veröffentlichung der Aufnahmen einlegen. Das Bild des entsprechenden Gebäudes wird dann nach Angaben von Google mit einer "Blurring"-Technik unkenntlich gemacht, so dass es nur noch schemenhaft zu sehen ist. Einzelheiten dazu können Nutzer auch auf der von Google eingerichteten Seite "Street View Datenschutz und rechtliche Fragen" nachlesen.
Datenschutz eingebunden
Die Entwicklung des Online-Werkzeugs für das Einlegen eines Widerspruchs sei eng mit dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar abgestimmt worden, sagte Meyerdierks. "Die Zusammenarbeit läuft aus meiner Sicht sehr gut." Die Möglichkeit zum Widerspruch bereits vor Veröffentlichung der Aufnahmen gehört zu einem 13-Punkte-Plan, den Google mit den Datenschützern vereinbart hat.
Die Bearbeitung der Widersprüche werde einige Wochen in Anspruch nehmen, sagte Google-Sprecherin Lena Wagner. Danach werde das Angebot online gestellt. "Wir hoffen, dass dies im November der Fall sein wird."
Diese Städte können bald virtuell abgefahren werden: Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart, Wuppertal.
Angst vor Missbrauch
Schon früh haben die Pläne für Street View zu heftiger Kritik geführt. Einzelne Bürger wie kommunale Entscheidungsträger fürchteten, das Angebot könnte für kriminelle Zwecke wie Einbrüche missbraucht werden. Die Kritik wurde noch lauter, nachdem im Mai bekannt geworden war, dass bei den Kamerafahrten für Street View auch Daten aus offenen Funknetzen miterfasst und von Google gespeichert wurden.
Google lässt keine Drohnen fliegen
Unterdessen hat Google einen Bericht dementiert, wonach das Unternehmen Drohnen einsetzen möchte, um Aufnahmen für seine Kartendienste zu erstellen. Eine Sprecherin sagte, diese Technologie werde weder jetzt noch in Zukunft eingesetzt. Die "Wirtschaftswoche" hatte berichtet, Google teste offenbar den Einsatz von zivilen Drohnen mit Kameras. Als möglicher Lieferant wurde der deutsche Drohnenhersteller Microdrones in Siegen genannt.
Quelle: ntv.de, dpa