Kundengewinnung über den Preis Was Kabel Deutschland bietet
22.03.2010, 11:45 UhrKabel Deutschland hat sich gemausert - vom Anbieter von Kabelanschlüssen zum massiven Konkurrenten für die Deutsche Telekom, Vodafone und andere Breitbandanbieter. Die Kundengewinnung erfolgt über den Preis. Doch noch nicht überall ist Kabel Deutschland gut aufgestellt.

Kabel Deutschland setzt auf aggressive Preisgestaltung bei Internet- und Telefonangeboten.
(Foto: Kabel Deutschland)
Kabel Deutschland hat den Börsengang gewagt. Der erste Kurs lag sogar leicht über dem Ausgabepreis von 22 Euro bei 22,50 Euro. Dieser Preis passt gut ins Bild. 22,90 Euro ist nämlich auch das Angebot, das beim Blick auf die Homepage von Kabel Deutschland direkt ins Auge springt.
22,90 Euro kostet die Doppelflatrate für Internet und Telefonie innerhalb des deutschen Festnetzes – jedenfalls in den ersten zwölf Monaten. Danach sind es 29,90 Euro. Doch selbst mit diesem Preis bewegt sich Kabel Deutschland im Bereich der schnellen Anschlüsse mit an der Spitze der Breitbandanbieter. Der Vorteil: Die Geschwindigkeit des Internet-Anschlusses liegt von vornherein bei 32.000 Kilobit pro Sekunde und ist damit doppelt so schnell wie die DSL-Anschlüsse der Konkurrenten, die über das Telefonnetz operieren.
Wer über das Telefonnetz einen ähnlich schnellen Anschluss wie über Kabel Deutschland erhalten will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. Ähnlich günstige Angebote machen hier nur die Kabel-Anbieter Kabel BW und Unitymedia. Diese stehen allerdings nicht in Konkurrenz zu Kabel Deutschland, da in den Bundesländern jeweils nur ein Kabel-Anbieter verfügbar ist. Angebote von Kabel BW sind nur in Baden-Württemberg erhältlich, Unitymedia deckt Hessen und das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen ab. In allen anderen Bundesländern sind Produkte von Kabel Deutschland erhältlich.
Noch mehr Geschwindigkeit

(Foto: Fotograf: Wolfram Scheible)
Wenn künftig mehr Videos und multimediale Inhalte über das Internet transportiert werden, ist Kabel Deutschland ebenfalls mit von der Partie. Bis zu 100.000 Kilobit pro Sekunde rauschen dann durch die Netze. Bislang steckt das Angebot noch in den Startlöchern. Zwar rührt Kabel Deutschland schon jetzt die Werbetrommel für die superschnellen Leitungen, doch bislang lassen sich nur Anschlüsse im Ausbaugebiet Hamburg mit modernisiertem Hausnetz umstellen. Weitere Großstädte und Ballungsräume sollen nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr folgen.
Was jetzt schon klar ist: Auch bei den schnellsten Anschlüssen will Kabel Deutschland Kunden über den Preis ködern. Der 60.000er-Anschluss wird 39,90 Euro, der 100.000er-Anschluss 49,90 Euro pro Monat kosten. Mit dieser Preisgestaltung liegt Kabel Deutschland unter den Angeboten der Konkurrenz.
Angebote für Einsteiger
Recht attraktive Angebote gibt es aber auch im Einsteigersegment. Wer wenig telefoniert und mit einer Geschwindigkeit von 6000 Kilobit pro Sekunde auskommt, erhält einen Anschluss bereits für 19,90 pro Monat (in den ersten zwölf Monaten für 12,90 Euro). Die Gesprächsminute ist mit 2,9 Cent innerhalb des Festnetzes nicht besonders günstig. Verbindungen ins Mobilfunknetz schlagen mit vergleichsweise hohen 23 Cent pro Minute zu Buche. Selbst wer gar keinen Internetanschluss braucht, kann für 9,90 Euro im Monat von Kabel Deutschland einen Telefonanschluss erhalten. Die Deutsche Telekom verlangt für den Einsteiger-Analoganschluss schon 17,95 Euro monatlich.
Alle Internet- und Telefonangebote von Kabel Deutschland haben nur eine Mindestvertragslaufzeit von einem Jahr und heben sich damit positiv von der Konkurrenz ab. Hier sind zwei Jahr laufende Verträge Standard, wenn man nicht auf Rabatte oder Anschlussgebührenbefreiung verzichten will.
Kein Angebot für Smartphones
Glaubt man den Prognosen von Experten, wird sich das mobile Internet in den nächsten Monaten und Jahren rasant entwickeln. Breitbandanbieter setzen hier zunehmend auf Komplettangebote, die alle Formen der Kommunikation abdecken. Egal ob mit dem Telefon oder Handy telefoniert, zuhause oder unterwegs gesurft, mit dem Smartphone oder dem Notebook außerhalb des Heimnetzes ins Internet gegangen wird – all diese Dienstleistungen werden künftig aus einer Hand angeboten werden.
Hier ist Kabel Deutschland bislang nur mittelmäßig aufgestellt. Mobilfunkangebote sind ausschließlich zu einem bestehenden Vertrag aus dem Bereich Internet und Telefon zubuchbar. Datentarife für die mobile Internetnutzung per Smartphone sind nicht verfügbar. Zwar gibt es einen Surfstick mit einer buchbaren Tagesflatrate für 2,49 Euro und einer Monatsflatrate für knapp 20 Euro, doch die in diesem Paket enthaltene SIM-Karte ist nach Angaben von Kabel Deutschland nicht für die Telefonie geeignet. Ein konkretes Angebot, das auch für das mobile Internet über Smartphones geeignet ist, ist nicht in der Pipeline. Hier will Kabel Deutschland zunächst die Marktentwicklung beobachten.
Digitales Kabelfernsehen weiter wichtig
Bei einem so starken Fokus auf Internet- und Telefonangebote könnte man fast vergessen, dass das eigentliche Kerngeschäft mal in der Bereitstellung von Kabelanschlüssen für Fernseh- und Radioprogrammen lag. 8,9 Millionen Kabel-TV-Kunden haben den Dienst gebucht. Auch hier ist mittlerweile das digitale Zeitalter angebrochen. In einer Bandbreite von 16,90 bis 29,90 Euro monatlich kann man sich bis zu 100 TV-Sender und 70 digitale Radiosender ins Haus holen. Zusätzlich gibt es Pay-TV-Angebote und Radioprogramme ohne Musik und Werbung. Da liegt die Vermutung nahe, dass man sich mit den schnellen Internetanschlüssen, die verstärkt auf Video-Nutzung setzt, künftig das eigene Wasser abgräbt. Kabel Deutschland schätzt dieses Risiko bislang eher gering ein.
In Sachen HDTV herrscht bislang noch Unklarheit. Die öffentlich-rechtlichen HD-Programme werden bereits kostenfrei eingespeist. Die HD-Angebote der Privatsender sind noch nicht verfügbar. Ungewiss ist auch, ob diese kostenfrei sein werden. Direkte Konkurrenz gibt es beim Kabelanschluss nicht. Kunden können nur auf den digitalen terrestrischen Empfang (DVB-T) oder die Satellitenschüssel (DVB-S) als Alternativen setzen – und fahren dabei nicht mal schlecht, denn Zusatzdienste, wie sie über das digitale Kabel angeboten werden, werden in Zukunft verstärkt auch über den Internetanschluss ins Haus kommen.
Quelle: ntv.de