Millionen von Raubkopien Wehklagen der Musikindustrie
13.07.2003, 13:28 UhrDie Plattenindustrie gerät nach eigenen Angaben durch das verstärkte Kopieren von Musik-CDs und das Herunterladen von Songs aus dem Internet zunehmend in Bedrängnis. Im vergangenen Jahr hätten die deutschen Hersteller von Tonträgern 800 Arbeitsplätze abbauen müssen, im Handel seien es 500 Jobs gewesen, sagte der Chef der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, dem Nachrichtenmagazin "Focus".
Nach den im April veröffentlichten Umsatzzahlen der Musikindustrie wurden 2002 rund 165 Mio. CDs verkauft. Zugleich wurde auf 259 Mio. CD-Rohlinge Musik kopiert - eine Steigerung von 42 Prozent im Vergleich zu 2001. Aus dem Internet luden Musikfans demnach 622 Mio. Titel herunter.
Die Schere zwischen verkaufter und kopierter Musik gehe immer weiter auseinander, erklärte Gebhardt damals. "Musik wird heute mehr gehört denn je - nur bezahlt wird dafür seltener."
"Musikindustrie mitschuldig"
Für die Entwicklung macht der Sänger der deutschen Popband Die Prinzen, Sebastian Krumbiegel, auch die Branche selbst verantwortlich. Musik sei von den Labels zu häufig zu einer austauschbaren, künstlichen Ware gemacht worden, sagte er dem "Focus ". Die Kreativität und harte Arbeit hinter den Songs sei für viele nicht mehr zu erkennen." Daraus entstand ein Nährboden für Piraterie - für das schnelle Beschaffen und Wegwerfen von Songs."
Als Gegenmaßnahme bereitet die deutsche Musikwirtschaft zurzeit ein branchenweites nationales Download-Angebot im Internet vor, das im Sommer starten soll. Noch gebe es aber ungeklärte Punkte, sagte Gebhardt. "Beispielsweise die Technik, die Abrechnungswege, die Bezahlsysteme."
Das größte Stück vom Kuchen der Musikwirtschaft teilen sich einige wenige große Firmen, die in der Regel Bestandteil weltumspannender Konzerne sind. Dazu zählen etwa der Mediengigant Bertelsmann oder der Sony-Konzern, der neben Musik-CDs auch CD-Rohlinge und CD-Brenner herstellt.
Quelle: ntv.de