Technik

Deshalb ist das iPhone 5C so, wie es ist Was Apple in den bunten Wahnsinn treibt

Zusammen mit gelochten Schutz-Covern treibt's das iPhone 5C noch bunter.

Zusammen mit gelochten Schutz-Covern treibt's das iPhone 5C noch bunter.

(Foto: Apple)

Mit dem iPhone 5C versucht Apple neue Käuferschichten zu erobern. Doch der Plastik-Feldzug der Kalifornier könnte in einem Desaster enden. Das recycelte iPhone 5 ist wahrscheinlich zu teuer, um bei Teenagern zu landen oder in Schwellenländern ein Kassenschlager zu werden.

Als Apple bei seiner Präsentation am 10. September die Preise für das iPhone 5C bekannt gibt, blicken sich nicht nur die anwesenden Journalisten verwundert an: Rund 600 Euro soll das günstigere der beiden Modelle kosten. Wie bitte, das soll das preiswerte iPhone sein, mit dem Apple in China und anderen Schwellenländern den schon fast verlorenen Kampf um größere Marktanteile aufnehmen will?

Mit rund 600 Euro ist das iPhone 5C nicht günstig und schon gar nicht billig.

Mit rund 600 Euro ist das iPhone 5C nicht günstig und schon gar nicht billig.

(Foto: Apple)

Ja und Nein. Ja, das iPhone 5C soll für Apple neue Käuferschichten erschließen. Nein, nicht der Preis, sondern das neue, bunte Design soll vermutlich vor allem junge Menschen für das iPhone 5C begeistern. Dabei ist sich Apple in gewisser Weise treu geblieben. Denn das 5C ist kein völlig neues iPhone. Im Prinzip haben es die Kalifornier wie in den vorangegangenen Jahren gemacht und bieten das Vorgängermodell als etwas günstigere Alternative zum neuen Smartphone an. Bis auf die etwas verbesserte Frontkamera und LTE für fast alle Netze ist das 5 C technisch das iPhone 5.

Aber geht die Strategie auf? In Europa und den USA vermutlich nicht. Zwar wird das Plastik-iPhone auch hier Käufer finden, die schrille Farben lieben. Oder der wie Apple schreibt, Leute, die mit Farbe ein Statement abgeben, die Persönlichkeit unterstreichen möchten, Menschen, "die bunt leben".

Vielleicht legt Apple auf einen großen Erfolg des iPhone 5C dort auch gar keinen so großen Wert. Möglicherweise ist das Gerät in diesen Märkten vor allem ein Anreiz, doch eher zum in Deutschland 100 Euro teureren iPhone 5S zu greifen, das eine bessere Kamera, einen deutlich stärkeren Chip und einen Fingerabdruck-Scanner im Home-Button hat. Die andere Alternative wäre das iPhone 4S. Doch das zwei Jahre alte Smartphone mit 3,5 Zoll großem Bildschirm und nur acht Gigabyte Speicher bietet für rund 400 Euro auch kein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

China ist der wichtigste Markt

Viel wichtiger wäre für Apple, dass das iPhone 5C in China ein Erfolg wird. Die Chinesen haben laut einer Canalys-Analyse im zweiten Quartal dieses Jahres 88,1 Millionen Smartphones erworben, 33 Prozent aller weltweit verkauften Geräte. Das entspricht einem Wachstum von 108 Prozent. Apples Anteil an diesem Geschäft ist aber vergleichsweise minimal. Mit 4,3 Millionen verkauften iPhones hat das Unternehmen einen Marktanteil von nur 4,8 Prozent und ist nur siebterfolgreichster Hersteller. Erzrivale Samsung hat im gleichen Zeitraum 15,5 Millionen Geräte abgesetzt und ist mit einem Marktanteil von 17,6 Prozent auch in China die Nummer 1. Dass der südkoreanische Riese weit vorne liegt, ist aber nicht das eigentliche Problem von Apple. Schlimmer ist, dass vor dem iPhone-Hersteller fünf chinesische Unternehmen liegen, die alle ihre Absätze vergrößern konnten, während Apple laut "VentureBeat" um 14 Prozentpunkte eingebrochen ist.

Bei aller Kritik am Preis: Die bunten Plastik-iPhones werden sicher auch vielen Menschen gefallen.

Bei aller Kritik am Preis: Die bunten Plastik-iPhones werden sicher auch vielen Menschen gefallen.

Wie die "Financial Times" berichtet hat, verkaufen Lenovo, Yulong, ZTE, Huawei, Xiaomi und andere chinesische Hersteller inzwischen weltweit 20 Prozent aller Smartphones. Sie werden wahrscheinlich weiter zulegen. "Kantar Worldwide" hat ermittelt, dass von Juli 2012 bis Juli 2013 42 Prozent der Smartphones von Menschen gekauft wurden, die zuvor ein sogenanntes Featurephone, ein "normales" Handy, hatten. Kn app die Hälfte aller Mobilfunkgeräte seien noch Featurephones. Laut Canalys werden 75 Prozent der neuen Handys in Asien und Afrika angemeldet, weswegen Analysten davon ausgehen, dass das größte Geschäft in den kommenden Monaten mit günstigen Smartphones gemacht wird.

Monatsgehalt für ein iPhone 5C

Apples Antwort auf diese Herausforderung ist das iPhone 5C. Wie "VentureBeat" schreibt, kostet das 16-Gigabyte-Modell in China aber umgerechnet rund 550 Euro, mehr als ein chinesischer Foxconn-Arbeiter im Monat verdient. Die meisten Chinesen haben weniger Geld. Aber auch wenn die Enttäuschung über den Preis groß ist, sollen angeblich trotzdem viele Chinesen überlegen, das iPhone 5C zu kaufen, das auch in ihrem Land rund 100 Euro günstiger als das 5S ist.

Aber selbst wenn das iPhone 5C trotz aller Unkenrufe in den aufstrebenden Märkten relativ erfolgreich sein sollte, muss Apple schärfere Waffen gegen die chinesische Konkurrenz entwickeln. Denn die Unternehmen bauen nicht nur weit günstigere Smartphones als Apple, sie bringen inzwischen auch Geräte auf den Markt, die mit Samsungs Galaxy S4 oder dem LG G2 locker mithalten können, vielleicht sogar besser sind.

Unbekannte Champions

Das Meizu MX3 hat den Exynos Octa von Apples Erzrivalen Samsung unter der Haube.

Das Meizu MX3 hat den Exynos Octa von Apples Erzrivalen Samsung unter der Haube.

(Foto: Meizu)

Fast niemand kennt außerhalb Chinas die Coolpads von Yulong. Ganz knapp hinter dem vor allem für Notebooks bekannten Lenovo liegt das Unternehmen aber mit 10,8 Millionen verkauften Geräten in China auf Platz 3, vor den beiden bekannteren chinesischen Smartphone-Herstellern ZTE und Huawei. Wie der Zweitplatzierte punktet Yulong hauptsächlich mit sehr günstigen Mittelklasse-Smartphones im Heima tmarkt, hat aber bereits den Sprung in die USA gemacht.

Der hierzulande ebenfalls fast unbekannte Hersteller Meizu hat Anfang September in Peking das MX3 vorgestellt – wie inzwischen rund 80 Prozent aller Smartphones ein Android-Gerät. Es hat ein 5,1 Zoll großes Display mit 1800 x 1080 Pixeln und wird von Samsungs Acht-Kern-Prozessor Exynos Octa angetrieben. Die 16-Gigabyte-Variante kostet in China umgerechnet nur rund 310 Euro, mit 128 Gigabyte knapp 490 Euro.

Auch der Name Oppo dürfte hierzulande nur wenig bekannt sein. Sein 5-Zöller Find 5 ist schon ein paar Monate alt, bietet aber einen Bildschirm mit Full-HD-Auflösung und mit dem Qualcomm Snapdragon 600 seit Juni den gleichen Prozessor wie das HTC One. Chinesen können es für knapp 370 Euro kaufen.

Xiaomi will ganz nach oben

Das Xiaomi M3 kann auch farblich den Plastik-iPhones die Stirn bieten.

Das Xiaomi M3 kann auch farblich den Plastik-iPhones die Stirn bieten.

(Foto: Xioami)

Am interessantesten ist vielleicht Xiaomi, das für die Android-Variante MIUI verantwortlich ist. Der Hersteller, der in China bereits mehr Smartphones als Apple verkauft, hat kürzlich das Mi3 veröffentlicht, das unter anderem ein fünf Zoll großes Full-HD-Display hat, von Nvidias Tegra 4 angetrieben wird, eine 13-Megapixel-Kamera von Sony bietet und nur 8,1 Millimeter dick ist. In China soll es trotzdem nur rund 250 Euro kosten.

Noch ist das Mi3 nicht außerhalb der Volksrepublik vorbestellbar. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis Xiaomi das Gerät auch nach Europa oder in die USA liefert, da bereits eine internationale Version mit Qualcomms Snapdragon 800 geplant ist. Und Xiaomi hat Ende August Googles Ex-Produkt-Manager Hugo Barra eingekauft, der das weltweite Geschäft des Smartphone-Herstellers voranbringen soll.

Da kommt noch was

Apple wird gegen die aufstrebenden chinesischen Hersteller einen sehr schweren Stand vor allem in Asien und Afrika haben. In Europa und Lateinamerika könnten außerdem die Lumia-Smartphones ein Wörtchen mitreden - Microsoft wird jedenfalls viel Geld und PR in seine frisch gekaufte Nokia-Marke stecken. Abschreiben darf man Apple deshalb aber ganz sicher nicht. Der im iPhone 5S eingebaute neue A7-Chip mit einem sparsamen Co-Prozessor für Fitness-Apps deutet darauf hin, dass Apple vielleicht schon bald eine eigene Smartwatch auf den Markt bringt. Die kommenden iPads werden mit dem neuen Prozessor auf jeden Fall zu noch besseren Spielkonsolen. Und möglicherweise bereitet Apple eine Geräte-übergreifende 64-Bit-Offensive vor, an der auch ein Fernseher teilnehmen könnte. Billig für Verbraucher wird das alles aber wahrscheinlich auch nicht.

Quelle: ntv.de

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