Apple, Google und Microsoft Wie geht es den Giganten?
25.12.2012, 12:32 Uhr
In Palo Alto betrachtet ein Kunde ein iPad Mini.
(Foto: REUTERS)
An Apple, Microsoft und Google scheiden sich die Geister. Doch eines ist gewiss: Trotz aller Dominanz müssen sie sich ständig neu erfinden – denn der Druck durch die Konkurrenz ist immens. Im kommenden Jahr stehen die Konzerne vor gewaltigen Herausforderungen.
Gemeinsam haben Microsoft, Google und Apple vor allem eines: Sie haben immer mehr Gegner. Auch 2013 zeichnen sich jede Menge Schwierigkeiten und Konflikte ab. Während die kommenden Monate zeigen werden, wo Apple wirklich steht, muss sich Microsoft mit neuen Geräten beweisen. Und auch Google hat viel vor. Wo stehen die drei Giganten? Ein Überblick.
Apple – Zweifel trotz Rekordzahlen
Es ist paradox: Apple hat gerade das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte erlebt - und zugleich haben Untergangspropheten Hochkonjunktur. Ja, Apple verdiente im vergangenen Geschäftsjahr monumentale 42 Mrd. Dollar, habe aber an Innovationskraft verloren, sagen die Kritiker. Ja, das iPad dominiert immer noch im Tablet-Markt, aber das Google-System Android stehe vor einem großen Boom. Vor allem aber, Geldberg von 120 Mrd. Dollar hin oder her: Apple hat keinen Steve Jobs mehr, lautet die häufigste Begründung, warum es mit dem Konzern doch bald bergab gehen werde.
Der Apple-Mitgründer, der die Firma 1997 vor der Pleite rettete und mit iPod, iPhone und iPad mehrere Märkte umkrempelte oder neu schuf, starb im Oktober 2011. Konzernchef Tim Cook, der schon unter Jobs für das operative Geschäft zuständig war, musste sich in diesem Jahr aus dem übergroßen Schatten seines Vorgängers arbeiten.
Das gelang ihm nicht ohne einige Rückschläge. Der schmerzhafteste war das Debakel mit den eigenen Karten für iPhone und iPad, die in der neuen Version des Betriebssystems iOS den bewährten Google-Kartendienst ersetzten. Sie wurden als große Innovation angekündigt, sorgten aber für Hohn und Spott. Denn neben schicken 3D-Bildern gab es jede Menge Fehler und weniger Informationen als in der Google-Welt.
Cook musste sich persönlich für den Fehlschuss entschuldigen und auf Konkurrenz-Dienste verweisen. Der mächtige iOS-Chef Scott Forstall, ein Jobs-Vertrauter, dem auch Ambitionen auf die Konzernspitze nachgesagt wurden, wurde geschasst. Inzwischen hat Apple viele Fehler in den Maps ausgebessert - doch der Imageschaden bleibt. Und Google Maps gibt es inzwischen auch wieder.
"Unter Steve Jobs wäre so etwas nie passiert", hieß es sofort von vielen Seiten. Aber auch diese Aussage entspricht nicht wirklich der Realität: Auch unter dem legendären Visionär gab es ähnliche Fehlschläge - vom "Antennagate" um das Antennendesign beim iPhone 4 bis zum Fehlstart des Clouddienstes MobileMe. Wo Cooks Apple wirklich steht, wird sich im laufenden Weihnachtsgeschäft zeigen: Nach einer Produktoffensive sollen mehr als 60 Prozent der Umsätze mit neuen Geräten gemacht werden. Zugleich bringen neue Produkte wie das kleinere iPad mini unter dem Preisdruck der Konkurrenz weniger Rendite ein als gewohnt.
Der 51-Jährige Cook drückte Apple in den vergangenen Monaten aber bereits seinen Stempel auf: Die Kommunikation wurde offener, der Konzern achtet mehr auf Umweltschutz und Arbeitsbedingungen bei Zulieferern in Asien. Eine spannende Frage für 2013 ist, ob Apple tatsächlich - wie schon lange spekuliert wird - den Sprung ins Geschäft mit Fernsehgeräten wagt oder eine noch ganz unbekannte Innovation herausbringen wird, um die nächste Branche aufzumischen.
Microsoft – Kerngeschäft unter Druck
Im Jahr 2000 wäre Microsoft beinahe als Monopolist zerschlagen worden. Auch jetzt noch laufen mehr als 90 Prozent der weltweiten PCs mit Windows. Aber als das US-Magazin "Fast Company" vor einem Jahr die Fronten im "großen Tech-Krieg 2012" markierte, fehlte der weltgrößte Software-Konzern in der Auflistung neben Apple, Google, Facebook und Amazon. Es war zur Mode geworden, Microsoft als PC-Dinosaurier abzutun. Mit der neuen Windows-8-Familie will der Konzern zurück ins Rampenlicht und versucht, seine Relevanz aus der PC-Welt in die neue Realität mit Smartphones und Tablet-Computern zu tragen.
Das Jahr 2013 könnte zu einem Schlüsselmoment in der Microsoft-Geschichte werden. Die PC-Verkäufe fallen - und damit gerät auch das Kerngeschäft des Konzerns mit dem Betriebssystem Windows und den Office-Büroprogrammen unter Druck. Es ist nicht so, dass die Spitze um Konzernchef Steve Ballmer dem tatenlos zusehen würde: So wird die Spielekonsole Xbox 360 seit Jahren konsequent zur Unterhaltungszentrale fürs Wohnzimmer ausgebaut.
Und seit Jahren versucht Microsoft, im Online-Geschäft zum Suchmaschinen-Primus Google aufzuschließen - und nimmt dafür in Kauf, dass die Internet-Sparte jedes Jahr mehrere hundert Millionen Dollar verbrennt. Microsoft erlebte 2012 auch seinen ersten Quartalsverlust, durch eine hohe Abschreibung auf einen Spezialisten für Online-Werbung, der im Zuge der Aufholjagd zu Google teuer gekauft wurde.
Die größte Gefahr für die Zukunft von Microsoft wäre jedoch, im boomenden Geschäft mit Smartphones und Tablets außen vor zu bleiben. Und da sah es bisher nicht gut aus für den Riesen aus Redmond. Bei den Computer-Handys darbte Microsoft bis zuletzt bei Marktanteilen im niedrigen einstelligen Prozent-Bereich. Im Tablet-Markt war Windows gar nicht zu sehen. Das soll sich mit dem ersten eigenen Tablet Surface und neuen Smartphones mit dem gerade erschienenen System Windows Phone 8 ändern. Marktforscher wie Gartner trauen Microsoft zu, in einigen Jahren zur dritten Kraft im Smartphone-Markt neben Googles dominierender Android-Plattform und Apples iPhone-System iOS zu werden. Auch ein eigenes Ladennetz in Europa ist beim Konzern ein Thema.
Microsofts Vision: Ein einheitliches Windows quer über alle Geräte. Das soll auch Hybride wie eine Kombination aus Notebook und Tablet ermöglichen. Apple-Chef Tim Cook erklärte das in markanten Worten für den falschen Weg: "Man kann auch einen Toaster und einen Kühlschrank vereinen." Zugleich warnte er aber auch davor, Microsoft abzuschreiben. "Es gibt ein Pferd in Redmond, dass immer mitzieht und immer läuft", antwortete Cook auf die Frage, ob der Wettbewerb im Mobilfunkmarkt zu einem "Zwei-Pferde-Rennen" zwischen dem iPhone und Android-Smartphones geworden sei.
Google – Zahlreiche Baustellen
"Tue nichts Böses", war die Devise, mit der sich die Google-Gründer einst aufmachten, das Internet zu verändern. Sie bauten die meistgenutzte Internet-Suchmaschine und ein Milliarden-Geschäft auf. Inzwischen wird Google aber immer öfter genau das vorgeworfen, was laut Gründungsmotto verhindert werden sollte. Kartellwächter in Europa und den USA ermitteln nach Beschwerden von Konkurrenten über eine Benachteiligung. Mit deutschen Presseverlegern liefert sich der Konzern eine aufgeregt geführte Debatte über ein Leistungsschutzrecht für Artikel-Fragmente im Internet.
Seit Mitgründer Larry Page im April 2011 wieder die Konzernführung nach einem Jahrzehnt "Erwachsenen-Aufsicht" durch Eric Schmidt übernahm, weht ein neuer Wind bei Google. Das Online-Netzwerk Google+ wurde zu einer strategischen Priorität erklärt. Um sich besser darauf konzentrieren zu können, wurden Dutzende mäßig erfolgreicher Projekte dichtgemacht. Googles Smartphone-Betriebssystem Android rollt den Mobilfunk-Markt auf: Zuletzt liefen mit ihm drei Viertel der aktuell verkauften Computer-Handys. Und Page nahm über zwölf Milliarden Dollar in die Hand, um Android mit dem Kauf des Handy-Pioniers Motorola vor Patentklagen von Apple und Microsoft zu schützen. Das handelte Google allerdings auch eine weitere Untersuchung der Wettbewerbshüter ein, weil Motorola mit Patenten klagte, die zum Grundstock technischer Standards gehören. Nun will der Konzern mit dem "Xphone" endgültig ins Hardwaregeschäft der Smartphones einsteigen.
Das Google von Page wirkt zielstrebiger, effizienter, härter. "Wir machen unsere Suchmaschine für Nutzer und nicht für Konkurrenten", kontert der Konzern etwa Vorwürfe von Rivalen, er würde ihre Dienste bei Suchergebnissen benachteiligen. Und Netzwerk-Konkurrent Facebook sei "von Gestern" und habe den falschen Ansatz bei Werbung, hakte der für Google+ zuständige Manager Bradley Horowitz jüngst bei einem Auftritt ab. Abgesehen davon, dass Google+ noch weit von Facebooks Nutzer-Milliarde entfernt sein dürfte - der Internet-Riese zeigte zuletzt selbst Schwächen bei Werbung, seiner wichtigsten Geldquelle. Die Einnahmen pro Klick auf eine Werbeanzeige gaben nach, weil immer mehr Smartphones benutzt werden und auf ihnen die Tarife niedriger sind.
Der 39-jährige Page steht demnächst vor der Aufgabe, die Klippen der Wettbewerbsverfahren zu umschiffen und zugleich Googles Einnahmeströme in der mobilen Welt der Zukunft zu sichern. Dafür will der Konzern unter anderem die Sucherergebnisse noch viel stärker personalisieren, was einen Kollisionskurs mit Datenschützern bedeutet. Google gehöre immer noch zu den Weltverbesserern, betonte Page vor einigen Monaten. Das Wesen von Google sei, "Technologie in großem Maßstab einzusetzen: Fortschritte, die Menschen helfen, das Leben und die Gesellschaft verbessern". Seit dem Motto aus Anfangszeiten schauen viele genau hin, wie sich das mit den wirtschaftlichen Interessen verbinden lässt.
Quelle: ntv.de, jga/dpa