Schneeflocken statt High Definition Youtube kramt VHS-Kassetten raus
15.04.2013, 12:37 Uhr
Neues Video auf Youtube in altem Gewand: Ein Promoclip der Band "Daft Punk".
(Foto: youtube.com / Screenshot n-tv.de)
Bild und Ton sind verzerrt, das Band eiert - hundert Mal überspielt waren wohl zu viel. Der marktreife Videorekorder feiert Geburtstag und Youtube belebt mit einer neuen Funktion die Zeit der Magnetaufnahmen wieder. Das sieht vertraut aus - hat aber kaum etwas mit dem revolutionären Kasten aus dem Jahr 1957 zu tun.
Je älter das Trägermedium, desto schlechter die Qualität - was in Zeiten analoger Dominanz im Technikbereich normal war, ist heute kaum noch vorstellbar. Zum 57. Geburtstag der marktfähigen Bildaufnahme hat Youtube eine Hommage-Funktion aktiviert. Von der Videokassette kennen viele das Problem der Abnutzung, das damit per Knopfdruck simuliert werden kann. So ist bei einigen Clips nun an der unteren Leiste des Players ein neues Symbol zu finden. Wird der "VHS"-Modus aktiviert, bekommt das Bild entsprechende Makel.
Wie bei häufig überspielten Magnetbändern liefert das Portal daraufhin nur noch mäßige Qualität, inklusive Schneeflocken, Bildverzerrung am Rand, kurzzeitigen Aussetzern, seltsam veränderter Tonspur und anderen Anomalien. Wird der Pausenknopf gedrückt, gibt es sogar die typische verzerrte, flackernde Darstellung eines Bildübergangs. Als Auflösung funktionieren nur 360 Punkte. Bei allen anderen verharrt die Darstellung mit einem Standbild.
Binärsystem statt riesiger Kasten
Im Gegensatz zu den früheren analogen Medienträgern, deren Abnutzung meist sichtbar und graduell ablief, werden Nutzer heute mit dem digitalen Binärprinzip von 1 oder 0 konfrontiert. Funktioniert oder funktioniert nicht - das sind die beiden Zustände, die viele optische Medien, Dateiformate in Kombination mit der zugehörigen Hardware ausschließlich kennen.
Der erste Videorekorder, der allgemein als marktreif angesehen wird, ist der Ampex VRX-1000. Die Magnetbandmaschine wurde am 14. April 1957 auf einer Messe in den USA vorgestellt - ein riesiger Kasten, der noch weit entfernt war von den späteren, vergleichsweise kleinen Geräten für den Heimgebrauch ab den 1970ern.
Chefentwickler des VRX-1000 war Charles Ginsburg, der seine Erinnerungen auch niedergeschrieben hat. "The Birth of Videotape Recording" gibt interessante Einblicke in die akuten Probleme der Techniker sowie der Medienlandschaft der damaligen Zeit.
"Formatkrieg" der Hersteller
Jahrelang hatten sich Videorekorder-Hersteller eine Marktschlacht um die Vorherrschaft über die Kassettenart geliefert. Sony versuchte im "Formatkrieg" in Konkurrenz zu einigen anderen sein Betamax-System zum Quasi-Standard zu machen, JVC das "Video Home System" VHS und Philips sein "Video 2000". Erst in den 1980er Jahren setzte sich VHS endgültig durch.
Quelle: ntv.de, rpe