"Facebook macht was es will" Zuckerberg beim G-8-Gipfel
13.05.2011, 14:55 Uhr
Präsidialer Auftritt: Mark Zuckerberg.
(Foto: REUTERS)
Wäre Facebook ein Staat, läge das Netzwerk mit seinen 600 Millionen Nutzern derzeit hinter China und Indien auf Platz drei. Und wie ein Präsident wird Firmen-Gründer Mark Zuckerberg umworben - auch von den politisch Mächtigen. Verbraucherschützer werfen dem Unternehmen allerdings Selbstherrlichkeit vor.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und andere Unternehmenschefs der Branche nehmen Ende Mai an einem Treffen zum Internet teil, das die französische G-8-Präsidentschaft vor dem G-8-Gipfel in Deauville organisiert. Dabei solle es um Fragen wie Erziehung, Wirtschaftswachstum und Meinungsfreiheit gehen, teilte der französische Präsident Nicolas Sarkozy auf seiner Seite des Internet-Netzwerkes Facebook mit.
Nach Angaben der Organisatoren wurden etwa tausend Vertreter von Telekom- und Internetfirmen zu dem Treffen Ende Mai in Paris eingeladen. Zugesagt haben neben Zuckerberg bereits Amazon-Chef Jeff Bezos und Eric Schmidt, der unlängst vom Google-Chefposten in den Verwaltungsrat wechselte.
Sarkozy hat das Internet zu einem der Themen seiner Präsidentschaft der Gruppe der wichtigsten Industrienationen (G-8) gemacht. Beim Gipfeltreffen der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20), wo Frankreich ebenfalls den Vorsitz hat, soll es im November ebenfalls um das Internet gehen, und zwar um den Urheberschutz. Sarkozy hatte sich mehrfach für ein "zivilisiertes Internet" ausgesprochen.
Verbraucherschützer klagen bei Goldman Sachs
Darüber kann er dann direkt mit Mark Zuckerberg reden. Dem wird nämlich immer wieder Missachtung der Datenschutzbestimmungen in Deutschland und der Europäischen Union vorgeworfen. Verbraucherschützer haben nun sogar den Großinvestor Goldman Sachs aufgerufen, Einfluss auf die Unternehmenspolitik von Facebook zu nehmen.
Facebook "macht was es will, statt sich an Recht und Gesetz zu halten", erklärte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Gerd Billen. Der vzbv hatte bereits im November 2010 Klage gegen Facebook eingereicht.
Facebook gerate immer wieder in die negativen Schlagzeilen, erklärte Billen. Das vor wenigen Tagen bekannt gewordene Datenleck, über das Dritte seit Jahren auf sensible Daten der Nutzer zugreifen konnten, sei nur ein Beispiel für die fehlende Sensibilität und Achtsamkeit in Sachen Daten- und Verbraucherschutz. Auch dass Facebook eine Werbeagentur damit beauftragt haben soll, negative Geschichten über Konkurrenten in den Medien zu platzieren, werfe einen weiteren Schatten auf das Unternehmen. Trotz aller Kritik halte Facebook an seiner Geschäftspolitik fest.
Kritik auch an Schmutzkampagne gegen Google
Billen schrieb bereits Anfang März einen Brief an die US-Investmentbank Goldman Sachs. Darin heißt es laut vzbv, Fragen des Daten-, Verbraucher- und Kundenschutzes müssten eine entscheidende Rolle für Investitionen in Unternehmen spielen. Eine Reaktion von Goldman Sachs sei bislang ausgeblieben. Die Bundesregierung forderte der vzbv-Vorsitzende auf, auf die USA einzuwirken, international verbindliche Daten- und Verbraucherschutzstandards einzuführen und deren Durchsetzung zu gewährleisten.
Quelle: ntv.de, tle/AFP