CeBIT

IT-Branche im Umbruch Wer gewinnt, wer verliert?

Die IT-Branche sieht sich als Fallschirm für die strauchelnde Konjunktur in Europa. Zwar legt die Euro-Krise auch den Unternehmen der digitalen Wirtschaft Zügel an - zulegen können sie aber immer noch. Cloud Computing ist der wichtigste Wachstumstreiber. Die Verlagerung von IT-Infrastrukturen ins Internet, stellt aber auch eine Bedrohung für Teile der Branche dar.

Software aus der Cloud bedroht bestehende Geschäftsmodelle.

Software aus der Cloud bedroht bestehende Geschäftsmodelle.

(Foto: REUTERS)

Die deutsche IT-Industrie wird von der Euro-Krise gebremst. Der Branchenverband Bitkom musste auf der CeBIT seine Wachstumsprognose für dieses Jahr zurücknehmen. Jetzt wird nur noch ein Umsatzplus von 1,6 Prozent auf 151 Milliarden Euro erwartet. Damit würden die Erlöse erstmals die Marke von 150 Milliarden Euro überschreiten, erklärte der Verband auf der weltgrößten Computermesse in Hannover. Noch im Herbst hatte er mit rund 153 Milliarden Euro gerechnet.

Trotz der reduzierten Prognose entwickele sich die IT-Branche aber immer noch besser als die Gesamtwirtschaft in Europa, betonte Bitkom-Präsident Dieter Kempf. "Es ist ein ganz ordentlicher Wert" - und die IT-Industrie damit ein stabilisierender Faktor.

Allerdings läuft es in den verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich. Ein riesiger Wachstumstreiber ist das Cloud Computing, bei dem Daten, IT-Dienst oder auch Rechenleistung direkt aus dem Netz bereitgestellt werden. Der Bitkom schätzt, dass die Erlöse in diesem Geschäft im Schnitt jährlich um 37 Prozent zulegen. Aus 3,6 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr sollen damit 2015 bereits 14 Milliarden werden.

Die Sorgenkinder

Was für die einen große Chancen bedeutet, wird andere in der deutschen Softwarebranche aber auf eine harte Probe stellen, warnte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Die Cloud führt dazu, dass bisherige Speziallösungen standardisiert über das Internet angeboten werden. Damit ist das Geschäftsmodell von drei Vierteln der deutschen Anbieter bedroht."

Die Telekommunikation bleibt auf der Geldseite ein Sorgenkind mit ihren sinkenden Einnahmen. Der Bitkom rechnet mit einem dünnen Umsatzplus von 0,6 Prozent auf 66,1 Milliarden Euro. Kempf bekräftigte die Kritik an den europäischen Regulierern, die Entgelte und Roaming-Tarife für Telefonate im europäischen Ausland per Gesetz drücken wollen. Für die Verbraucher sei das zwar sicher angenehm, aber "den Unternehmen werden notwendige Gelder für Investitionen genommen".

Fachkräfte weiter schwer gefragt

Wie jedes Jahr schlägt die Branche auf der CeBIT Alarm wegen des Fachkräftemangels: Immer mehr Informatiker-Jobs bleiben unbesetzt. Im Dezember gab es rund 30.500 offene Stellen, nach 21.000 nur ein Jahr zuvor, berichtete der Branchenverband VDI. Vor allem große Unternehmen gehen als Reaktion ins Ausland. "Dem IT-Standort Deutschland droht ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, wenn speziell bei Großunternehmen der Trend zur Verlagerung einzelner Bereiche ins Ausland einsetzt", warnte Dieter Westerkamp, stellvertretender Leiter Technik und Wissenschaft im VDI.

Insgesamt waren in Deutschland 2011 mit rund 191.700 so viele Informatiker beschäftigt wie nie zuvor. Im Jahr davor waren es erst gut 184.000. Gleichzeitig sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Spezialisten um 1400 auf gut 6000 - das bedeute eine Arbeitslosenquote von nur 3,1 Prozent. "Die von den Hochschulen kommenden Absolventen reichen nicht aus, um den weiter steigenden Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften zu decken", betonte Westerkamp.

Eine Umfrage im Auftrag des VDI machte deutlich, dass große Konzerne und kleinere Unternehmen zu unterschiedlichen Lösungen für den Fachkräftemangel neigen. Von den großen Unternehmen prüfen knapp 44 Prozent die Verlagerung von Bereichen ins Ausland, fast 48 Prozent greifen zum Outsourcing (Mehrfachnennung war möglich). Die kleineren und mittleren Unternehmen favorisieren hingegen mit 44 Prozent die Weiterbildung von vorhandenem Personal, ein Drittel setzt auf flexible Arbeitszeitmodelle.

Quelle: ntv.de

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