Echte Namen bei World of Warcraft Rollenspielern droht Enttarnung
10.07.2010, 08:00 UhrRund 11 Millionen Nutzer weltweit sind im World of Warcraft-Universum zuhause und verbergen sich hinter Phantasienamen wie "Ansugaria" oder "Tolgrim". Jetzt will sie der Spieleanbieter "Blizzard" aus der anonymen Ecke zerren. Im Forum stehen künftig auch die echten Namen.
Zwei, drei oder vier Identitäten – was in der realen Welt den Verdacht der Schizophrenie erweckt, ist im Internet Gang und Gäbe und entspricht einem natürlichen Schutzreflex. Selbst wer sich mit blütenweißer Weste im virtuellen Raum bewegt, wird sich dabei ungern von Kollegen, Arbeitgebern, Nachbarn oder auch weniger wohlgesinnten Netzkriminellen dabei zuschauen lassen. Für Spieler von "World of Warcraft" (WoW) könnte es aber bald vorbei sein mit dem virtuellen Maskenball: Der Online-Spieleanbieter "Blizzard", der unter anderem WoW betreibt, will Nutzer zwingen, in den hauseigenen Foren auch ihre richtigen Namen zu nennen.
Disziplinierungsmaßnahme
Blizzard hofft durch diese Maßnahme, mehr Disziplin in die Foren zu bringen. Diese hätten "im Laufe der Zeit auch den Ruf erlangt, ein Ort zu sein, in dem so genannte "Flame Wars", Trollerei und andere unerfreuliche Dinge gedeihen", heißt es in der Mitteilung an die Mitglieder. "Wenn der für Online-Unterhaltungen typische Schleier der Anonymität entfernt ist, wird dies zu einer besseren Umgebung in den Foren führen, konstruktive Unterhaltungen fördern und die Blizzard Community auf eine Art und Weise zusammen bringen, in der sie bisher nicht verbunden war."
Zuerst wird die Zwangs-Enttarnung die Spieler von StarCraft II treffen, das Science-Fiction-Strategiespiel ist für den 27. Juli angekündigt. Danach werden auch die Besucher anderer Blizzard-Foren aus der Anonymität herausgeholt. Insbesondere die 11 Millionen WoW-Spieler weltweit wollen sich das nicht bieten lassen. Selten dürfte eine Änderung von Nutzungsbedingungen im Netz auf so große Reaktionen gestoßen sein: Der Foren-Thread, in dem sich die WoW-Spieler zur Neuregelung äußern, ist mehr als 2500 Seiten lang. Und die meisten Poster sind sich darin einig, dass die es sich bei der Änderung um eine "überaus dumme Idee" handelt. Manche drohen mit ihren Auszug aus dem virtuellen Märchenwald – der Kündigung des WoW-Abos.
Entrinnen kaum möglich
Ob das Blizzard beeindruckt, ist fraglich. Schon vor einiger Zeit hat die Erweiterung des Spieleportals "Battle.net" zum virtuellen Netzwerk begonnen. Spieler können sich mit anderen Spielern anfreunden und teilen ihnen damit auch den vollen Namen mit – und die Namen der eigenen Freunde. Bei Facebook, mit dem Blizzard kooperieren will, lässt sich das immerhin mit ein paar Klicks in den Privatsphäre-Einstellungen verhindern. Dort muss man sich auch nicht zwingend mit Klarnamen anmelden. Das ist zwar offiziell vorgeschrieben, lässt sich aber schwerlich kontrollieren. Blizzard hat es da einfacher: Die zahlenden Abonnenten mussten bei der Registrierung schließlich ihre richtigen Daten angeben und die lassen sich jetzt fürs Forum einfach freischalten.
Was den Nutzern dabei besonders unheimlich ist: Nicht nur die Mitspieler können künftig sehen, wer sich hinter dem Druiden "Ollidrood" oder der Priesterin "Tasardur" verbirgt. Wer Forenbeiträge lesen will, muss sich dafür nicht registrieren. Letztlich bleibt WoW-Spielern nur eine Möglichkeit, ihre Anonymität zu bewahren: Sie müssen sich aus den Foren fernhalten. Im Spiel dürfen sich die Bewohner von WoW und anderer virtueller Universen weiter incognito bewegen.
Quelle: ntv.de