Falschberatung

Das Beratungsprotokoll sollte Kunden eigentlich ein Beweismittel in Fällen von Falschberatung liefern. In der Praxis drehen viele Banken den Spieß um und stellen sich mit dem Protokoll selbst einen Persilschein aus. Die Bundesverbraucherschutzministerin will dabei nicht länger zusehen.

Wer Zertifikate der Pleite gegangenen Lehman-Bank erworben hat, kann dafür nicht zwangsläufig die Bank verantwortlich machen, über die er die Wertpapiere gekauft hat. Viele Anleger versuchen die Banken derzeit auf Schadensersatz wegen Falschberatung zu verklagen.

Die privaten Finanzinstitute versuchen mit einer Transparenz-Offensive, das verloren gegangene Vertrauen von Anlegern zurückzugewinnen. Dazu dienen auch neue, standardisierte Warnhinweise beim Kauf von Fonds oder Zertifkaten.

Ab dem 1. Januar soll es einfacher werden, Falschberatung nachzuweisen. Anlageberater müssen dann ein ausführliches Protokoll erstellen. Verbraucherschützer fürchten, dass die Dokumentation nicht viel bringen wird.

Mitte September ist es ein Jahr her, dass die US-amerikanische Investmentbank Lehman Brothers pleiteging. Zehntausende Zertifikate-Anleger verloren ihr Geld - ihrer Ansicht nach aufgrund falscher Beratung durch die Banken.

Im ersten Prozess um die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers sind Anleger mit einer Klage wegen Falschberatung gescheitert. Das Landgericht Frankfurt am Main wies die Klage eines Ehepaars aus Hessen gegen die Frankfurter Sparkasse ab.

Lehman-Zertifikate-Inhaber haben es nicht leicht. Erst kam der Schock, als über Nacht ihre Geldanlage nichts mehr Wert sein sollte. Dann kam die Verärgerung und schließlich die Suche nach einem Schuldigen.

Sparer können vermeintliche Fälle von Falschberatung jetzt online bei Verbraucherzentralen dokumentieren. So können Anleger auf der Homepage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen einen Fragenkatalog ausfüllen, wenn sie sich von ihrer Bank geprellt fühlen.

Für Sozialversicherungsbeiträge, die ein Versicherter jahrelang wegen einer Falschberatung seines Steuerberaters zu Unrecht zahlt, kann er diesen nicht haftbar machen.

Der Schauspieler Hannes Jaenicke will 70 000 Euro Schadenersatz von der Commerzbank. Laut einem Magazinbericht fühlt sich der Schauspieler von der Bank falsch beraten. Jaenicke hatte - wie zahlreiche andere Prominente - in den umstrittenen VIP-Medienfonds investiert, der inzwischen auch die Gerichte beschäftigt. Nun soll sein Anwalt Schadenersatzklage wegen Falschberatung eingereicht haben.