Wochenlang war es friedlich. Nun - eine Woche nach dem offiziellen Ende des Baustopps für Stuttgart 21 - brennen bei einigen Demonstranten offensichtlich die Sicherungen durch: Polizisten werden verletzt, Bauzäune niedergerissen. Die Suche nach den Schuldigen läuft auf Hochtouren.
Nach dem Gewaltausbruch an der Stuttgart-21-Baustelle leitet die Polizei Ermittlungen gegen die Demonstranten wegen versuchter Tötung ein. Ein am Boden liegender Beamter sei so traktiert worden, dass man um sein Leben fürchtete, so Polizeipräsident Züfle. Die Projektgegner stellen das Geschehen allerdings völlig anders dar - der Mann sei unverletzt aus dem Menge geführt worden.
Nach der Montagsdemonstration reißen Gegner des Bahnprojekts "Stuttgart 21" die Bauzäune um und stürmen das abgesperrte Gelände am Hauptbahnhof. Mehrere Polizisten werden verletzt. "Einen Weiterbau um jeden Preis wird es wohl nicht geben", sagt derweil der frühere Streitschlichter Geißler.
Das umstrittene Bauprojekt des Stuttgarter Hauptbahnhofes scheint an seine finanziellen Grenzen zu stoßen. "Einen Weiterbau um jeden Preis wird es wohl nicht geben", sagt der frühere Streitschlichter Geißler. Nun kommt es darauf an, wie der Stresstest des neuen Bahnhofes ausfällt.
Die Bahn baut wieder, die Grünen fürchten eine neue Protestwelle - es brodelt rund um das Projekt Stuttgart 21. Auch, weil der Konzern die Veröffentlichung der Stresstestergebnisse zum Bahnhofsumbau offenbar hinauszögert. Schlichter Heiner Geißler hebt den Zeigefinger und fordert mehr Informationen.
Der Streit um Stuttgart 21 wird schärfer: Bahnchef Grube wirft der grün-roten Landesregierung Täuschung der Wähler vor und droht indirekt mit Klage. Der grüne Verkehrsminister Hermann beschuldigt seinerseits die Bahn, die Kosten nicht transparent zu machen. Wie es mit dem Projekt weitergeht, werden die Ergebnisse des Stresstests Mitte Juli zeigen.
Stuttgart 21 wird weitergebaut. Dagegen kann auch der grüne Ministerpräsident in Baden-Württemberg nichts ausrichten. Doch sind es im September 2010 noch Zehntausend, die sich Luft machen, protestieren heute nur noch ein paar Hundert dagegen. Die grüne Spitze ist jetzt Regierung und bleibt daheim. ein Kommentar von Manfred Bleskin
Die ersten "Vorbereitungsarbeiten" am geplanten Stuttgarter Untergrundbahnhof laufen, auch die Parkschützer sind wieder da - und werden von der Polizei weggetragen.
Stuttgart 21 wird fürs Erste weitergebaut: Die grün-rote Landesregierung von Baden-Württemberg verzichtet auf einen Baustopp-Antrag, um nicht die Kosten dafür zu tragen. "Bei einer Forderung hätten wir zahlen müssen." Die Bahn kündigt an, bereits nächste Woche die Bauarbeiten wieder aufzunehmen.
Im Streit um das Großprojekt Stuttgart 21 lenkt Bahnchef Grube ein und zeigt sich bereit, den Baustopp bis Mitte Juli zu verlängern. Allerdings beinhaltet sein "letzter Kompromissvorschlag" auch Bedingungen. Die neue Regierung Baden-Württembergs warnt der 59-Jährige indes vor den Folgen eines Baustopps bis Oktober.