Streik wird Dienstag fortgesetzt 113.000 LH-Passagiere bleiben am Boden
09.11.2015, 12:27 Uhr
Was wir bestreiken können, wird bestreikt: UFO ist zufrieden.
(Foto: REUTERS)
Am dritten Tag des vielleicht längsten Ausstands in der Lufthansa-Geschichte trifft der Ausstand das Unternehmen mit voller Wucht. Mehr als 900 Flüge sind gestrichen. Doch zwischen den Konfliktparteien herrscht Schweigen.
Bei der Lufthansa haben die Flugbegleiter der Lufthansa ihren Streik verschärft. Erstmals wurde zu Wochenbeginn neben Frankfurt und Düsseldorf nun auch das zweitgrößte Drehkreuz München bestreikt. Lufthansa hatte nach eigenen Angaben 929 Flüge abgesagt, wovon rund 113.000 Passagiere betroffen seien. Das ist gut die Hälfte des normalen Flugprogramms der Kerngesellschaft Lufthansa. Ein schnelles Ende des längsten Streiks in der Geschichte der Lufthansa ist zunächst weiter nicht absehbar. Am Vormittag beriet der Vorstand des Dax-Konzerns. Derweil ruft die Gewerkschaft auch für Dienstag zum Ausstand auf.
Die Gewerkschaft Ufo wollte im Laufe des Tages mitteilen, wie der Arbeitskampf weitergeht. "Unsere Gäste müssen bis inklusive Freitag davon ausgehen, dass ihr Flug mit Lufthansa ausfällt", wiederholte der Ufo-Vorsitzende Nicoley Baublies die generelle Streikdrohung. Die Gewerkschaft werde nur mitteilen, wo gegebenenfalls Flüge stattfinden könnten.
20 Millionen Euro Verlust - am Tag
Der Vorstand will am Abend über das weitere Vorgehen informieren. Er rechne angesichts des Tonfalls der Ankündigung nicht mit einem neuen Angebot, sondern eher mit neuen Drohungen etwa zu Auslagerungen von Jets, erklärte Baublies. Man warte die Erklärung ab und werde dann entsprechend reagieren.
Derweil beziffert das Unternehmen den täglichen Verlust durch den Ausstand des Kabinenpersonals auf einen deutlich zweistelligen Millionen-Betrag. Der konkrete Schaden könne aber erst in einigen Wochen beziffert werden, wenn feststehe, wie viele Passagiere umgebucht haben oder in einem Hotel untergebracht werden mussten, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Analysten schätzen, dass die Lufthansa bei einer Arbeitsniederlegung auf allen Strecken - also auf den Europa- und Überseeflügen - pro Tag rund 20 Millionen Euro Betriebsgewinn einbüßt.
Seit Freitag bereits 1700 Flüge ausgefallen
Lufthansa hat in Deutschland nur in Frankfurt, München und Düsseldorf Crews stationiert, so dass am Montag ein Vollstreik erreicht wurde. Bei Starts aus dem Ausland dürfen die Flugbegleiter nicht streiken. "Von den Flügen, die wir bestreiken können, fallen nach unserem Eindruck fast alle aus", erklärte Baublies. Das Unternehmen nennt hingegen als Bezugsgröße für das Ausmaß des Streiks stets die Zahl von 3000 täglichen Flügen in der Lufthansa-Gruppe, von denen am heutigen Montag noch rund zwei Drittel stattfinden sollten. Flüge der Group Airlines Air Dolomiti, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Eurowings, Germanwings, Lufthansa CityLine und Swiss sind vom Streik nicht betroffen.
Seit Streikbeginn am Freitag addiert sich die Zahl der ausgefallenen Lufthansa-Flüge bereits auf mehr als 1700. An den Transitschaltern bildeten sich beispielsweise in Frankfurt lange Schlangen. Im Terminal übernachten mussten der Betreibergesellschaft Fraport zufolge nur rund 50 Passagiere.
München ist nach Frankfurt das wichtigste Drehkreuz der Fluggesellschaft, hier sind 5000 der 19.000 Lufthansa-Flugbegleiter stationiert. Der Airport war zunächst wegen des Endes der Herbstferien in Bayern verschont worden.
Die Tarifverhandlungen für die Stewardessen und Stewards der Lufthansa ziehen sich bereits seit zwei Jahren hin. Strittig sind vor allem die komplexen Regelungen zu Betriebs- und Übergangsrenten von rund 19.000 Flugbegleitern. Der erste Ausstand der Flugbegleiter in der aktuellen Tarifrunde soll bis einschließlich Freitag fortgesetzt werden. Die Piloten der Lufthansa haben schon 13 Mal gestreikt.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa