Studie: Einkommenskluft immer größer Arme bleiben arm, Reiche werden reicher
10.10.2016, 12:27 Uhr
Die Unterschiede bei der Einkommensverteilung in Deutschland werden Experten zufolge immer größer. Das Risiko eines finanziellen Abstiegs bedroht vor allem Menschen in ohnehin prekärer Lage. Reiche hingegen müssen sich indes wenig sorgen.
Die Einkommen in Deutschland sind einer Studie zufolge so ungleich verteilt wie nie zuvor. "Arm bleibt arm und reich bleibt reich - das gilt aktuell noch deutlich stärker als vor 20 Jahren", sagte Anke Hassel vom gewerkschaftsnahen WSI-Instituts bei der Vorlage der Untersuchung. Gleichzeitig seien die Abstände zwischen hohen und niedrigen Einkommen spürbar gewachsen. Demnach bleiben arme Menschen häufiger dauerhaft arm, während sehr reiche sich zunehmend sicher sein können, ihre Einkommensvorteile auf Dauer zu behalten. So schaffe es die Hälfte der Armen nicht, innerhalb von fünf Jahren aus der Armut herauszukommen - deutlich mehr als noch in den 1990er-Jahren.
Für Angehörige der unteren Mittelschicht sei das Risiko des finanziellen Abstiegs gewachsen, während Wohlhabende tendenziell größere Aufstiegschancen hätten. Die Forscher vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung berufen sich auf Daten von 2013, aktuellere Zahlen gibt es nicht.
Zur Frage, wie sich die Lage in den vergangenen Jahren im Zuge von Beschäftigungsrekorden und sinkender Arbeitslosigkeit entwickelt habe, sagte WSI-Expertin Dorothee Spannagel: "Der Aufschwung ist nicht bei allen angekommen." Es gebe steigende Armutsquoten. Der Anstieg liege auch daran, dass Flüchtlinge miteingerechnet würden, die nur niedrige Unterhaltssätze erhalten. Gleichzeitig gebe es steigende Reichtumsquoten. Deshalb habe sie die Vermutung, "dass sich nicht wahnsinnig viel getan habe".
Quelle: ntv.de, apo/rts