Dobrindt erteilt Auflagen "Bei VW wird alles umgedreht"
04.11.2015, 15:40 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die neue Hiobsbotschaft von Volkswagen ruft auch die Bundesregierung auf den Plan. Verkehrsminister Dobrindt verlangt eine umfangreiche Nachprüfung aller Autoreihen. Er will, dass für die Kunden keine weiteren Belastungen entstehen.
Nach den neuen Schreckensmeldungen aus Wolfsburg hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt Volkswagen neue Auflagen erteilt. Alle Autoreihen - Diesel wie Benziner - werden nun auf Verbrauch, CO2-Ausstoß und Stickoxidemissionen nachgeprüft, wie der CSU-Politiker ankündigte. "Alles wird umgedreht und angeschaut", sagte Dobrindt in Berlin.
Außerdem muss der Autobauer ein Kundenzentrum einrichten, um den Skandal mit den VW-Fahrern kundenfreundlich aufzuarbeiten. "Es muss das Problem beseitigt werden und es dürfen keine Belastungen für die Kunden entstehen", verlangte der Minister. Dobrindt erwartet, dass die getürkten Grenzwerte beim CO2-Ausstoß zu höheren Kfz-Steuern für die Halter führen werden. Auch hier verlangte er, dass VW die Mehrbelastungen übernimmt.
Volkswagen hatte am Vorabend eingeräumt, teilweise unstimmige Kohlendioxid-Werte bei den Typenzulassungen angegeben zu haben, die nicht dem tatsächlichen Schadstoffausstoß entsprechen. Davon betroffen sind rund 800.000 Fahrzeuge, darunter zum ersten Mal auch Autos mit Benzinmotoren. Die wirtschaftlichen Risiken bezifferte VW in einer ersten Schätzung auf - zunächst - rund zwei Milliarden Euro.
Damit muss der Autobauer binnen Tagen zwei harte Schläge einstecken. Am Montag hatte die Umweltschutzbehörde EPA den Vorwurf erhoben, dass auch Drei-Liter-Dieselmotoren mit einer Manipulationssoftware für das Abgassystem versehen sind. Sie sind neben dem VW Touareg auch in Modellen von Audi und Porsche eingebaut. VW wies die Anschuldigungen zurück.
Problem mit Nockenwelle
Derweil ruft VW in den USA fast 92.000 Fahrzeuge neueren Baujahrs wegen Problemen an der Nockenwelle zurück in die Werkstätten. Der deutsche Autobauer hat zudem Händler angewiesen, die Verkäufe bestimmter Fahrzeuge der Baujahre 2015/2016 mit Benzinmotor zu stoppen, bis das Unternehmen eine Problemlösung gefunden habe. Das geht aus einer Mitteilung an Händler hervor, in die das Wall Street Journal Einblick hatte.
Unter den 91.867 von der Rückrufaktion betroffenen Fahrzeuge sind die Modelle Jetta, Passat, Beetle, Golf/GTI und Golf Sportwagen.
Eine VW-Sprecherin sagte, es seien keine Verletzungen durch die Probleme bekannt. Das Unternehmen werde die betroffenen Kunden ab Dezember entsprechend benachrichtigen, hieß es in einer Mitteilung an die Aufsichtsbehörden.
Demnach hat VW bereits im Februar Probleme an der Nockenwelle bemerkt und die betroffenen Teile getestet, bevor sich VW dann im Oktober zu dem Rückruf entschieden habe. Fahrzeuge mit ähnlichen Problemen wurden auch in Kanada zurückgerufen. Durch die Probleme an der Nockenwelle kann die Motor- und Bremskraft beeinträchtigt werden, wodurch wiederum die Unfallgefahr steigt.
Quelle: ntv.de, wne/DJ